20.07.2020 11:41 Uhr

Corona "gekickt"? Was aus den Hilfsaktionen wurde

Riefen
Riefen "We kick Corona" ins Leben: Joshua Kimmich (l.) und Leon Goretzka

Die Hilfsbereitschaft war groß zu Beginn der Corona-Krise. Auch die oft als abgehoben gescholtenen Fußball-Profis taten sich hervor und gründeten Initiativen. Doch was haben die Spendenaktionen bislang gebracht?

WE KICK CORONA:

Eine der prominentesten und finanziell schlagkräftigsten Hilfsaktionen der Corona-Krise. Die Bayern-Profis und Nationalspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka riefen die Initiative "We kick Corona" Ende März ins Leben, um karitative Vereine und soziale Einrichtungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen zu unterstützen. Die beiden Jungstars spendeten gemeinsam eine Million Euro als Startkapital und gewannen auch andere prominente Unterstützer wie beispielsweise BVB-Profi Mats Hummels.

Solche Aktionen haben nach Ansicht von Experten Licht- und Schattenseiten. "Wir freuen uns immer über Leute, die sich engagieren, insbesondere, wenn es Sportler sind, die über eine große Reichweite verfügen und viel zu geben haben", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, Max Mälzer, der "Deutschen Presse-Agentur".

Häufig ist das Problem bei Aktionen von Prominenten aber die konkrete Umsetzung, nachdem das Geld gesammelt wurde, sagte Mälzer. Unter Umständen könne es länger dauern, bis das Geld ankomme. Etablierte Organisationen haben Mälzer zufolge damit mehr Erfahrung.

Knapp vier Monate nach der Gründung sind bei #We kick Corona mehr als fünf Millionen Euro zusammengekommen, wie die Initiatoren mitteilten. Bisher unterstützt wurden demnach beispielsweise die Arche oder das Bayerische Rote Kreuz, die Caritas oder ein Frauennotruf. Insgesamt sei bislang 480 Projekten unter die Arme gegriffen worden, teilte die Initiative mit. Rund 3800 Spender haben demnach dazu beigetragen.

SPENDE DEINE TRIKOTNUMMER:

Einen anderen Weg ist die Aktion "Spende deine Trikotnummer" gegangen. Ins Leben gerufen wurde sie Anfang April von der "Sportbuzzer"-Amateurfußballinitiative #GABFAF, dem Spieler Simon Zoller vom Zweitligisten VfL Bochum und der Fanorganisation FC PlayFair. Sie wollten den Amateursport unterstützen. Dabei sei es nie darum gegangen, möglichst hohe Beträge einzusammeln, sondern dass jeder mitmachen könne - "also auch der Zehnjährige, der 70 Cent für seine Rückennummer 7 spendet", hieß es seitens der Initiative.

Mehr als 20 000 Euro kamen bei der inzwischen abgeschlossenen Aktion zusammen. Prominente Spender aus dem Fußballbereich waren unter anderem Roman Weidenfeller, Reiner Calmund und Jonas Hector - aber auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir machte mit.

Davon haben den Angaben zufolge vier Amateurfußballklubs profitiert. Beispielsweise erhielten die Vereine Geld zur Sicherung von Auswärtsfahrten oder für den Wiederaufbau eines Vereinsheims nach einem Brand. Dass das Geld bei solchen Soforthilfen schnell fließt, kann ein Vorteil sein. Doch die Spontanaktionen bergen auch Risiken: "Wenn man Geld spenden möchte, sollte man schauen, ob die Organisation ein anerkanntes Spendenzertifikat hat. Und wenn sie das nicht hat, sollte man andere Kriterien sehr genau überprüfen. Beispielsweise, ob die Organisation gemeinnützig ist und wie lange sie schon am Markt ist. Das geht bei Spontanaktionen nicht oder nur schwer", sagte Spendenexperte Mälzer.

HELP YOUR HOMETOWN

Die Initiative des BVB-Profis Marco Reus, "Help your hometown", richtet sich vor allem an die Dortmunder Bevölkerung. Ins Leben gerufen hatte Reus sie Ende März mit seiner Frau Scarlett, um kleine und mittelständische Unternehmen in der Stadt zu unterstützen, die durch das Coronavirus in Existenznot geraten sind. Sie spendeten 500 000 Euro und riefen auf, sich daran zu beteiligen. Eine Spende im klassischen Sinne ist das nicht. Denn statt gemeinnütziger Organisationen werden Privatunternehmen unterstützt, die keine karitativen Zwecke verfolgen. Dem Erfolg scheint das keinen Abbruch zu tun. Das Geld fließt - in einen Irish Pub, in ein Reisebüro, eine Schuhmacherei oder eine Kunstgalerie, wie auf Instagram zu sehen ist.

Den etablierten Hilfsaktionen scheinen die Fußballer mit ihren Spendenaktionen bislang keine Konkurrenz zu machen. "Bis jetzt ist nicht zu erkennen, dass das Gesamtspendenvolumen signifikant weniger geworden ist", sagte Mälzer. Im Gegenteil: Nach Angaben des Marktforschungsinstituts GfK spendeten die Bundesbürger seit Beginn der Corona-Krise mehr Geld an gemeinnützige Organisationen als im Vorjahreszeitraum.

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