10.02.2020 15:05 Uhr

Kimmich reagiert auf Scholls "Greta"-Kritik

Mehmet Scholl hatte sich Joshua Kimmich vom FC Bayern München vorgeknöpft
Mehmet Scholl hatte sich Joshua Kimmich vom FC Bayern München vorgeknöpft

Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl knöpfte sich am Wochenende in seiner Radio-Show "Mehmets Schollplatten" Joshua Kimmich vom FC Bayern München einen Tag vor dessen 25. Geburtstag vor und kritisierte, dass sich der Mittelfeldspieler zu häufig zu Wort meldet, wenn es beim Rekordmeister mal nicht so läuft. Nun hat der Bayern-Star auf die Vorwürfe reagiert.

"Die ganzen Äußerungen und Interviews, das war ein bisschen viel für mich. Und dann hab ich mir überlegt: Er ist die Greta Thunberg des deutschen Fußballs", giftete Scholl in seiner Sendung im "Bayern2-Nachtmix". 

Die 17-jährige Klima-Aktivistin Greta Thunberg wird mit ihrer Bewegung "Fridays for Future" nicht müde, das politische Establishment zu mehr Umweltschutz zu ermahnen, um die Zukunft des Planeten zu retten. Beim FC Bayern hat sich Joshua Kimmich zuletzt nach Niederlagen häufig kritisch zu Wort gemeldet und selbst nach Siegen den Mahner gemimt.

"Er ist derjenige, der mit seinen 24 glaubt, permanent den Finger in irgendeine Wunde legen zu müssen, was ich schwierig finde", erklärte Scholl seinen Vergleich zwischen Kimmich und Thunberg. Der Nationalspieler, immerhin bereits viermal Deutscher Meister und zweifacher Pokalsieger mit den Bayern, sei für so eine Rolle noch nicht gestanden genug, urteilte Scholl. 

Auf die Äußerungen des Ex-Profis angesprochen, äußerte sich Kimmich am Rande des Bundesliga-Topspiels gegen RB Leipzig am Sonntag zunächst nur vage. Jeder "hat seine eigene Meinung, die kann man auch äußern", so der Rechtsfuß gegenüber "Sky". 

Auf Nachfrage von "Sport1" widersprach er allerdings inhaltlich Scholls Anmahnung: "Natürlich ist es schwierig mit 18, 19, Verantwortung zu übernehmen. Aber ansonsten kann man in jedem Alter Verantwortung übernehmen, egal ob im Fußball oder sonst irgendwo im Beruf."

Vielmehr dürfe man sich vor Verantwortung nicht aus Altersgründen wegducken, so Kimmich weiter.

Kimmichs unaufhaltsamer Aufstieg

Seit Beginn dieser Saison ist Kimmich im Mannschaftsrat des FC Bayern vertreten, seinen unaufhaltbaren Aufstieg in den internen Rängen des Rekordmeisters hat der Defensiv-Allrounder auch seiner forschen Art zu verdanken. "Ich kann gut mit den jungen Spielern, aber auch mit den ausländischen Spielern. Ich versuche, mich da einzubringen", betonte Kimmich im  September im Gespräch mit der "Sport Bild". Zuvor hatte er in einer schwachen Phase des FC Bayern öffentlich Dampf abgelassen.

Auch nach der 1:2-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach im Dezember nahm Kimmich seine Mitspieler in die Pflicht. "Auch wenn es im Vergleich zur letzten Saison nur sieben Punkte auf Platz 1 sind, glaube ich, dass es deutlich schwieriger wird. Wer das jetzt noch nicht begriffen hat, der ist auf dem falschen Weg. Wer glaubt, dass es einfach wieder so wird wie letzte Saison, der ist fehl am Platz", polterte Kimmich, nachdem die Bayern auf Tabellenrang sieben abgerutscht waren.

Großes Lob vom Bundestrainer

Vor den etablierten Stars der Bayern scheut Kimmich nicht zurück. Nur eine Woche nach der Gladbach-Niederlage nahm er sich beim 6:1 gegen Werder Bremen beim Stand von 0:1 Jérôme Boateng zur Brust. Beide standen daraufhin kurzzeitig Stirn an Stirn und schauten sich tief in die Augen, ehe David Alaba die Situation auflöste.

Auch beim DFB ist Kimmichs Status unter Joachim Löw noch einmal gestiegen. Im Oktober führte er die Nationalmannschaft beim 2:2 gegen Argentinien in Dortmund als Kapitän aufs Feld und erhielt anschließend ein dickes Lob vom Bundestrainer: "Er ist ein Vorbild an Einsatz. Und er hat mittlerweile auch eine gewisse Erfahrung. Und er kann auch verbal eine Mannschaft auf dem Platz führen. Er ist in der Organisation sehr klug und gibt Anweisungen."

Scholl: "Du bist noch kein Schweinsteiger"

Mehmet Scholl sieht das offensichtlich anders. "Er soll natürlich auch zum Führungsspieler aufgebaut werden, ja, alles gut. Leistung: passt einigermaßen. Nur: Wo führt's hin? Du bist noch kein Schweinsteiger", mahnte der 49-Jährige. 

Bayern-Coach Hansi Flick zeigte sich auf der PK vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen RB Leipzig überrascht von den Scholl-Aussagen. "Ich habe das selbst nicht gelesen, damit beschäftige ich mich nicht", erklärte Flick und stärkte seinem Spieler gleichzeitig den Rücken: "Joshua Kimmich ist ein wichtiger Spieler. Ich mag Spieler, die voran gehen und eine Meinung haben. Er ist auf einem sehr guten Weg und ich bin mit ihm sehr, sehr zufrieden."

lhk

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