01.04.2020 08:59 Uhr

Finanzielle Kürzungen auch bei Teamspielerinnen

Auch Sarah Puntigam (links) ist von Kürzungen betroffen
Auch Sarah Puntigam (links) ist von Kürzungen betroffen

Die positive Entwicklung des Frauenfußballs wird durch die Corona-Krise gebremst. Die ÖFB-Nationalspielerinnen Sarah Puntigam, Manuel Zinsberger und Nicole Billa erzählen, wie sie mit der Zwangspause umgehen.

Die Coronavirus-Pandemie hat auch die zuletzt klar ersichtliche Entwicklung des Frauenfußballs gebremst. Für die ÖFB-Teamspielerinnen heißt es dieser Tage statt auf den verschobenen EM-Quali-Schlager gegen Frankreich hinzuarbeiten, sich in Europa verteilt vìa Heimprogramm fit zu halten. Für die ein oder andere sind auch finanzielle Auswirkungen bereits spürbar.

"Bei uns gibt es finanzielle Kürzungen", verriet Sarah Puntigam im APA-Gespräch. Die 27-Jährige verdient beim französischen Ligavierten Montpellier ihr Geld. Sie ist von den größten Einschränkungen betroffen, darf sich für sportliche Betätigung nur einen Kilometer entfernt von ihrer Wohnung bewegen. Immer dabei: Ein ausgefülltes Formular. "Ich sehe immer wieder die Polizei, eine Spielerin aus meinem Team ist schon kontrolliert worden", berichtete die Steirerin.

Dass sie den Fußball vermisst, ist klar. "Natürlich gibt es aktuell aber wichtigere Dinge, nämlich die Gesundheit von allen", betonte Puntigam. Das hätten mittlerweile auch die Leute in Frankreich verstanden. Ihre Gegend ist vom Coronavirus nicht so stark betroffen, die Hotspots liegen woanders. Wie sich die Situation entwickelt, wird darüber entscheiden, ob die vorerst bis Ende April ausgesetzte Saison zu Ende gespielt werden kann. "Wir wissen auch nichts Genaueres", so Puntigam.

Das gilt auch für die bei Arsenal engagierten Viktoria Schnaderbeck und Manuela Zinsberger. Auch in England wird vor Mai kein Ball rollen. "Es ist ein unglaublich großes Thema und erschreckend", verlautete Zinsberger. Während es im Frauenteam noch keinen positiven Fall gab, wurde COVID-19 beim mittlerweile gesundeten Männer-Coach Mikel Arteta nachgewiesen. Diese Erkrankungen gefährden auch das in Wien angesetzte Frauen-Champions-League-Finale, wofür sich Arsenal qualifizieren könnte. "Dort zu spielen, wäre irrsinnig überragend geil, aber jetzt sind wir in einer Situation, in der es nur um Corona geht", sagte Zinsberger.

Nicole Billa: "Man kann sich mehr mit sich selber beschäftigen"

Wie in England haben auch die Erkrankungen in Deutschland zugenommen. Ein Großteil des ÖFB-Teams ist dort engagiert, wie Hoffenheims Stürmerin Nicole Billa. Die hat derzeit viel Freizeit. "Der Kindergarten, in dem ich arbeite, hat vorübergehend bis 17. April zu", gab die mit Teamkollegin Katharina Naschenweng in einer WG lebende Tirolerin Einblick. Finanzielle Einbußen hat sie bei ihrer Teilzeittätigkeit vorerst keine, das trifft auch auf den Fußball zu.

Persönlich versucht die 24-Jährige, das Positive hervorzustreichen: "Man kann sich mehr mit sich selber beschäftigen, das ist auch einmal ganz nett", so Billa. Ihre Mutter kann das nicht, die arbeitet in Tirol in einer Drogerie. "Dadurch kriege ich mit, wie es dort zugeht, mit dem ganzen Stress. Deshalb ziehe ich den Hut vor den Menschen, die sich gerade so für die Allgemeinheit einsetzen", verlautete die 15-fache Saisontorschützin.

Alle drei haben gemeinsam, dass sie sich mit viel Sport die Zeit vertreiben. Immer wieder müssen "Challenges" bewerkstelligt werden. "Man muss einfach schauen, dass man den Körper nicht runterfahren lässt und fit bleibt", sagte Billa. Puntigam und Zinsberger setzen dabei auch auf Yoga.

"Zahlen sind unterschiedlich, aber Themen und Probleme sind gleich"

Julia Hickelsberger-Füller ist als eine von wenigen Teamspielerinnen noch in der Heimat aktiv. Ihr Klub St. Pölten war bisher einmal mehr eine Klasse für sich. Klubpräsident Wilfried Schmaus glaubt nicht mehr wirklich an eine Saison-Fortsetzung. "Meine Hoffnung ist, dass man die Saison 2019/20 cancelt und dann versucht, im Herbst normal zu beginnen", sagte Schmaus. Damit würde man dem "Worst-Case-Szenario", erst 2021 wieder den Spielbetrieb aufzunehmen, entgehen.

Hoffnung macht ihm ein Blick in den Kulturbereich. "Wenn man über die Salzburger Festspiele im Juli sehr wohl nachdenkt, dann könnte man sagen, dass wir die Herbstmeisterschaft eventuell spielen könnten. Mehr Zuschauer als beim Jedermann haben wir sicher nicht. Auf der Bühne stehen auch mehr als die 22 am Fußballplatz", wagte Schmaus einen Vergleich.

St. Pölten besteht als einziger Ligaklub größtenteils aus Profis. Die wurden nun wie viele Männer-Kicker zur Kurzarbeit angemeldet. "Die Zahlen sind unterschiedlich, aber die Themen und die Probleme sind gleich", betonte Schmaus im Hinblick auf die finanzielle Lage. Mit Sponsoren könne man erst reden, wenn man wisse, wie es weitergehen soll. "Wir müssen auch schauen, welche Firmen weiterhin zahlungsfähig und zahlungswillig bleiben, das ist das selbe Thema wie bei jedem Männerverein", sagte Schmaus.

apa

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