20.11.2019 12:31 Uhr

Warum Maxi Eggestein bei Werder in der Krise steckt

Für Maximilian Eggestein läuft es bei Werder Bremen aktuell nicht
Für Maximilian Eggestein läuft es bei Werder Bremen aktuell nicht

Vor dem richtungsweisenden Heimspiel gegen den FC Schalke 04 am Samstag steckt Maximilian Eggestein bei Werder Bremen in der Formkrise. Spätestens nach der Winterpause muss der noch vor einem Jahr gehypte und vom BVB umworbene Nationalspieler a.D. liefern, sonst droht mehr als ein Zwischentief. Verpasst Eggestein sowohl die EM als auch die Saisonziele mit Werder?

Vor gar nicht allzu langer Zeit, genauer gesagt im Oktober 2018, war Maximilian Eggestein in aller Munde. Mit zwei sehenswerten Treffern hatte der Bremer Mittelfeldmann den FC Schalke 04 gerade erst im Alleingang besiegt. Nicht nur Werder-Fans forderten damals die Nominierung des gebürtigen Hannoveraners für die Nationalmannschaft.

Ein halbes Jahr später holte Bundestrainer Joachim Löw den älteren der Eggestein-Brüder tatsächlich in den DFB-Kader. In den Partien gegen Serbien und die Niederlande kam Eggestein zwar nicht zum Einsatz. Dennoch schien das Debüt des laufstarken Achters in der A-Auswahl nur eine Frage der Zeit zu sein.

Stolz wie Oskar waren sie in Bremen, nach mehrjähriger Durststrecke endlich mal wieder einen deutschen Nationalspieler zu stellen. Dazu noch einen, der im vereinseigenen Leistungszentrum ausgebildet wurde. Eggestein selbst blickte in eine goldene Zukunft. Sogar Borussia Dortmund beschäftigte sich mit dem Bremer. Heute, exakt 13 Monate später, ist der Eggestein-Hype verflogen.

Maximilian Eggestein wirkt bei Werder Bremen überspielt

Eine Szene aus dem jüngsten Werder-Spiel in der Bundesliga steht sinnbildlich für die Eggestein-Krise im Spätherbst 2019.

Beim 1:3 in Gladbach wurde der 22-Jährige in der 42. Minute von Leonardo Bittencourt mustergültig bedient, brachte jedoch das Kunststück fertig, einen Flugkopfball aus fünf Metern nicht im Tor zu versenken. "Den muss ich auf jeden Fall weiter ins Eck platzieren. Da muss ich ein Tor draus machen, das ist klar", gestand hinterher Eggestein kleinlaut.

Die ausgelassene Chance, die den wichtigen Anschlusstreffer verhinderte, passt ins Bild. Seit der kräftezehrenden U21-EM im Sommer wirkt der Shooting-Star überspielt, fahrig, mitunter verkrampft. Die fehlende Vorbereitung mit den Teamkollegen wirkt nach.

Zwar zählt Eggestein noch immer zu den zehn laufstärksten Akteuren der Liga, schlägt daraus aber kaum noch Kapital. Zudem hat er massiv an Torgefahr eingebüßt. Zum Vergleich: Fünf Treffern nach zwölf Pflichtspielen im Vorjahr stehen bislang null Tore in dieser Spielzeit gegenüber.

Eggestein immer noch "wichtig" für Werder Bremen

Immerhin: Werder-Coach Florian Kohfeldt hält weiter zu seinem Schützling. "Maxi ist so wichtig für uns - das ist kaum in Worte zu fassen", stellte der 37-Jährige kürzlich klar.

Der "Trainer des Jahres 2018" schätzt die mannschaftsdienliche Art Eggesteins. Als Kohfeldt in den ersten Wochen der Spielzeit phasenweise zwölf Profis fehlten, konnte er sich auf seinen Musterschüler verlassen.

Ohne zu murren rückte dieser ins defensive Mittelfeld, obwohl er sich weiter vorne bekanntlich wohler fühlt. Dass er auf der Sechs weniger im Rampenlicht stehen würde, war Eggestein egal. Die Abräumer-Rolle kannte er ohnehin schon von der U21.

Doch so sehr er sich mühte und für das Team arbeitete, an seine mitreißenden Auftritte aus der Vorsaison kam der 22-Jährige nie heran. Steckt womöglich mehr als das vielzitierte Zwischentief dahinter?

Maxi Eggestein hofft auf die Winterpause

Bei Eggestein liegt die Vermutung nahe, dass die dringend benötigte Winterpause und die folgende Rückrunden-Vorbereitung auf Mallorca für Besserung sorgen kann.

Auch wenn es für die Nationalmannschaft derzeit nicht reichen mag, so hat das Eigengewächs doch nachgewiesen, auf gehobenem Bundesliga-Niveau mithalten zu können. Bis zum Ende der Hinrunde wird er freilich die Zähne zusammenbeißen müssen.

Gut für Eggestein: Mit Rückschlägen kennt er sich aus. Zwischen 2014 und 2016 hatte der Rechtsfuß als Spielmacher an der Weser noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Seine Rückversetzung ins Drittligateam begriff er als Chance und nutzte die Zeit, um abseits des Rampenlichts an seinem Defensivverhalten zu arbeiten. Als Eggestein zu den Profis zurückkehrte, war er ein anderer Spieler. Er war gereift. Nun braucht es erneut einen solchen Turnaround.

Schafft Maxi Eggestein den Turnaround gegen den FC Schalke 04?

Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich Eggestein ausgerechnet gegen Schalke. Bleiben die Bremer im Duell mit dem wiedererstarkten Fast-Absteiger der letzten Saison zum achten Mal sieglos, droht der Absturz auf den Relegationsplatz.

Das würde nicht zu Eggesteins Ansprüchen passen: Noch im April, als Maxi wenige Tage nach seinem Bruder Johannes einen neuen Vertrag bei den Grün-Weißen unterschrieb, waren sich die beiden einig, dass "Europa weiter unser Anspruch sein sollte".

Höchste Zeit, der Realität ins Auge zu blicken, denn: Vom internationalen Geschäft ist Werder derzeit ungefähr so weit entfernt wie Maximilian Eggestein von seiner Top-Form.

Heiko Lütkehus

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