19.11.2020 15:17 Uhr

Wie Sancho auf ungewohnter Position Eigenwerbung betreibt

Der zuletzt formschwache BVB-Star Jadon Sancho hat im Nationalteam Selbstvertrauen gesammelt
Der zuletzt formschwache BVB-Star Jadon Sancho hat im Nationalteam Selbstvertrauen gesammelt

Beim BVB hat Jadon Sancho noch nicht zu seiner Topform gefunden. Seine Leistungen in den jüngsten Länderspielen mit der englischen Nationalmannschaft machen nun aber Hoffnung, dass der Rechtsaußen von Borussia Dortmund wieder auf dem richtigen Weg ist.

Als Three-Lions-Coach Gareth Southgate zu Beginn der vergangenen Woche vor die Mikros trat, kam ein Thema zur Sprache, das mittlerweile längst nicht mehr nur in Deutschland diskutiert wird: die anhaltende Formschwäche von Jadon Sancho.

Auf die durchwachsenen Leistungen des Angreifers angesprochen, entgegnete Southgate überaus deutlich: "Es liegt immer in unserer Verantwortung, das Beste aus den Spielern herauszuholen. Aber es gibt auch eine Verantwortung für sie. Sancho will ein Spitzenspieler sein? Er kann ein Spitzenspieler sein."

Was er meinte: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen bei jungen Fußball-Profis manchmal Welten, oder im Falle von Sancho derzeit zumindest ein ordentliches Stück.


Mehr dazu: Warum Jadon Sancho für den BVB zuletzt keine Hilfe war


Mit seiner unverblümten Kritik wollte Southgate seinen aus dem Tritt geratenen Schützling freilich auch wachkitzeln.

"Jadon muss die Herausforderung jeden Tag aufs Neue annehmen und besser werden. Er ist noch extrem jung und muss sich immer weiter verbessern", so die unmissverständliche Forderung des Trainers.

Es scheint, als hätte die öffentliche Botschaft ihr Ziel nicht verfehlt.

BVB-Star Sancho betreibt in den Länderspielen Eigenwerbung

Im ersten Auftritt mit der Nationalmannschaft, einem 3:0-Testspielsieg gegen den irischen Inselnachbarn, durfte Sancho von Beginn an ran und rechtfertigte das Vertrauen mit einem blitzsauberen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0.

Wie der 20-Jährige gleich mehrere Gegenspieler im Sechzehner narrte, um einen messerscharfen Flachschuss ins lange Eck folgen zu lassen, erinnerte an die vielen Glanzmomente des Ausnahmekönners in den vergangenen Jahren. Zuletzt waren sie selten geworden.

In den folgenden Nations-League-Begegnungen ließ Southgate Sancho zunächst zappeln, wechselte ihn gegen Belgien (0:2) und Island (4:0) jeweils erst in der Schlussphase ein.

Beleidigt wirkte der BVB-Star allerdings nicht, im Gegenteil: Seinem Antritt samt uneigennützigem Querpass in der 80. Minute verdankte Teamkollege Phil Foden seinen ersten Länderspieltreffer.

Neues Einsatzgebiet beim BVB?

In Dortmund sind die Hoffnungen nun groß, dass Sancho auch im Verein wieder in die Spur findet. Zu wichtig sind die Impulse des dribbelstarken Flügelstürmers für den Erfolg des BVB.

Borussia-Coach Lucien Favre dürfte genau hingeschaut haben, als sein Sorgenkind im Three-Lions-Dress aufdrehte. Womöglich lässt er sich von den Eindrücken auch inspirieren, schließlich sammelte Sancho auf teils ungewohnten Positionen Pluspunkte.

Gegen Island agierte der Edeltechniker nach seiner Einwechslung nominell als Zehner, wich jedoch immer wieder auf den linken Flügel aus. Schon gegen Irland war Sancho regelmäßig rochiert.

Nicht ausgeschlossen, dass er bald auch im Ligaalltag flexibler eingesetzt wird. Auf der rechten Flanke wirkte Sancho in den letzten Monaten leicht gehemmt, auch, weil er dort stets von mehreren Gegenspielern hart attackiert wurde. Sein erstes Saisontor lässt noch auf sich warten.

Favre hält zu BVB-Sorgenkind Sancho

Unabhängig von derlei taktischen Fragen steht Favre unvermindert fest an der Seite Sanchos. "Du kannst nicht ein Jahr lang in Topform sein. Wenn er mal einen Monat nicht bei 100 Prozent ist, müssen wir das akzeptieren", stellte der Schweizer erst kürzlich klar.

Nebenkriegsschauplätze interessieren den 63 Jahre alten Fußballlehrer nicht, all die Schlagzeilen um einen möglichen Wechsel oder Party-Ausflüge seines Spielers versucht Favre auszublenden.

Seine Geduld könnte sich langsam auszahlen: In der Nationalmannschaft hat Sancho einen Aufwärtstrend erkennen lassen. Dieser soll nun in der Bundesliga bestätigt werden - idealerweise schon im kommenden Auswärtsspiel bei Hertha BSC (Samstag ab 20:30 Uhr im sport.de-Liveticker).

Heiko Lütkehus

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