17.12.2019 13:19 Uhr

Darum ist RB Leipzig gegen den BVB der Favorit

Der BVB und RB Leipzig bestreiten das Topduell des 16. Bundesliga-Spieltags
Der BVB und RB Leipzig bestreiten das Topduell des 16. Bundesliga-Spieltags

Borussia Dortmund gegen RB Leipzig, oder auch: Dritter gegen Erster. Mehr geht kaum! Es ist das Topduell des 16. Spieltags der Bundesliga. Vor dem Showdown gelten die Gäste als Favorit. weltfussball nennt drei Gründe.

  • RB hat (echte) Stürmer - der BVB quasi keinen

Schnell, mutig, filigran, kombinations- und abschlussstark präsentiert sich RB Leipzig in der laufenden Saison. Mit 42 Toren stellen die "Roten Bullen" die beste Offensive der Liga. "Das sind im Schnitt fast drei Tore, genau das zeichnet uns aus", sagte jener Mann, der dafür hauptverantwortlich ist: Timo Werner.

16 Tore hat der Nationalspieler in 15 Einsätzen geschossen und ist damit Zweiter in der Torjägerliste, nur Robert Lewandowski (18) steht vor ihm. Doch es ist beileibe keine One-Man-Show: Marcel Sabitzer traf schon sechs Mal, auch Emil Forsberg lieferte vier Mal in erst elf Einsätzen.

Es sind nicht unbedingt die echten Neuner, sondern flexible und technisch starke Männer, die für die Tore sorgen. Jüngstes Beispiel für die Variabilität im RB-Spiel: Patrik Schick. Der Tscheche zeigte in nur einer einzigen Aktion bei seinem Debüt-Tor gegen den SC Paderborn, warum die sportliche Führung ihn holte: Er agierte handlungsschnell, unberechenbar und abschlussstark - und ist ein echter Neuner.

Genau dieser fehlt dem BVB, räumten unlängst auch Vereinsboss Hans-Joachim Watzke und Trainer Lucien Favre ein. Vor allem deshalb, weil der einzige nominelle Stürmer im Kader, Paco Alcácer, regelmäßig mit Wehwehchen ausfällt.

Dass stattdessen Spieler wie Marco Reus (neun Tore), Jadon Sancho (acht) oder auch Neuzugang Thorgan Hazard (vier) in die Bresche springen, zeugt zwar auch von Variabilität - aber auch nur zu einem gewissen Teil.

In der Champions League, aber besonders beim verheerenden 0:4 in München zeigte sich: Gerade in engen Partien fehlten oft Lösungsansätze und ohne Neuner die Option des hohen Balles.

  • RB Leipzig hat mehr Breite im Kader als der BVB

Mit dem Fehlen eines bestimmten Spielertypen ist man automatisch bei der Kaderstruktur - und auch da hat RB die Nase vorne. Das liegt im Wesentlichen an Trainer Julian Nagelsmann, aber auch an Markus Krösche.

Der neue Sportdirektor stellte im Sommer quasi zwei Vereine auf: Denn bevor er nach Leipzig wechselte, hinterließ er bei seinem Ex-Klub und Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn ein bestelltes Feld.

Obwohl hinter RB ein Weltkonzern steht, haben sie nie das ganz große Geld ausgegeben. Auch in diesem Sommer nicht. Mit 47,5 Millionen Euro reinen Ausgaben reihten sie sich im Bundesliga-Ranking auf Platz fünf ein. Zum Vergleich: Der BVB ist mit 127,5 Millionen Zweiter hinter dem FC Bayern.

Beide Teams haben ihren Kader vor allem im Hinblick auf die Dreifachbelastung durch die Champions League und den DFB-Pokal in der Breite verstärkt. Und das hat sich in Leipzigs Fall voll ausgezahlt.

Ausfälle von Leistungsträgern wie Emil Forsberg, Kevin Kampl oder auch Kapitän Willi Orban konnten erstaunlich leicht aufgefangen werden. Es fand sich nahezu immer gleichwertiger Ersatz. Auch für den anderen Stamminnenverteidiger Ibrahima Konaté, der noch gar nicht spielen konnte.

Misstöne gab es nach den beiden Bundesliga-Niederlagen gegen Schalke (1:3) und in Freiburg (1:2). Auch nach dem 2:2 in der Champions League in Lyon war Nagelsmann mit einigen Spielern aus der zweiten Reihe nicht zufrieden. Bislang sind das aber lediglich Luxusprobleme.

Dass es dem BVB an Breite fehlt, zeigte sich vor allem in der Abwehr. Nico Schulz erwies sich bislang nicht als die erhoffte Verstärkung, teilweise übernahm Raphael Guerreiro seinen Part. Der ist aber im Mittelfeld eingeplant.

Auch die Sperre von Mats Hummels war ein Problem, sodass Lukasz Piszczek in die Dreierkette rücken musste. Der hat als Stürmer angefangen und ist im Laufe seiner Karriere immer weiter nach hinten gerutscht. Es gibt kaum eine Position, die der Pole nicht schon spielen musste.

Auf der Sechs fielen und fallen mit Axel Witsel und Thomas Delaney zwei wichtige Stützen aus, was Julian Weigl nicht kaschieren kann. Mahmoud Dahoud ist in dieser Saison kaum gefragt und wird schon als möglicher Abgang gehandelt.

  • RB lässt nicht locker - und der BVB zu viele Punkte liegen!

Hochleistungssport, und damit auch Profi-Fußball, spielt sich immer auch ein Stück weit im Kopf ab. Ob es nun Mentalität genannt werden sollte, was BVB-Kapitän Marco Reus auf die Palme brachte, sei mal dahingestellt. Doch der Umgang mit Rückschlägen und Hochphasen lässt immer Rückschlüsse auf das Innenleben einer Mannschaft zu.

Und auch in diesem Bereich macht RB Leipzig kein Bundesligist etwas vor. Zehn ihrer elf Führungen brachten sie ins Ziel, beim einzigen Mal, wo ihnen das nicht gelang, reichte es immerhin noch zum Unentschieden (1:1 gegen Wolfsburg). Mit dem 8:0 in Mainz feierte RB gar den höchsten Sieg seiner Vereinsgeschichte.

Der BVB wiederum verspielte in gleich drei aufeinanderfolgenden Spielen mögliche Siege. Am fünften Spieltag führten die Borussen in Frankfurt mit 1:0 und 2:1. Am sechsten Spieltag lagen sie gegen Werder Bremen mit 2:1 in Front und an Spieltag sieben lief es in Freiburg exakt wie gegen Frankfurt. In allen Fällen lautete das Endergebnis 2:2.

Rechnet man diese sechs verspielten Punkte hinzu, stünde Borussia Dortmund mit 35 Punkten an der Tabellenspitze, zwei Zähler vor RB Leipzig.

Mit einem Heimsieg könnte der BVB nun tatsächlich an RB vorbeiziehen. Vielleicht kommt ihnen die Außenseiterrolle gelegen, denn der Favorit ist in diesem Bundesliga-Topspiel der Gast.

Luis Holuch

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