17.11.2019 11:50 Uhr

Oranje beendet "die dunkelsten Fußballjahre"

Die Niederlande qualifizierte sich erfolgreich für die EM
Die Niederlande qualifizierte sich erfolgreich für die EM

Die Nationalmannschaft der Niederlande nimmt erstmals seit der WM 2014 wieder an einem großen Turnier teil. Dank des erfolgreichen personellen Umbruchs bleibt die Elftal diesmal von Häme verschont.

Das Ende der jahrelangen Durststrecke löste bei Oranje keine überschäumende Freude aus: Als die erste Teilnahme an einem großen Turnier seit der WM 2014 gesichert war, riss zumindest Matthijs de Ligt die Arme kurz nach oben. Seine Mitspieler hielten sich dagegen zurück.

In den Niederlanden herrschte Erleichterung statt großem Jubel nach dem Ende der "dunkelsten Fußballjahre dieses Jahrhunderts" ("NRC"). Unmengen an Spott waren in den vergangenen Jahren auf die Elftal eingeprasselt, vor allem die hämischen Gesänge der ungeliebten Nachbarn aus Deutschland dürften nun aber vorerst verstummen.

Das zähe 0:0 in Nordirland am Samstagabend genügte der niederländischen Nationalmannschaft zur Qualifikation für die paneuropäische EM im kommenden Jahr. "Wir müssen froh sein, wenn wir sehen, woher wir kommen", sagte Daley Blind, mit 69 Länderspielen der erfahrenste in der stark verjüngten und erneuerten Elf von Oranje: "Wir sind wieder eine Mannschaft, die schwer zu schlagen ist." Und auch Abwehrchef Virgil van Dijk forderte: "Wir müssen es genießen."

Ronald Koeman krempelte Oranje um

Als die Niederlande zuletzt für Furore auf der großen Fußball-Bühne gesorgt hatten, spielten ehemalige Stars wie Arjen Robben, Rafael van der Vaart und Robin van Persie noch die Hauptrollen. 2014 bei der WM in Brasilien war das - am Ende stand sogar Platz drei. Danach folgte allerdings der tiefe Absturz: keine EM 2016, keine WM 2018. Vor allem in Deutschland machte der Gassenhauer "Ohne Holland fahr'n wir zur WM" die Runde.

Bondscoach Ronald Koeman allerdings übernahm nach der gescheiterten Quali im Februar 2018 und vollzog den Umbruch - mit Erfolg. Aus jungen, hungrigen Spielern wie de Ligt, Frenkie de Jong und Donny van de Beek formte er eine Einheit, dazu ein Anführer wie van Dijk von Jürgen Klopps FC Liverpool. Die Mischung macht es.

Zwar gaben die Niederlande in Gruppe C die Tabellenführung an Joachim Löws DFB-Elf ab, am Dienstag gegen Estland (20:45 Uhr) kann Koemans Team aber noch einmal zurückschlagen. Dabei müssen van Dijk und Co. allerdings zeitgleich auf einen Patzer der deutschen Nationalmannschaft gegen die Nordiren hoffen - bei zwei Punkten Rückstand ist der Gruppensieg aber noch möglich.

Niederländische Presse zeigt sich kritisch

Und dennoch mischten sich unter die Vorfreude auf die lang ersehnte Teilnahme an einem großen Turnier auch kritische Stimmen. Vor allem die heimische Presse zeigte sich nach den durchschnittlichen Auftritten der Elftal in Weißrussland, in den beiden Duellen mit Nordirland und dem verschenkten Platz eins skeptisch. "Der Glanz war auf einen Schlag verloren", schrieb "De Telegraaf", es seien "mehr Probleme als erwartet". Jungstar de Jong reagierte darauf mit Unverständnis und forderte, man solle "nicht zu kritisch sein".

Dennoch gehören die Niederlande zu den Titelkandidaten für das kommenden Jahr. Oder? "Erst verpassen wir eine Europameisterschaft und eine Weltmeisterschaft und jetzt sind wir wieder ein Favorit", sagte Blind mit einem müden Lächeln: "Das ist nur in den Niederlanden möglich." Aber immerhin hatte Oranje durch das Erreichen des Endspiels der Nations League gegen Portugal (0:1) in diesem Sommer schon aufhorchen lassen.

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