01.12.2020 13:08 Uhr

So trotzt Bayern dem Corona-Stress

Chris Richards steht gegen Atlético im Kader des FC Bayern
Chris Richards steht gegen Atlético im Kader des FC Bayern

Wenn am Dienstagabend (21 Uhr) der Anpfiff von den leeren Rängen des Wanda Metropolitano in Madrid widerhallt, steht für den FC Bayern München das vierte Pflichtspiel in elf Tagen auf dem Programm.

Eine herausfordernde Taktung, bedingt durch den infolge der Corona-Pandemie extrem späten Start der Saison 2020/21 für die Topklubs allerdings eher Alltag als Ausnahme. Kein Wunder also, dass die Crème de la Crème des europäischen Fußballs nicht immer Vollgas geben kann. Das weiß man auch an der Isar.

Mit Leon Goretzka, Robert Lewandowski und Manuel Neuer treten drei gesetzte Top-Stars den Flug nach Madrid erst gar nicht an, für Corentin Tolisso hat es ebenso nicht gereicht, bestätigte Bayern-Coach Hansi Flick am Montag auf der PK vor der Begegnung. Alphonso Davies und Joshua Kimmich stehen zudem bereits seit Längerem nicht zur Verfügung.


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Dass Flick die Nachfrage, wie das Fernbleiben der drei Leistungsträger sich mit der Aussage, der FC Bayern werde das sportlich unbedeutende Gastspiel in Madrid nicht abschenken, vom Tisch fegte, untermauert, dass die Terminhatz auch am Coach nicht völlig spurlos vorbeigeht. "Haben Sie ein anderes Gefühl - dass wir das Spiel abschenken wollen?", entgegnete Flick leicht genervt, erklärte knapp, das Trio sei "nicht bei 100 Prozent" und vertiefte sich schnell in eine Lobeshymne auf den Gegner.

Im Vergleich mit einigen seiner Kollegen muss man Flick allerdings beinahe eine Seelenruhe attestieren. Vor allem Liverpool-Teammanager Jürgen Klopp und dessen Pendants Ole Gunnar Solskjaer (Manchester United) sowie Pep Guardiola (Manchester City) präsentierten sich unlängst um einiges dünnhäutiger. 

Verübeln kann man der Trainerriege ihre Reaktionen allerdings keinesfalls. Die Flut an Verletzungen ist auffällig, Verschnaufpausen Mangelware, der Stress enorm, die Erwartungen hingegen gleichbleibend hoch. Dass die Premier League zudem als einzige Top-Liga weiterhin an nur drei Wechseln festhält, lässt das Pulverfass wohl gerade auf der Insel explodieren. "Wir schützen die Spieler nicht, es ist ein Desaster", brachte Guardiola die Befürchtungen auf den Punkt.

Für alle beim FC Bayern "eine riesige Herausforderung"

Flick stellte derweil heraus, der enge Spielplan sei "nicht nur für die Spieler, sondern den ganzen Staff eine riesige Herausforderung". Seinem Stab, den Physiotherapeuten, den Ärzten und Betreuern bescheinigte er einen "tollen Job". Gemeinsam versuche man alles, damit alle Akteure bei jeder Partie bei 100 Prozent stehen würden. Man sei bestrebt, die Situation anzunehmen und diese positiv zu meistern.

Außer Frage steht für Flick derweil, dass Fans und Verantwortliche die Ansprüche herunterschrauben müssen. "Wir wollen erfolgreich spielen und das klappt im Moment", so der langjährige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Aktuell gewinne man auf dem Platz zwar "mit Sicherheit keinen Schönheitspreis", das Team imponiere ihm jedoch, da es in Lage sei, "90 Minuten zu fighten". Kurz: Mehr ist derzeit nicht möglich!

Talente-Flut im Kader des FC Bayern

Eine Erkenntnis, in der Flick auch Chancen sieht. "Die Mannschaft, die mit den Bedingungen am besten zurechtkommt, die wird Erfolg haben", stellt der Coach klar. Und die Bedingungen erfordern es nun einmal, dass auch die absoluten Stützen des Teams Pausen bekommen.

Dass mit den Keepern Ron-Thorben Hoffmann und Luca Schneller, den Verteidigern Bright Arrey-Mbi und Chris Richards, den Mittelfeldspielern Angelo Stiller und Maximilian Zaiser sowie den Offensivkräften Jamal Musiala und Joshua Zirkzee gleich acht größtenteils unerfahrene Talente gegen Madrid im 22-Mann-Kader stehen, wird Atletis Konkurrenz im Kampf um Platz zwei zwar sicher nicht schmecken, ist aber legitim. Zumal in der Liga am kommenden Spieltag Verfolger RB Leipzig und wartet und die erste Elf weiterhin durchaus schlagfertig ausfallen dürfte.

"Das hat nichts mit einer zweiten Truppe zu tun", bestätigte Flick gegenüber "Sky". "Es geht darum, es mit den Bedingungen, den Voraussetzungen, die wir aktuell alle haben, dementsprechend richtig zu managen. Deshalb lassen wir auch die drei Spieler zu Hause. Ansonsten haben wir einen Kader, der in der Lage ist, in Madrid drei Punkte zu holen." Ob das gelingt, erfahrt ihr ab 21 Uhr im LIVE-Ticker auf sport.de

Marc Affeldt

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