06.05.2020 18:13 Uhr

FC Schalke zwischen Wunschträumen und Alternativlosigkeit

Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 erwartet ein schwerer Transfersommer
Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 erwartet ein schwerer Transfersommer

Vor allem durch die Corona-Krise steckt der FC Schalke 04 in der Klemme, sowohl finanziell als auch personell. Den Knappen steht ein komplizierter Sommer bevor.

"Dieser Sommer wird unlustig", sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc bereits kurz nach der Aussetzung des Spielbetriebs im März. Damit spielte Zorc auf die Situation auf dem Transfermarkt an. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider würde diesen Satz wohl unterschreiben.

Doch der BVB und S04 sind sich nur auf den ersten Blick ungewöhnlich nah. Denn anders als der Erzrivale aus Dortmund, der sich nur auf der Investitionsseite und auch da nur im Bereich der Ablösesummen schwertun wird, knapsen die Knappen auf beiden Seiten.

Die Corona-Krise hat das finanzielle Schwergewicht aus Gelsenkirchen ins Wanken gebracht. Eine drohende Insolvenz steht zwar - anders als zwischenzeitlich berichtet - nicht bevor, jedoch belasten Schulden den Klub. Und damit auch dessen Handlungsfähigkeit. weltfussball beleuchtet die Situation bei den Königsblauen.

Todibo, Kenny und Gregorisch vor Abgang?

Da wären zum einen jene Spieler, die S04 gerne über das Saisonende halten würde. Allen voran Jean-Clair Todibo. Für den vom FC Barcelona ausgeliehenen Innenverteidiger verfügen die Königsblauen über eine Kaufoption. So weit, so gut. Der Haken: Diese liegt bei 25 Millionen Euro, eine zu große Hürde.

Und da auch der FC Barcelona derzeit mehr auf seinen Kontostand achten muss als sonst, wird sich diese auch nicht in einen Bereich verschieben lassen, den sich Schalke leisten kann. Ergo wird Todibo wohl im Sommer zurück nach Katalonien gehen.

Ähnlich verhält sich der Fall Jonjoe Kenny, der unter Trainer David Wagner eine gute Entwicklung hinlegte und als Rechtsverteidiger einen soliden Part im Schalker System spielt. Beim Engländer stehen die Zeichen wohl ebenso auf Abschied.

Selbiges gilt für Michael Gregoritsch, der im Winter vom FC Augsburg kam. Der 1,93-Meter-Schlaks sollte die Torflaute auf der Stürmerposition beenden. Das gelang ihm jedoch eher mäßig. FCA-Sportdirektor Stefan Reuter stellte zudem unlängst klar, dass die bayrischen Schwaben den Österreicher zurückerwarten.

Nübel-Wechsel spült kein Geld in die Kassen

Der vierte ausgeliehene Profi, Juan Miranda, wäre laut Arbeitspapier zwar noch eine weitere Saison ein Schalker, doch ob es dazu kommt, ist fraglich. Zumal der Spanier zuletzt öffentlich seinem Frust über seine wenigen Einsatzzeiten Luft machte.

Mit Alexander Nübel, der zum FC Bayern gehen wird, steht zudem ein Abgang definitiv fest. Da aber auch der Keeper nicht verkauft wurde, sondern ablösefrei wechselt, kommt kein frisches Geld rein.

Mehr noch: Ganze neun Spieler kehren im Sommer von ihren Ausleihen zurück in den Pott. Und auch in deren Fällen sind die Zukunftsaussichten alles andere als rosig.

Was passiert mit Fährmann, Rudy und Bentaleb?

Beispiel Ralf Fährmann: Der Ex-Kapitän verlängerte vor einem Jahr seinen Vertrag bis 2023, wurde dann an Norwich City verliehen und zog anschießend weiter zum SK Brann nach Norwegen. Als Identifikationsfigur ist der Torhüter durchaus wertvoll, doch hinter seinem sportlichen Wert steht ein großes Fragezeichen.

Ein großes Missverständnis war auch die Zusammenarbeit von S04 und Sebastian Rudy. Der ist noch Saisonende an die TSG Hoffenheim ausgeliehen und dort unumstrittener Stammspieler.

Umso überraschender war dann die Verlautbarung der Kraichgauer, von einer Verpflichtung des 30-Jährigen abzusehen. Nun wird Rudy nach Gelsenkirchen zurückkehren und der nächste knifflige Fall für Jochen Schneider.

Zuversichtlicher ist dieser wohl bei Nabil Bentaleb. Der Algerier wechselte im Winter zu Newcastle United. Die "Magpies" könnten Bentaleb für zehn Millionen Euro übernehmen, doch das gilt als unwahrscheinlich.

Allerdings gibt es für den 25-Jährigen einen Markt. Laut "Sport Bild" sollen finanzstarke Klubs aus China, Saudi-Arabien und Russland Interesse am Mittelfeldspieler haben. Ein Verkauf ist derzeit noch ein Wunschszenario.

Schalke 04 steckt in der Zwickmühle

Mit Mark Uth (1. FC Köln) und Cedric Teuchert (Hannover 96), sowie Hamza Mendyl (FCO Dijon), Pablo Insua (SD Huesca), Steven Skrzybski (Fortuna Düsseldorf) und Jonas Carls (Viktoria Köln) kehren sechs weitere Spieler im Sommer zurück, deren Zukunft völlig offen ist.

Zumindest bei Uth, der bei seinem Heimatklub durchaus ansprechende Leistungen zeigte, gibt es eine klare Tendenz: Er soll abgegeben werden. Mit den Kölnern haben die Königsblauen eine Kaufoption von zehn Millionen Euro vereinbart, doch die wird aller Voraussicht nach nicht gezogen. Die Lösung könnte eine erneute Ausleihe werden. Doch auch da würde Schalke kein Geld mit verdienen.

Auch im Fall Teuchert steckt S04 in der Zwickmühle. Hannover könnte ihn für 1,5 Millionen Euro fest verpflichten. "Wir wollen ihn behalten" bekannte Klub-Boss Martin Kind. Doch im selben Atemzug kündigte der Unternehmer auch an: "Wir wollen schon noch mal über die Summe reden." 

Allein diese beiden Fälle verdeutlichen: Der FC Schalke 04 kann es sich kaum leisten, Spieler unter Wert abzugeben, muss es aber wohl, um sich zumindest etwas Luft zu verschaffen.

Klar ist aber auch: Kleinere Einnahmen in Kombination mit Gehaltseinsparungen verbessern die Handlungsfähigkeit auf der Investitionsseite nur geringfügig.

Top-Einkäufe sind fast auszuschließen. Es sei denn, andere Klubs locken mit unmoralischen Angeboten für Leistungsträger wie Amine Harit oder Suat Serdar. Damit ließen sich zwar nennenswerte Einnahmen erzielen, doch dass sich mit diesen die dann entstehenden sportlichen Lücken schließen lassen, ist äußerst fraglich.

Unwesentlich weniger fraglich ist jedoch, ob auch tatsächlich Angebote kämen, bei denen Schalke gar nicht anders kann, als zu verkaufen. So oder so: Es wird für wahr ein unlustiger Sommer, vor allem für Jochen Schneider, der um sein Amt nicht zu beneiden ist.

Luis Holuch

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