29.11.2019 10:42 Uhr

"Ich hab' das Niveau nicht so hoch erwartet"

Juan Domínguez (r.) ist aus dem Sturm-Mittelfeld nicht wegzudenken
Juan Domínguez (r.) ist aus dem Sturm-Mittelfeld nicht wegzudenken

Juan Domínguez hat in Spanien gegen Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Co. gespielt, vom Niveau in Österreich zeigt er sich positiv angetan. Mit weltfussball spricht der Sturm-Legionär über seinen schwierigen Start in Graz, erklärt, was bei den "Blackies" noch besser werden muss und wodurch Salzburgs Wunderstürmer Erling Håland so stark ist.

Er hat gegen Superstars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Antoine Griezmann oder Gareth Bale gespielt und lief bei seinem Stammklub Deportivo La Coruña an der Seite von Vereinsikone Juan Carlos Valerón mit dem Zehner auf dem Rücken auf. Insgesamt 84 Partien bestritt Juan Domínguez Lamas für "Dépor" in der spanischen Primera División, seit knapp einem Jahr sorgt der Galicier mit seiner Erfahrung für Stabilität im Spiel von Sturm Graz. Dass Sportdirektor Günter Kreissl den Mittelfeldmann vergangenen Februar in die Steiermark locken konnte, verdanken die "Blackies" einer Pleite in Katalonien.

Domínguez spielte inzwischen beim spanischen Zweitligisten Reus Deportiu, als dieser vorigen Winter in die Insolvenz schlitterte. Nach einem Gerichtsurteil wurde der Klub vom Ligabetrieb ausgeschlossen und die Verträge der Spieler aufgelöst. Bis heute hängt Reus in der Luft, der spanische Sportgerichtshof und der Fußballverband spielen sich den Ball hin und her.

>> Juan Domínguez' Karrierestatistiken in der weltfussball-Datenbank

"Das war eine schwierige Situation. Wir standen ohne Vertrag da, als der Transfermarkt bereits geschlossen war. Die Kaderplanungen bei den Klubs sind zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen, es war schwierig, eine Lücke zu finden", erinnert sich Domínguez im Gespräch mit weltfussball zurück. Den Entschluss, irgendwann vor dem Ende der Karriere einmal ins Ausland zu gehen, hatte der Mann aus Puentedeume, einem kleinen Küstenstädtchen im äußersten Nordwesten Spaniens, schon vorher gefasst. "Ich wollte diese Erfahrung machen, eine neue Kultur und auch einen neuen Fußball kennenlernen." Im Februar 2019 kam, etwas unverhofft, die Gelegenheit dazu.

Von "ein paar interessanten Angeboten" entschied sich Domínguez für jenes von Sturm Graz. "Aufgrund der Geschichte des Klubs, der Platzierung in der Tabelle und weil Österreich sowieso meine Aufmerksamkeit erregt hatte." Auf Vorab-Gespräche mit Landsleuten, die hier spielen oder gespielt haben, verzichtete Domínguez, obwohl er seinerzeit in der zweiten Mannschaft von Deportivo kurz mit einem gewissen Iván Carril Regueiro zusammengespielt hatte. Der blonde Offensivmann war zwischen 2010 und 2013 drei Saisonen bei der SV Ried engagiert.

Juan Domínguez: "Die Ergebnisse müssen besser werden"

Sportlich entpuppte sich Domínguez bei Sturm mit seiner Technik und seiner Ruhe am Ball schnell als Verstärkung, auf persönlicher Ebene war das Frühjahr jedoch nicht leicht, wie er verrät. "Da das Aus bei Reus so unerwartet kam, landete ich vorerst alleine hier. Ich konnte kein Deutsch, nicht besonders gut Englisch und es war das erste Mal, dass ich im Ausland lebte. Die ersten Monate waren hart." Inzwischen hat sich der 29-Jährige jedoch längst an die neue Umgebung gewöhnt. "Ich habe mich gut eingelebt, Leute kennengelernt, auch Spanier, mit denen ich mich hin und wieder treffe."

Auch die Abstimmung mit den Mitspielern sei immer besser geworden, versichert Domínguez, der in dieser Spielzeit erst eine Partie aufgrund einer Gelbsperre verpasst hat. "Die Saison läuft gut", findet er, schränkt aber auch ein: "Wir wären schon gerne etwas weiter oben. Die Ergebnisse müssen besser werden." Insofern war das 1:1 in Hütteldorf vergangenen Sonntag auch irgendwie sinnbildlich für die Grazer. "Ein Unentschieden auswärts bei Rapid ist nicht schlecht, aber ich denke, wenn jemand den Sieg verdient hätte, dann wir. Aufgrund der spielerischen Leistung und der Torchancen hätten wir auch gewinnen können."

Ähnliches gilt auch für das andere 1:1 Sturms in dieser Saison. Beim Heimspiel gegen Red Bull Salzburg Mitte Oktober traf Domínguez erstmals auf Erling Braut Håland. Der 19-jährige Norweger hinterlässt auch bei jemandem, der in Spanien schon mit den absoluten Weltstars auf dem Platz gestanden ist, Eindruck. "Er ist nicht nur ein Goalgetter, sondern auch sehr schlau. Er weiß, wo er den Ball hinspielen muss, wann er direkt, wann er mit zwei Kontakten spielen oder wann er ins Dribbling gehen muss", schwärmt Domínguez. "Ein sehr kompletter Spieler, vor allem für sein Alter. Mangelnde Erfahrung hat man ihm nicht angesehen, im Gegenteil: Er ist schon sehr reif."

"Österreichs Topteams könnten auch in der Primera División spielen"

Generell hat Domínguez von der österreichischen Bundesliga einen durchaus positiven Eindruck. "Ich hab' mir das Niveau nicht so hoch erwartet, wie es tatsächlich ist", gibt er zu. "Der größte Unterschied zur spanischen Liga besteht im Spielstil, der hier viel direkter ist. Sobald sie den Ball erobern, wollen sie so schnell wie möglich zum gegnerischen Tor kommen." Österreichs Topteams, davon ist Domínguez überzeugt, "könnten auch in der Primera División spielen".

Er selbst wird zumindest noch bis Sommer in der Alpenrepublik kicken und hat mit Sturm noch einiges vor. "Unsere Zielsetzung muss ehrgeizig sein, das Ziel ist, unter die ersten drei zu kommen." Domínguez' aktueller Vertrag läuft per Saisonende aus. Ob er sich eine Verlängerung vorstellen kann? "Warum nicht?", stellt der bald 30-Jährige die Gegenfrage. "Das kommt zuerst einmal darauf an, ob mich Sturm Graz weiterhin haben will. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden hier und es wäre sicher eine Option, hierzubleiben."

David Mayr

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