08.03.2020 10:39 Uhr

1. FC Nürnberg nach Morddrohungen in Schockstarre

Lukas Mühl und Hanno Behrens wurden auf Plakaten bedroht
Lukas Mühl und Hanno Behrens wurden auf Plakaten bedroht

Gedrückte Stimmung beim 1. FC Nürnberg: Unbekannte bedrohen Spieler, die Mannschaft steckt nach dem 0:3 gegen Hannover weiter im Abstiegskampf.

Robert Palikuca war erkennbar und hörbar um Normalität bemüht. "Unser Thema bleibt der Fußball", sagte der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg nach einem Tag, der dem Fußball-Zweitligisten auf das Gemüt schlug.

Doch das Thema beim Club war nach dem für sich schon deprimierenden 0:3 (0:2) gegen Hannover 96 eben nicht nur der Fußball: Vielmehr sorgten die massiven Drohungen unbekannter Täter gegen zwei Spieler für große Bestürzung bei den Franken.

Der Nürnberger Ordnungsdienst hatte am Freitagmorgen beim obligatorischen Rundgang im Umfeld des Max-Morlock-Stadions und des nahegelegenen Vereinsgeländes rund 50 Plakate in einer Größe von DIN A4 entdeckt.

Unter anderem hieß es auf einem der auch im Internet aufgetauchten Zettel: "Muss es erst einen zweiten Fall Escobar geben?" Der Kolumbianer Andres Escobar war nach einem Eigentor bei der WM 1994 gegen Gastgeber USA (1:2) in seiner Heimatstadt Medellin ermordet worden.

Palikuca nennt Vorfall "widerlich und geschmacklos"

Die Nürnberger Ultras halfen vor dem Spiel mit, die Plakate wieder zu entfernen. Der Club verständigte sofort die Polizei, diese ermittelt gegen Unbekannt. Die betroffenen Spieler Lukas Mühl und Hanno Behrens wurden über die Plakate informiert - der Rest der Mannschaft zunächst nicht.

Palikuca bezeichnete den Vorfall als "widerlich und geschmacklos", als "Tat eines Vollidioten" und die Drohungen als "sehr eindeutig". Nach dem Spiel startete der Club einen Zeugenaufruf.

Trainer Jens Keller reagierte am Freitagabend fassungslos auf das Geschehen neben dem Platz. "Es ist schon Wahnsinn", sagte er, "in welcher Welt wir mittlerweile leben, was man alles mitmachen muss, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Es ist bedauerlich, dass wir so weit gekommen sind." Fußball, fügte er hinzu, werde da eine "ganz kleine Nebensache".

Während der verletzte Mühl am Freitagabend nicht zum Einsatz kam, spielte Kapitän Behrens auf eigenen Wunsch von Beginn an.

Keller kritisiert die Körpersprache

Einfluss auf das Spiel hatten die Drohungen nach Meinung von Palikuca nicht. Der Vorfall sei "kein Thema" gewesen in der Kabine, "weil die Mannschaft nichts wusste". Und deshalb sei dies "auch kein Grund" gewesen, betonte er am Samstagmorgen, "warum wir verloren haben".

Was war es dann? Nach dem ersten Gegentor durch Timo Hübers (18.) "hat uns der Mut verlassen, mir hat da die Körpersprache nicht gefallen. Wir haben uns nicht mehr so gewehrt", sagte Trainer Keller.

Der Club steckt damit weiter im Schlamassel. Nur vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz, fünf auf den ersten direkten Abstiegsplatz. Und so ist nun auch die Zeit für Durchhalteparolen angebrochen in Nürnberg: "Wir müssen jetzt den Schalter ganz schnell umlegen", sagte Verteidiger Georg Margreitter, Torhüter Christian Mathenia ergänzte: "Jeder muss sich hinterfragen, wir sind noch nicht aus dem Gröbsten raus."

Hanno Behrens übrigens lief beim Auslaufen am Samstag schon wieder vorneweg. Wie es sich für einen Kapitän gehört.

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