06.07.2020 09:17 Uhr

"Nr. 1 der Steiermark" hat Lust auf mehr

Im Hartberg-Shirt jubelt es sich derzeit gut
Im Hartberg-Shirt jubelt es sich derzeit gut

Nach dem klaren 4:1-Sieg im Steiermark-Derby bei Sturm Graz ist die Saison für den TSV Hartberg noch nicht zu Ende. Die Obersteirer wollen in die Europa League, Sturm zieht sich nach einer "Katastrophen-Meisterrunde" zur Selbstfindung zurück.

Die Stellung als Nummer eins der Steiermark tabellarisch vorerst einzementiert, hat der TSV Hartberg noch Großes im Visier. "Jetzt holen wir uns den Startplatz für die Europa League", sagte Klubpräsidentin Brigitte Annerl nach dem 4:1-Sieg bei Sturm. Die Grazer hingegen ziehen sich nach der "Katastrophen-Meisterrunde" mit neun Niederlagen in eine zweitägige Klausur zur Selbstfindung zurück.

Als Meistergruppen-Fünfter fand die Saison für Hartberg am Sonntag noch kein Ende. Im Liga-Playoff gegen den Sieger zwischen Austria und Altach geht es im Hin- und Rückspiel noch um die erstmalige Qualifikation für das internationale Geschäft. Annerl sagte nach dem für die Platzierung bedeutungslosen Match in Graz, in dem Hartberg einen 0:1-Rückstand spielend leicht wettmachte, zur APA: "Wir haben wahrlich gezeigt, dass wir die Nummer eins in der Steiermark sind. Die Mannschaft hat den richtigen Hunger und die Kraft für die letzten zwei Spiele."

Auch Schopp weiß: "Wir können aus einer gewaltigen Saison eine fulminante machen." Der frühere Sturm-Spieler lobte seine Mannschaft nach dem Auftritt im früheren "Wohnzimmer" überschwänglich. Ihn freute vor allem, dass die 1:2-Niederlage der Hartberger gegen Sturm vor drei Wochen "Entwicklungsprozesse" angestoßen habe, deren positive Folgen am Sonntag für ihn bereits zu sehen waren, wie er meinte.

Zwei Saisonen nach dem Aufstieg hat sich Hartberg unter Schopps Anleitung und dem Credo "immer mutig sein" als fixe Bundesligagröße - und derzeit als steirische Nummer eins - etabliert. "Markus hat aus Einzelpersonen eine Mannschaft geformt, die füreinander einsteht", meinte Annerl. "Das Wichtigste in Hartberg ist der Zusammenhalt."

Sturm-Sportchef Schicker: "Jedes Wort ist vergeudete Energie"

Gerade das wurde in Graz schmerzlich vermisst. "Ich habe viel Qualität von Einzelspielern gesehen, aber wir haben es nicht geschafft, dass wir eine Mannschaft werden", sagte Sportchef Andreas Schicker gegenüber "Sky". "Am Ende braucht man 11 oder besser 18 Kaderspieler, die für das Eine leben, und das haben wir nicht geschafft."

17 Saisonniederlagen hat Sturm zuletzt in der Saison 2003/04 kassiert. Damals aber waren es noch 36 statt der derzeit 32 Runden. Der Vergleich ist ob des neuen Modus schwierig, der nachfolgende Befund bleibt desaströs: Auch im zweiten Jahr hat Sturm in der Meistergruppe zu Hause keinen einzigen Punkt geholt. Schicker wollte die "Katastrophen-Meisterrunde" gar nicht groß kommentieren: "Jedes Wort, das man verliert, ist vergeudete Energie."

Diese soll offenbar lieber in die anstehende Klausur mit dem Sturm-Vorstand um Präsident Christian Jauk fließen. Jauk wollte den Ort und Teilnehmer der APA gegenüber nicht preisgeben. Fix ist: Interimstrainer Thomas Hösele wird nicht dabei sein. "Ich habe meine Eindrücke an die Verantwortlichen weitergegeben", sagte Hösele, der wieder ins zweite Glied - die Betreuung der zweiten Mannschaft - zurücktritt. Sein mannschaftlicher Befund nach drei Spielen als Chef: "Es bedarf auch an Persönlichkeiten, die vorangehen und Verantwortung übernehmen und mit entsprechender Körperhaltung die Jungen führen."

Die organisierte Fanszene goss ihre Eindrücke der verkorksten Saison in eine Forderung: "Faule Äpfel aussortieren - Owizahrer abmontieren, sonst bleibt's wie's is und nix passiert, weitere Misserfolge garantiert", hieß es am Sonntag auf einem Transparent im leeren Stadion. Es wird sich zeigen, ob der - vom Klub sportlich begründeten - Ausbootung von Ersatzkapitän Lukas Spendlhofer (zunächst bis Saisonende) weitere Akteure folgen.

"Wir werden uns ein Konzept für die Zukunft erarbeiten", verriet Schicker immerhin den Arbeitstitel der Gesprächsrunde. Das Profil des zukünftigen Sturm-Trainers muss auch definiert werden. "Ich habe mich schon mit dem Markt beschäftigt und werde demnächst Gespräche führen." Mögliche Kandidaten, zu denen auch Schopp gehören dürfte, wollte Schicker nicht kommentieren.

apa

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