03.12.2020 12:09 Uhr

Berliner Stadtmeisterschaft ohne Emotionen von außen

Das Berliner Olympiastadion bleibt erneut leer
Das Berliner Olympiastadion bleibt erneut leer

Union Berlin um Offensiv-Star Max Kruse kann "Big City Club" Hertha BSC die Vorherrschaft streitig machen. Die Chance darauf ist so gut wie selten zuvor. Aber das Virus drückt auf die Stimmung.

Es hätte so ein schöner Abend werden können, aber nur in einer Parallelwelt ohne das Virus. So hocken am Freitag (20:30 Uhr) beim Hauptstadt-Derby zwischen Hertha BSC und Union Berlin die rund 74.000 Menschen, die das Olympiastadion in Rot und Blau getaucht hätten, auf dem Sofa. Die Emotionalität geht dem normalerweise elektrisierenden Duell völlig ab. Vor allem bei den Fans der derzeit schier unbesiegbaren Unioner dürfte die Wehmut groß sein, denn selten war die Chance größer, den Erzrivalen so richtig zu ärgern. Da wären sie sicher gerne dabei.

Urs Fischer, der Trainer der Köpenicker, steuerte dem Verdruss entgegen. "Der Wert bleibt gleich. Egal, ob Zuschauer dabei sind oder nicht", sagte der Schweizer: "Es ist ein Derby - da geht es um Emotionen und eine gesunde Rivalität." So richtig überträgt sich die Derby-Stimmung aber nicht auf die Stadt. Und auch den Spielern fehlt ein notwendiger Faktor.

"Normalerweise läufst du in einen Kessel ein, wo 74.000 Leute richtig Alarm machen, und du bekommst eine Gänsehaut", sagte Unions Vereinsikone Torsten Mattuschka der Berliner Zeitung: "Jetzt aber siehst du nur leere Sitze." Um trotzdem etwas Derby-Atmosphäre zu beschwören, verteilte Hertha unter der Woche gar rund 60.000 Vereinsflaggen in der Stadt. Die Fahnen in Köpenick landeten teilweise im Müll. Zudem gab es trotz enormem Zuspruch der Hertha-Fans Ärger mit dem Ordnungsamt, weil offenbar die Genehmigung fehlte.

Fischer: "Kräfteverhältnis steht nicht im Vordergrund"

Auf dem Rasen müssen die Akteure die leeren Ränge ausblenden, denn die Stadtmeisterschaft bedeutet den Fanlagern dann doch etwas. Auch wenn man sie nicht dem Gegner persönlich ins Gesicht reiben kann. "Drei Punkte sind immer wichtig. Und wenn sie im Derby geholt werden, doppelt süß", sagte Hertha-Coach Bruno Labbadia. Für Hertha sind die Zähler besonders von Nöten, denn Tabellenrang 13 und acht Punkte Rückstand auf die sechstplatzierten Unioner (16 Punkte) sind natürlich nicht der Anspruch.

In Berlin kamen angesichts der Unioner Traumserie von acht Partien ohne Niederlage sogar Fragen nach einer Wachablösung in der Hauptstadt auf. Auf diese Debatte haben beide Klubs aber keine Lust. "Wir haben ein bisschen mehr als ein Viertel der Saison gespielt. Ich kann nicht großartig erkennen, dass sich die Ausgangssituation geändert hat", sagte Hertha-Manager Michael Preetz. Und auch Fischer meinte: "Für mich steht im Vordergrund, wie wir unsere Ziele erreichen. Nicht das Kräfteverhältnis."

Trumpf Nummer eins für Union ist Max Kruse. "Hoffentlich wird er wieder wichtig", sagte Fischer. Erst am vorigen Wochenende hatte der frühere Nationalspieler Union mit einem Traumtor zum 3:3 gegen Eintracht Frankfurt einen Punkt gerettet. Labbadia skizzierte, wie schwer der Sturm-Allrounder mit den sechs Saisontoren und fünf Vorlagen aufzuhalten sein wird: "In Schach halten muss man ihn im Kollektiv."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Hertha: Schwolow - Pekarik, Boyata, Alderete, Plattenhardt - Stark - Darida, Guendouzi - Lukebakio, Piatek, Matheus Cunha. - Trainer: Labbadia

Union Berlin: Luthe - Trimmel, Friedrich, Knoche, Lenz - Prömel, Andrich - Becker, Bülter - Kruse - Awoniyi. - Trainer: Fischer

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