15.12.2020 18:00 Uhr

Hummels beklagt "knallhartes" Programm

Auch Mats Hummels leidet unter dem straffen Terminplan
Auch Mats Hummels leidet unter dem straffen Terminplan

Auch im Profi-Fußball hat das Corona-Jahr einiges durcheinandergeworfen. Natürlich sind die Kicker froh, überhaupt spielen zu dürfen. Doch die enge Taktung fordert ihren Tribut.

Die Corona-Pandemie hat den ohnehin engen Terminkalender von Fußballprofis noch stärker komprimiert. Im Schnitt alle drei Tage stehen Punktspiele an, die Winterpause fällt nahezu weg, Zeit für Regeneration bleibt kaum.

Im Gespräch mit "RTL" und dem "stern" macht ein Spielerbündnis um Mats Hummels, Sven Bender, Andreas Luthe und Almuth Schult auf den damit verbundenen Druck auf die Spieler aufmerksam.

"Es ist ein knallhartes Programm, für mich das absolut anstrengendste, was ich in meiner Karriere bisher erlebt habe", sagt BVB-Verteidiger Hummels. "Sich alle drei Tage körperlich zu verausgaben, geht bei mir voll an die Substanz. Ich merke, dass zwischen den Spielen nicht viel geht." Im Moment bliebe "kaum Zeit für Erholungsphasen", pflichtet ihm auch Sven Bender vom Bayer 04 Leverkusen bei.

"Wir gehen mit unserem Körper in Vorleistung"

Auch im Frauenfußball hat das Corona-Jahr seine Spuren hinterlassen. Torfrau Almuth Schult vom VfL Wolfsburg spricht von "ganz offensichtlich deutlich mehr Verletzungen" in diesem Pandemie-Jahr, die sie auf die gestiegene Belastung zurückführt. "Wir hatten nach der Champions League einen Tag Urlaub, dann ging es mit der neuen Saison los."

Alle Spieler betonen dabei immer wieder, dass sie sehr froh seien, überhaupt zu spielen. Sie wüssten um ihr Privileg, ihren Job ausführen zu können und wollten nicht meckern. Union-Keeper Andeas Luthe will aber dennoch auf die gestiegene Belastung aufmerksam machen: "Das kann nur eine Übergangsphase sein. Wir gehen mit unserem Körper in Vorleistung."

Mehr als 400 Profi-Fußballer und -Fußballerinnen sind den Spielern zufolge aktuell in dem Spielerbündnis organisiert. Die Gruppe soll als eine Art Gewerkschaft fungieren und setzt sich dafür ein, dass Profis mehr Mitspracherecht in aktuellen Belangen bekommen, etwa beim Umgang der Pandemie. Das sei in anderen Ländern, etwa England oder Italien, längst Standard.

Angesprochen, ob ein Spielerstreik ein probates Mittel sein könnte, solchen Zielen mehr Nachdruck zu verleihen, betont Sven Bender: "Wir alle spielen gerne Fußball." Niemand wolle streiken, aber irgendwann streike halt der Körper. Der enge Terminkalender bringe die Profis derzeit an ihre Belastungsgrenze, weswegen sie appellierten, dass auf keinen Fall noch mehr Wettbewerbe, mehr Spiele hinzugefügt werden sollten, auch nicht, wenn der Spielplan irgendwann wieder zum Normalmodus zurückgekehrt ist.

Die Corona-Pandemie führe zusätzlich noch zu einer starken mentalen Belastung für die Spieler. "Wie alle Bürger" bedrücke natürlich auch die Profis die aktuelle Situation, sagt Hummels. Man könne sich körperlich und mental weniger erholen. "Uns fehlen auch die Kraft gebenden Sachen von außen. 80.000 Fans in Dortmund, die dich pushen, wenn die Beine schwer werden. Da hat man vorher Kraft herausgezogen", sagt der BVB-Spieler.

"Der Mannschaftssport ist zum Einzelsport geworden"

Almuth Schult macht vor allem das fehlende Mannschaftsgefühl zusätzlich zu schaffen. Man sei in den Hotels voneinander isoliert, jeder habe Einzelzimmer, auf der Ersatzbank sitzen alle mit Abstand. "Mir fehlt, dass man zusammen einen Sieg feiert, nach dem Training mal Essen geht. Der Mannschaftssport ist zum Einzelsport geworden."

Weil die Bundesliga dieses Jahr später angefangen hat, werden nur 13 Spieltage bis Weihnachten absolviert, allerdings in engerem Zeitraum und die Winterpause wird verkürzt. Am 20. Dezember ist das letzte Spiel 2020, am 2. Januar geht der Spielbetrieb bereits weiter, damit die Spielzeit bis zum Juni beendet werden kann. Dann steht die aus diesem Jahr verschobene Europameisterschaft an.

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