10.02.2020 06:17 Uhr

Vorfreude auf Videobeweis ist nicht bedenkenlos

In vielen Ligen Europas ist der Videobeweis längst Realität
In vielen Ligen Europas ist der Videobeweis längst Realität

In etwa 13 Monaten wartet Österreichs Bundesliga mit einer Neuerung auf, die in vielen Ligen Europas längst Realität ist. Der Video Assistent Referee (VAR) wird mit Beginn des Finaldurchgangs im März 2021 eingeführt und sorgt bei den Trainern der zwölf heimischen Oberhaus-Clubs schon jetzt für eine gewisse Vorfreude, wie eine Umfrage ergab.

Jeder Betreuer äußerte sich prinzipiell positiv über den Videobeweis, große Zustimmung kam etwa von Jesse Marsch (Salzburg), Valérien Ismaël (LASK), Nestor El Maestro (Sturm Graz), Alexander Schmidt (St. Pölten) oder Thomas Silberberger (WSG Tirol). Da und dort schimmerten aber Bedenken durch - einige Coaches forderten, die richtigen Lehren aus den Turbulenzen zu ziehen, die der VAR in manchen Ländern auslöste. So befürwortete etwa Altachs Alex Pastoor den Videobeweis, "aber nur, wenn man die Erfahrung von anderen Ländern wirklich mitnimmt. Ansonsten ist es ein Rückschritt."

Vor allem die englische Premier League diente in den vergangenen Monaten als warnendes Beispiel. Minutenlanges Checken von Elfmeter-Situationen oder kurios anmutende Millimeter-Entscheidungen bei Abseitsstellungen sorgen auf der Insel praktisch im Wochentakt für einen Wirbel, den sich Rapids Dietmar Kühbauer gern ersparen würde. "Ich bin eher für als gegen den Videobeweis, aber er sollte nur bei klaren Fehlentscheidungen eingesetzt werden. Wenn es nur um Zentimeter und nicht um Meter geht, sollte zugunsten des Stürmers entschieden werden", forderte der Burgenländer mit Blick auf nachträgliche Abseits-Pfiffe.

Ponweiser warnt

Jubelnde Torschützen und Fans, die Minuten später erfahren, dass der Treffer ihres Teams wegen eines knappen Abseits oder eines Fouls aberkannt wurde, sind für Mattersburg-Trainer Franz Ponweiser keine verlockende Vorstellung. "Die große Gefahr ist, dass der Videoassistent ein Stimmungskiller sein kann, wenn die Freude durchs Stadion geht und zwei Minuten später ein Tor zurückgenommen wird."

Ähnlich äußerte sich Austrias Christian Ilzer. "Ich denke, dass das System noch optimierbar ist und finde, der Videoschiedsrichter sollte nicht zu oft und nur in absolut spielentscheidenden Situationen eingreifen, weil sonst die Emotion verloren geht."

Ferdinand Feldhofer vom WAC mahnte, man sollte die VAR-Pausen so kurz wie möglich halten, und Hartbergs Markus Schopp regte im Zusammenhang mit dem Videobeweis eine verbesserte Kommunikation mit den Zuschauern an, indem es Lautsprecher-Durchsagen geben sollte. Die Grundsatz-Entscheidung für den Video-Assistenten wird jedoch von keinem Trainer infrage gestellt. "Kein Weg führt am Videobeweis vorbei", meinte Schopp. "Grundsätzlich sehe ich die Einführung positiv", sagte Ilzer, und Ponweiser resümierte: "Es ist einfach der nächste Schritt. Der Fußball muss sich weiterentwickeln."

Bis zum Abschluss dieser Entwicklung dürfte aber noch einiges an Geduld notwendig sein, vermutete Admira-Coach Klaus Schmidt. "Es wird eine gewisse Zeit dauern, bis es funktioniert." Der Steirer wandelte sich in den vergangenen Monaten und Jahren vom VAR-Skeptiker zum -Befürworter. "Ich habe es zu Beginn kritisch gesehen, aber mittlerweile sieht man, dass Fehler klar aufgezeigt werden."

apa

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