19.10.2020 14:25 Uhr

Fan-Forscher: Drohungen der Schalke-Ultras "gehen zu weit"

Die Mannschaft des FC Schalke 04 musste sich den Ultras stellen
Die Mannschaft des FC Schalke 04 musste sich den Ultras stellen

Beim FC Schalke 04 ist nach dem Remis gegen Union Berlin (1:1) ein erstes leichtes Aufatmen zu spüren. Doch kaum ist der erste Punkt der Saison eingefahren, geht der Blick der S04-Anhänger auch schon zum nächsten Wochenende, wenn die Königsblauen beim BVB ran müssen. Die Art und Weise, wie einige Fans nun mit direkten Drohungen gegen die Mannschaft hantierten, stößt Fan-Forscher Gunter A. Pilz allerdings sauer auf.

Nach Berichten von "Sport1" und "Bild" forderte eine Gruppe Schalke-Ultras nach dem Spiel gegen den Hauptstadtklub vehement ein Gespräch mit den S04-Stars. Das Team um Coach Manuel Baum kam den Rufen der rund 80 Anhänger weit nach Spielschluss nach und traf sich mit ihnen geschlossen am Ausgang West.

Dort ging es aber nicht wirklich um die Partie gegen Union, die immerhin den ersten kleinen Punktgewinn der Spielzeit einbrachte, sondern um das prestigeträchtige Duell mit dem Reviernachbarn Borussia Dortmund, das am kommenden Samstag (18:30 Uhr) ansteht. 

Fan-Forscher: Schalke-Ultras "überschreiten rote Linie"

"Das war okay heute. Ihr müsst aber fürs Derby noch ein paar Prozente mehr draufpacken. Das Derby ist das wichtigste Spiel im Jahr. Ihr geht da raus und gebt alles. Das kann man verlieren. Es kommt aber auf die Art und Weise an", zitiert "Bild" einen der Wortführer.


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"Wenn ihr euch nicht mindestens so präsentiert wie heute, dann sehen wir uns wieder. Dann wird es aber nicht so friedlich", nutzte der Schalke-Ultra Sätze, die eher nach Drohung als nach Motivation klingen, und fügte hinzu: "Ist das angekommen? 200 Prozent! Von jedem! Für Schalke. Auf geht’s!"

Für den renommierten Fanforscher und Bundesverdienstkreuz-Träger Gunter A. Pilz gehen diese Worte "zu weit", wie er gegenüber der "WAZ" betonte. "Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine Situation einschüchternde Wirkung auf junge Spieler hat. Das kann sogar gestandene Profis einschüchtern", so der 75-Jährige.

Pilz: Schalke-Bosse müssen klare Kante zeigen

Die Schalke-Bosse müssten jetzt eine Reaktion zeigen und sich schützend vor ihre Spieler stellen, mahnte Pilz. "Da ist eine rote Linie überschritten worden. Hier muss nun klar festgelegt werden, wo die Grenzen sind." Es sei ein deutliches Signal erforderlich, dass man als Verein nicht bereit sei, solche Drohungen zu akzeptieren.

Wie die Profis auf die Worte reagierten, ist nicht überliefert. Sascha Riether, Schalkes Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, erklärte jedoch: "Das war eher motivierend. Es gab eine Aussprache. Die Fans haben uns für das Derby heiß gemacht." 


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Dass es nach so vielen sieglosen Spielen auch mal laut wird, sei "doch normal", so Riether weiter über die Ultras, die sich laut "Sport1" "in friedlicher Atmosphäre und mit Mund-Nasen-Schutz" präsentierten. 

"Das ist Druck, der raus muss. Das ist verständlich. Normal können die Fans den im Stadion rauslassen", sagte der Schalke-Verantwortliche.

Ob es dafür jedoch drohender Worte bedarf? Laut Pilz nicht: "Das Derby BVB gegen Schalke hat natürlich eine besondere Qualität, aber bei aller Liebe zum Verein habe ich kein Verständnis dafür, was da jetzt auf Schalke passiert ist."

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