16.01.2020 17:13 Uhr

RB Leipzig im Check: Unruhe trotz historischer Chance

Was bringt die Rückrunde für RB Leipzig?
Was bringt die Rückrunde für RB Leipzig?

Mit der Herbstmeisterschaft hat RB Leipzig die überragende Hinrunde vergoldet. Für viele gelten die Sachsen auch als Favorit auf die Meisterschaft. Darf der Klub tatsächlich vom ersten Titel der Vereinsgeschichte träumen? Wo liegen Chancen, wo lauern Probleme? RB Leipzig im weltfussball-Rückrundencheck:

  • Testspiele/Form

Im Gegensatz zu den meisten Bundesliga-Trainern verzichtete Julian Nagelsmann auf ein Trainingslager in der Sonne. 

"Ich will den Jungs möglichst lange im Winter freigeben. Aufgrund der kurzen Pause geht es eher darum, sich zu erholen anstatt zwei, drei Tage mehr zu trainieren", begründete der 32-Jährige seine Entscheidung.

Die Leipziger absolvierten auch nur ein einziges Testspiel. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit setze sich RB mit 2:0 gegen den Zweitligisten VfL Osnabrück durch. Die Treffer erzielten Amadou Haidara und Yussuf Poulsen.

  • Das Personal

Die Vorbereitung von RB war nicht nur kurz (Leipzig startete am 6. Januar als letzter Bundesligist wieder ins Training), sondern verlief auch nicht optimal. Mit Kevin Kampl, Willi Orban und Ibrahima Konaté fehlten gleich drei Leistungsträger.

Kampl ist erst Ende Januar wieder einsatzfähig, Konaté fällt noch bis Mitte Februar aus und Kapitän Orban kehrt wohl erst im April auf den Platz zurück.

Hinzu kommt, dass Timo Werner, Stefan Ilsanker und Dayot Upamecano wichtige Trainingseinheiten aufgrund von Erkältungen oder kleineren Verletzungen verpassten.

  • Die Transfers

Durch die Ausfälle von Orban und Konaté herrscht in der Innenverteidigung ein Engpass. Einen Neuzugang will RB allerdings nicht verpflichten. Nagelsmann muss auf das vorhandene Personal setzen. "Ich habe ja gute", sagte der Trainer mit Blick auf seine verbliebenen Innenverteidiger Stefan Ilsanker, Dayot Upamecano und Youngster Ethan Ampadu.

Einen passenden Abwehrspieler zu finden, der eine direkte Verstärkung ist, wäre auf dem Winter-Transfermarkt ohnehin schwierig. Ein Kauf sei "derzeit bei den Summen, bei denen wir uns bewegen, nicht möglich", sagte Nagelsmann. Auch eine Leihe bezeichnete der Coach als unrealistisch: "Ich glaube nicht, dass uns jemand seinen besten Innenverteidiger für sechs Monate ausleiht, weil er uns so gern hat."

Ein weiterer Transfer, den RB nicht realisieren konnte, war der von Erling Haaland. Der Stürmer hatte sich bereits in Leipzig mit Nagelsmann zu Gesprächen getriffen, entschied sich jedoch für einen Wechsel zum BVB.

Die Verpflichtung von Wunschspieler Benjamin Henrichs gestaltet sich derweil schwierig. Die AS Monaco verlangt für den Außenverteidiger angeblich 25 Millionen Euro. Die Sachsen wollen aber nur 20 Millionen zahlen.

Auf der anderen Seite muss Leipzig zwei Abgänge verkraften. Linksverteidiger Marcelo Saracchi wurde zu Galatasaray verliehen, Mittelfeldspieler Diego Demme wechselte für rund 12 Millionen Euro nach Neapel.

  • Das bereitet Sorgen

Gerade der Abgang von Demme wiegt schwer. Der 28-Jährige war nicht nur Vize-Kapitän sondern auch absoluter Leistungsträger und Stammspieler.

Den zweikampfstarken Abräumer ebenbürtig zu ersetzen, wird kein einfaches Unterfangen. Amadou Haidara, Tyler Adams, Kevin Kampl und U19-Spieler Tom Krauß kommen für den Job in Frage.

Ein weiteres Problem könnte Stefan Ilsanker werden. Gegen den österreichischen Nationalspieler wird derzeit in seiner Heimat wegen Vergewaltigung ermittel. Zudem liebäugelte einer der dienstältesten Profis im Kader zuletzt offen mit einem Abschied im Winter. "In Hinblick auf die EM benötige ich viele Spiele, daher würde sich ein Wechsel schon anbieten", sagte er den "Salzburger Nachrichten". Sollte Ilsanker RB tatsächlich verlassen, würde eine noch größere Lücke in der Innenverteidigung klaffen.

Ohnehin sind die anhaltenden Transfer-Gerüchte der größte Unruheherd beim Herbstmeister. Angeblich sind Top-Klubs wie der FC Bayern München, Borussia Dortmund, der FC Barcelona, Real Madrid und Tottenham Hotspur an Leipziger Profis interessiert. Lukas Klostermann (Vertrag bis 2021) wurde zuletzt besonders heiß in der Gerüchteküche gehandelt. Spekulationen ranken sich auch weiter um Timo Werner sowie Nordi Mukiele.

  • Das macht Hoffnung

Eins ist jedenfalls sicher: Nagelsmann wird zur Rückrunde eine extrem motivierte Mannschaft aufs Feld schicken, auch weil für RB die Chancen auf den Titel noch nie so gut standen.

Dennoch geht der Coach seine Meister-Mission vorsichtig an und nimmt sein Team clever aus der Favoritenrolle. "Wir müssen uns entwickeln. Aktuell sind wir noch nicht gut genug, um Meister zu werden", sagte er der "Bild".

Für Leipzig spricht eben auch, dass der Druck anders als in Dortmund oder München relativ gering ist. Wenn RB nur Dritter oder Vierter wird und trotzdem in die Champions League einzieht, kann die Saison noch als Erfolg gewertet werden.

  • Die Prognose

Mit Union Berlin und Eintracht Frankfurt trifft Leipzig zu Beginn des Jahres auf zwei vermeintlich leichte Gegner, um sich für die beiden anschließenden Topspiele gegen Borussia Mönchengladbach und die Bayern warmzuschießen.

Sollte Leipzig diese beiden Duelle für sich entscheiden können, wäre die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte tatsächlich zum Greifen nahe.

Lissy Beckonert

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