17.12.2019 11:19 Uhr

Nicole Billa: "Ohne Spaß funktioniert gar nichts"

Nicole Billa ist eine wichtige Stütze im Nationalteam
Nicole Billa ist eine wichtige Stütze im Nationalteam

Nicole Billa hat sich den Titel Österreichs Fußballerin des Jahres gesichert.

Im Interview begab sie sich auf die Suche nach Gründen für ihren torreichen Herbst im Dress von 1899 Hoffenheim und dem Nationalteam, verriet, dass ihr die Torschützenliste nicht so wichtig ist und sprach auch über ihre fußballerische Zukunft und ihren beruflichen Alltag abseits des Sports.

Sie sind Österreichs erst zweite Fußballerin des Jahres, welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für Sie?

Billa: "Ich freue mich riesig, weil es eine große Ehre ist, auch eine große Wertschätzung und irgendwie noch einmal etwas Besonderes, auch weil ich mit so einer Auszeichnung absolut nicht gerechnet habe. Es macht mich schon stolz und es ist auch schön zu sehen, dass, auch wenn man nicht zu Hause spielt, die Leute in Österreich sich damit beschäftigen, wie es den Spielerinnen im Ausland geht."

Sie durchleben aktuell die beste Zeit Ihrer Karriere, was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich habe mich selbst weiterentwickelt, vor allem im Spiel in der Box und auch körperlich. Ich glaube auch, dass ein großer Anteil daran liegt, dass ich meine Ausbildung zur Erzieherin im Sommer abgeschlossen habe und statt 38,5 Stunden jetzt nur noch 16 Stunden arbeite. Das macht schon sehr viel aus, weil der Stress-Level nicht mehr so hoch ist, die Regenerationszeit einfach viel länger und mehr Zeit für Einzeltraining bleibt.

Wie lässt sich die Arbeit mit dem Profitum vereinbaren?

Es lässt sich relativ gut vereinbaren, weil mir der Arbeitgeber keine Steine in den Weg legt. Bei uns in Hoffenheim gibt es keine Spielerin, die nicht studiert oder nicht arbeitet. Ich wollte immer nebenbei etwas machen. Ich liebe die Arbeit mit den Kindern, es macht mir Riesenspaß, da gehe ich voll auf und es ist einfach ein super Ausgleich zum Fußball.

14 Tore in 13 Spielen im Herbst hören sich gut an, oder?

Ich hätte am Anfang der Saison nicht damit gerechnet, dass es im Herbst schon 14 Tore sind, das muss ich ehrlich sagen. Es ist natürlich schön und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Wie ich momentan in Form bin, kann ich sehr zufrieden sein, Luft nach oben ist aber noch da, ich kann in allen Bereichen noch ein paar Prozente drauflegen.

In der Torschützenliste ist nur Wolfsburgs Pernille Harder (18) vor Ihnen, wie sehr schauen Sie da hin?

Ich schaue überhaupt nicht auf die Torschützenliste. Es reden mich immer Leute drauf an, im Endeffekt ist es mir egal, weil ich will mein Spiel spielen und die Pernille soll ihr Spiel spielen und es gibt auch noch genug andere, die im Rennen sind. Man weiß, wie schnell es gehen kann. Am Ende wird eine Spielerin das Rennen machen, für mich persönlich hat es keinen hohen Stellenwert. Das Wichtigste ist mir, dass ich der Mannschaft helfen kann und wir gemeinsam Erfolge feiern.

Hoffenheim steht als Zweiter so gut da wie nie zuvor, wie hoch ist Ihr Anteil daran?

Es nur an der Nici Billa festzumachen, wäre zu einfach. Stürmer leben von den Mitspielern rundherum, ohne sie würde ich die Tore nicht machen. Wir haben uns vor der Saison das Ziel gesetzt, dass wir mehr spielerisch lösen wollen, und das gelingt uns sehr gut. Wir haben uns als Mannschaft sehr stark weiterentwickelt und der Zusammenhalt und das Verständnis im Team sind riesengroß.

Habt Ihr mit so einem starken Herbst gerechnet?

Wir haben schon gewusst, dass wir gut sind, aber dass wir nach dem Herbst auf dem zweiten Platz sind, haben wir im Vorhinein nicht wirklich gedacht. Es ist aber einmal schön und ein großer Lerneffekt für uns, dass man jetzt auch einmal ein bisschen der Gejagte ist und nicht der, der jagt.

Bläst man im Frühjahr zum Angriff auf Wolfsburg?

Wer Wolfsburg kennt, weiß, dass sie schon europäische Spitze sind und individuell sehr starke Spieler drinnen haben. Wir sind eine Mannschaft, die über das Kollektiv kommt, da muss alles funktionieren. Unser Ziel ist daher immer noch, die 40 Punkte-Marke zu erreichen, das wäre erstmalig für uns und schon ein Riesenbrocken, den wir da erreichen. Wir werden jedenfalls an unserem Plan weiterschleifen, um so viele Punkte wie möglich zu sammeln.

Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer 2021, wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus?

Die Zukunft lasse ich mir offen, weil ich bin nicht so ein Mensch, der sich irgendwie beschränken will. Vielleicht verschlägt es mich noch einmal woanders hin. Ich lebe aber vor allem im Hier und Jetzt, für mich zählt heute und morgen. Die Umgebung hier finde ich super schön, der Verein arbeitet sehr familiär, was sehr wichtig für mich ist, weil ich schon ein Mensch bin, der sich bei einem Club wohlfühlen muss."

Ihre ÖFB-Kolleginnen Manuela Zinsberger und Viktoria Schnaderbeck spielen in England zum Teil vor fast 40.000 Zuschauern, blickt man da nicht neidisch hin?

Das sind schon wahnsinnige Zahlen. Das kann man nur jeder Spielerin wünschen, dass sie das erlebt, das sind sicher beeindruckende Erlebnisse, die man nicht so schnell vergisst. In Deutschland kommen momentan nicht so viele zuschauen, warum das so ist, kann ich aber nicht sagen.

>> Zuschauerzahlen Frauen Bundesliga

2020 wartet auch im Nationalteam ein spannendes Jahr, wie blicken Sie vor allem dem Doppel gegen Frankreich in der EM-Qualifikation entgegen?

Wir haben gut überwintert mit 12 Punkten aus 4 Spielen. Die Duelle mit Topgegner Frankreich werden eine Herausforderung für uns, die wir alle gerne annehmen. Man muss Frankreich erst einmal ein Bein stellen, aber der Dominik (Anm.: Teamchef Thalhammer) wird uns gut darauf einstellen und wir müssen versuchen, das bestens umzusetzen."

Sie sind mit 23 bereits die Nummer drei im ewigen ÖFB-Torranking, wie hört sich das an und muss Rekordlerin Nina Burger schon bald zittern?

Das hört sich auf jeden Fall gut an, es ist aber noch ein langer und harter Weg, bis ich bei der Nina angekommen bin. Da sind noch ein paar Jahre dazwischen. Druck mache ich mir keinen, ich will einfach mein Spiel spielen und Tore machen."

Wie fällt ihr Kurzresümee zu 2019 aus?

BDas Jahr war sehr lehrreich, auch teilweise spannend, weil so eine Entwicklung da war. Es war ein sehr gutes Jahr, dass man gerne so verabschieden kann zu Silvester.

Wie lauten Ihre Wünsche für 2020?

Dass wir alle gesund und glücklich sind, dass wir verletzungsfrei bleiben, das ist das Wichtigste, und dass man Spaß an seinem Tun hat, weil ohne Spaß funktioniert gar nichts.

apa

 

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