23.10.2020 21:31 Uhr

Die Angst vor dem Bundesliga-Lockdown wächst

Droht der Bundesliga der Lockdown?
Droht der Bundesliga der Lockdown?

Erst der Münchner Nationalspieler Serge Gnabry, nun DFB-Kollege Emre Can vom BVB - und auch Werder Bremen ist betroffen: Im deutschen Profifußball sorgen immer neue Coronafälle für Aufsehen. Die Klub-Verantwortlichen reagieren betroffen, warnen aber auch mit eindringlichen Worten vor einem zweiten Lockdown.

"Wenn so etwas kommt, dann weinen nicht die großen Vereine, sondern generell die Bundesliga und der Sport", sagte Sportchef Rouven Schröder vom FSV Mainz 05. Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat ging sogar noch einen Schritt weiter. "Wir leben in Zeiten, in denen es plötzlich vorstellbar erscheint, dass es nicht nur sportliche, sondern auch wirtschaftliche Absteiger aus der Bundesliga geben könnte", sagte der 47-Jährige, der die Verluste seines Klubs im Interview mit "SPOX" und "Goal" auf rund 30 Millionen Euro bezifferte.

BVB ohne Can im Revier-Derby

Der prominenteste jüngste Coronafall betrifft Can. Der Dortmunder wurde als dritter deutscher Nationalspieler positiv auf Corona getestet. Der 26-Jährige sei aktuell symptomfrei und befinde sich in häuslicher Isolation. Einer Austragung des Revierderbys gegen Schalke 04 am Samstag (18.30 Uhr/Sky) "steht nichts im Wege", hieß es in der BVB-Mitteilung. Alle weiteren Testergebnisse von Spielern und Staff ergaben am Freitag ein negatives Resultat.

Bei den Bayern scheint derweil die Corona-Gefahr nach der Infektion von Gnabry und eines weiteren Mitarbeiters zunächst gebannt. Beim 1. FC Heidenheim herrscht hingegen große Verwirrung. Der Zweitligist vermeldete am Freitag fünf neue Coronafälle, um am Abend dann von einer ausschließlich negativen Testreihe aus einem anderen Labor zu berichten. Für den FCH lässt diese Entwicklung "nach aktueller Faktenlage auf falsche Labor-Testergebnisse schließen". Eine weitere Testreihe am Samstag soll Aufschluss darüber geben, ob das Spiel am Sonntag gegen den VfL Osnabrück (13.30 Uhr/Sky) stattfinden kann.

Werder zurück im Training

Bei Werder Bremen hielten sich die Folgen in Grenzen. Nach einem positiven Test bei U21-Nationalspieler Felix Agu hatten sich Mannschaft und Trainer-Team am Donnerstag freiwillig in häusliche Quarantäne begeben, ehe es am Freitagnachmittag Entwarnung gab. Die Testreihen, die beim Team sowie Trainer- und Funktionsstab durchgeführt wurden, fielen alle negativ aus. Werder kehrte in den Trainingsbetrieb zurück.

In den Klubs sieht man die grundsätzliche Entwicklung mit großer Sorge. Auch finanziell reißt die Krise weiter große Löcher. Ein zweiter Lockdown, ein Aussetzen kompletter Spieltage wie im März, stellt aber nicht nur für Schröder keine Lösung dar.

Rummenigge: "Lockdown wäre für den Fußball ein Drama"

Doch sollten die Infektionszahlen bundesweit weiter so dramatisch steigen und auch in der Bundesliga stark zunehmen, ist eine erneute Unterbrechung des Spielbetriebs nicht mehr auszuschließen. Wenn ganze Mannschaften auseinander gerissen werden oder nicht mehr antreten können, weil sie sich in Quarantäne befinden, stellt sich für die Fortsetzung des Spielbetriebs die Sinnfrage.

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte nach dem Coronabefund bei Gnabry noch einmal eindringlich vor einer Unterbrechung der Saison gewarnt. "Wir müssen jetzt alle nochmal die Sinne schärfen, damit wir ohne großen Schaden rauskommen. Ein nochmaliger Lockdown wäre für den Fußball ein Drama", sagte Rummenigge bei Sky.

DFB sagt fast alle Junioren-Länderspiele ab

Ähnlich hatte sich zuvor auch Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geäußert. "Sollte es nochmal eine große Unterbrechung geben, dann könnten bei manch einem die Lichter ausgehen", sagte Watzke. Die Westfalen kalkulieren für die laufende Saison wegen Corona mit einem Verlust zwischen 70 und 75 Millionen Euro.

Der DFB reagierte am Freitag seinerseits und sagte alle Länderspiele und Lehrgänge seiner U-Nationalmannschaften aufgrund der steigenden Infektionszahlen bis zum Jahresende ab. Die U21-Nationalmannschaft von Trainer Stefan Kuntz ist von der Regelung ausgenommen. Die Entscheidung sei aus der Verantwortung gegenüber allen Beteiligten getroffen worden, hieß es.

Für einige Überraschungen sorgen indes die Gesundheitsämter an den jeweiligen Spielorten der Bundesliga. Während in München, Stuttgart oder Bremen für den fünften Spieltag am Wochenende keine Zuschauer zugelassen sind, dürfen für das Heimspiel von Union Berlin am Samstag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) 5000 Personen ins Stadion - und das, obwohl Berlin als Corona-Hochburg gilt und am Tag der Entscheidung durch die Behörden insgesamt einen hohen Inzidenz-Wert von 103,4 hatte. Im Union-Bezirk Treptow-Köpenick lag dieser allerdings "nur" bei 52,5.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten