29.10.2020 12:11 Uhr

Rashford schießt RB ab: Samariter mit Torinstinkt

Marcus Rashford war der Mann des Abends
Marcus Rashford war der Mann des Abends

Marcus Rashford klemmte den Ball wie eine Trophäe unter den Arm und schlenderte mit einem breiten Lächeln aus dem Old Trafford. Drei Tore in nur 30 Minuten Spielzeit waren der beeindruckende Leistungsnachweis von Englands Jungstar beim 5:0 (1:0) von Manchester United in der Champions League gegen Bundesligist RB Leipzig.

Es war ein besonderer Abend für einen besonderen Fußballprofi, der auch im Moment des Erfolgs seine Bescheidenheit nicht verlor. Im Mittelpunkt wollte er nicht stehen, "es geht nur um die Mannschaft und ums Gewinnen", sagte Rashford bei "DAZN".

Erst in der 63. Minute war der 22 Jahre alte Angreifer eingewechselt worden. Bis zum Abpfiff hatte er Leipzig mit seinen Toren (74./78./90.+2) fast im Alleingang bezwungen. "Marcus Rashford hat aus drei Chancen drei Tore gemacht. Er ist ein guter Spieler, das wussten wir vorher", sagte RB-Trainer Julian Nagelsmann anerkennend.

Dabei ist Rashford längst mehr als nur ein guter Kicker. Sein soziales Engagement ist beispielhaft. Dass ärmere Kinder satt werden, ist ihm wohl noch wichtiger als Tore oder Titel. Rashford sorgte unter anderem mit einem offenen Brief an die Regierung dafür, dass auch in Englands Sommerferien kostenlose Mittagessen an bedürftige Kinder verteilt wurden.

Das Parlament will die 120-Millionen-Pfund teure Aktion aber nicht fortsetzen. Ausgerechnet jetzt, wo die zweite Corona-Welle vor allem die Ärmsten im Land mit voller Wucht trifft. Das Medienecho auf die Entscheidung ist verheerend, vor allem Premier Boris Johnson steht in der Kritik.

Riesenlob von Jürgen Klopp

Als "gefühllos" empfindet Rashford viele Politiker-Aussagen zu dem Thema. Dass er kürzlich von Queen Elizabeth II. zum "Member of the Order of the British Empire" (MBE) und von der Universität von Manchester zum Ehrendoktor ernannt wurde - alles nur zum Schein?

Rashford ging selbst in die Offensive. Er startete die Petition #ENDCHILDFOODPOVERTY, die mittlerweile von über einer Million Menschen unterstützt wird. Außerdem setzte der englische Nationalspieler auf seinen Sozialen Netzwerkseiten einen Hilferuf ab - und der wurde erhört.

Zahlreiche Supermärkte, Restaurants, Bäckereien, Fast-Food-Ketten oder Tante-Emma-Läden boten Essen für Bedürftige an. "Selbstlosigkeit, Freundlichkeit und Zusammengehörigkeit: Das ist das England, das ich kenne", schrieb Rashford auf Twitter. Im Minutentakt retweetete er Angebote, wann und wo kostenlose Mahlzeiten angeboten werden.

So viel soziales Engagement - wohlgemerkt von einem 22-Jährigen - ringt auch Jürgen Klopp riesengroßen Respekt ab. "Was Marcus da losgetreten hat, ist unglaublich", sagte der Teammanager des FC Liverpool. Es sei "beschämend", so Klopp, dass "ein Junge aus einfachen Verhältnissen" für die politisch Verantwortlichen handeln müsse. Er kenne Rashford nicht persönlich, aber er sei dennoch stolz auf den Jungen.

Rashford, der im Manchesters Stadtteil Wythenshawe in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hat einen für sein Alter erstaunlichen gesellschaftlichen Weitblick. Im Vereinigten Königreich sollte "kein Kind hungrig ins Bett gehen", findet er, denn es sei "nie die Schuld der Kinder", keinen Zugang zum Essen zu haben.

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