03.02.2020 14:09 Uhr

So tickt der neue Bundesliga-Vorstand

Raphael Landthaler beim Gustieren mit Juve-Boss Andrea Agnelli
Raphael Landthaler beim Gustieren mit Juve-Boss Andrea Agnelli

Bundesliga-Vorstand Raphael Landthaler ist seit seiner Kindheit Fußball-Fanatiker; international bestens vernetzt und spricht die Dinge gerne direkt an. Toni "Rambo" Pfeffer brachte ihn indirekt zu Rapid, Ernst Ogris einmal ein bisschen in Wallung.

Sechs Kilo leichter, gut erholt von einer Woche Heilfasten präsentiert sich der junge Familienvater Raphael Landthaler bei einem Früchtetee im St. Pöltner Café Schubert im Gespräch mit weltfussball. Auf die Frage nach seinem Lieblingsverein stellt der ehemalige Finanzchef von Rapid klar: "Den gibt es schon lange nicht mehr, den VSE St. Pölten."

Landthaler (44) gründete 1990 mit Jugendfreund Bernhard Wurzer (nun Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse) den 1. VSE-Fanklub und wurde rasch mit dem Funktionärswesen vertraut. "Lang war ich nicht Fanklub-Präsident", lacht Landthaler, "der damalige Manager hat uns alles versprochen und nichts gehalten. Ich habe mit Rücktritt gedroht, sollte er unseren Forderungen nicht nachkommen. Natürlich ist dann erst recht nix passiert."

Generell ist Landthaler "lieber ehrlich als höflich". Toni Pfeffer kam damit nicht zurecht. Als das "Sportland NÖ" die Austria-Legende 2006 den SKN St. Pölten inspizieren schickte, schoss "Rambo" Landthaler als wirtschaftlichen Leiter ab: "Nicht bundesligatauglich!". Die beiden haben sich mittlerweile ausgesprochen. Landthaler konzentrierte sich folglich auf sein Betriebswirtschaftsstudium. Seine Diplomarbeit "Besteuerung von Fußballspielern" wurde zum Türöffner bei Rapid.

Für die SKN Juniors ist Landthaler, der selbst erst mit 23 Jahren den Vereinsfußball für sich entdeckte, von 2000 bis 2003 aufgelaufen. "Gerne als Zehner, aber eigentlich war ich öfters Sechser, mein Ehrgeiz war sicher größer als mein Talent." Beim SV Karlstetten hatte er mit "Turbo" Rudi Steinbauer auch einmal kurz eine Bundesliga-Legende als Trainer, den er als VSE-Fan einst noch bei dessen Patenthaken zugejubelt hatte.

"Das Idol meiner Kindheit und Jugend war aber Mario Kempes", sagt Landthaler. Als ehrenamtlicher SKN Vorstand organisierte er 2005 mit weiteren Kollegen und Freunden das "Kempes-Event", zu dem 2.300 Fans auf den Voith-Platz pilgerten.

Ogerls Heurigen-Comeback

Beim Abschied von der legendären St. Pöltner Sportstätte am Spratzerner Kichenweg organisierte Landthaler 2012 mit Freunden ("Insbesondere erwähnen möchte ich hier Jürgen Mayer.") den Spieltag vom SKN gegen Austria Lustenau und als "Vorspiel" einen "Legendenkick".

Kempes durfte Landthaler diesmal nach einer Weisung des SKN nicht einladen. Das "Land NÖ" wollte "El Matador" nämlich bei der Eröffnung der NV Arena als Stargast präsentieren, was dann aber nicht geschah.

Ansonsten waren aber (fast) alle ehemaligen Größen motiviert und erschienen überpünktlich. Nur Ernst Ogris hatte gleich abgesagt: "I bin im Stand." Plötzlich rief er dann aber unverhofft vom Heurigen (!) bei Landthaler an: "Mich freuts jetzt doch, aber organisier mir 42er-Bock und a Handtüchl."

>> Kehraus am St. Pöltner Voithplatz

Kein Platz zu tief im Traisental

Mehr oder weniger "legendär" ist eine Spieler-Anekdote aus Landthalers Zeit in der 2. Klasse Traisental beim ASV Radlberg: Als Kapitän der "Reserve" überzeugte er den Platzwart in letzter Minute, den "gefährlich tiefen Platz" doch auch fürs "Vorspiel" freizugeben. In der ersten Hälfte brach sich Landthaler die Hand, ließ sie eineisen. In der zweiten Hälfte blieb er hängen und zog sich noch einen Meniskus-Einriss und einen Kreuzbandriss (seinen zweiten) zu. Aber Radlbergs unabsteigbare Reserve (weil letztklassig) gewann 2:0!

Zuletzt schnürte Landhaler nur mehr in der "Traisental Hobbyliga" seine Schuhe, oder im Rahmen der Hauptversammlung der "European Club Association" (ECA) beim internen Kickerl. "Mein Team hat gewonnen", grinst Landthaler, "mein prominentester Gegenspieler im Finale war Emilio Butragueño, der übrigens der Chef in der 'Competition Working Group' innerhalb der ECA ist."

Aus der ECA zurückgetreten

Seine Mitgliedschaft im "Executive Board" der ECA hat Landthaler aufgrund der Unvereinbarkeit mit seinem Bundesliga-Job zurückgelegt.

Seine guten Kontakte zu den Führungskräften der mächtigen Klubs Europas nutzte Landthaler für die Vorbereitung auf seine neue Aufgabe und besuchte auf Vermittlung von ECA-Board-Mitglied Michael Gerlinger (Bayerns Chef-Jurist) DFL-Boss Christan Seifert: "Das war ein sehr guter und intensiver Austausch, jedenfalls sehr hilfreich für die bevorstehenden Aufgaben."

Die nächsten Reisen in offizieller Funktion werden Landthaler ins Ländle und nach Tirol führen, ehe der erste Spieltagstermin in Wals-Siezenheim bei RB Salzburg gegen LASK ansteht: "Ich möchte noch im Februar jedem Klub der ersten und zweiten Liga einen Antrittsbesuch abstatten und freue mich sehr darauf."

Thomas Schöpf

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