01.03.2021 09:13 Uhr

Wie geht es jetzt weiter beim FC Schalke 04?

Großes Personal-Chaos beim FC Schalke 04
Großes Personal-Chaos beim FC Schalke 04

Nach dem womöglich chaotischsten Wochenende der Vereinsgeschichte steht der FC Schalke 04 ohne sportliche Führung da.

Warum wurde das komplette Personal im sportlichen Bereich ausgetauscht? Wer beerbt Trainer Christian Gross und Sportvorstand Jochen Schneider? Und glaubt überhaupt noch jemand an den Klassenerhalt? Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten zum Schalke-Beben.

Was ist am Wochenende beim FC Schalke 04 passiert?

Spieler-Revolte, sportlicher Offenbarungseid und großes Tabula rasa: Hinter dem FC Schalke 04 liegen chaotische Tage.

Bereits vor dem Bundesligaspiel beim VfB Stuttgart am Samstag machten Gerüchte die Runde, eine Riege von Führungsspielern hätte bei Sportvorstand Jochen Schneider die Entlassung von Trainer Christian Gross gefordert.

Beim 1:5 gegen den VfB präsentierte sich eine ersatzgeschwächte Schalker Mannschaft dann einmal mehr nicht bundesligatauglich. Wataru Endo (10./26.), Sasa Kalajdzic (34.) sowie die eingewechselten Philipp Klement (88.) und Daniel Didavi (90.+2) trafen für die Schwaben. Den einzigen Treffer der Gäste erzielte Sead Kolasinac (40.), angeblich einer der Rädelsführer beim Aufstand gegen Gross.

Tags darauf folgte dann der große Paukenschlag: Nicht nur Gross, auch Schneider, Team-Manager Sascha Riether, der umstrittene Athletik-Chef Werner Leuthard sowie Co-Trainer Rainer Widmayer verloren ihre Jobs. Die "WAZ" schreibt von einem "Desaster", die "Süddeutsche Zeitung" nennt Schalke einen "krassen Sanierungsfall".

Wer wird neuer Trainer beim FC Schalke 04?

Klar ist bislang nur: Am Montag soll in Gelsenkirchen wieder trainiert werden, schließlich steht am Freitag bereits das immens wichtige Kellerduell mit Mainz 05 auf dem Programm. Da noch kein Gross-Nachfolger gefunden ist, leiten die verbliebenen Athletik-Trainer die Einheit. 

Angesichts der knappen Zeit scheint eine Interimslösung mit Mike Büskens naheliegend, der in ähnlicher Funktion schon zweimal ausgeholfen hatte. Dieser Wunsch soll aus der Mannschaft kommen. Dem Vernehmen nach ist der 52 Jahre alte einstige Profi von dieser Idee jedoch nicht besonders begeistert. Zudem soll der Düsseldorfer an der Kaderplanung für die kommende Saison mitarbeiten.

Ex-Trainer Peter Neururer, ein anerkannter "Feuerwehrmann", berichtete gegenüber "Sport1" von Schalker "Signalen" an seine Person.


Mehr dazu: Diese Trainer-Optionen bleiben dem FC Schalke 04


Gut möglich allerdings, dass der Verein gleich eine längerfristige Lösung anstrebt. Die Aussage von Aufsichtsratschef Jens Buchta deutet darauf hin: "Die sportliche Situation ist eindeutig, deshalb müssen wir bei jeder noch zu treffenden Personalentscheidung auch über die Saison hinausdenken."

Gehandelt werden Steffen Baumgart (SC Paderborn), der wenn überhaupt jedoch erst ab dem Sommer verfügbar wäre, Dimitrios Grammozis (vereinslos) sowie der frühere Schalker U23-Coach Michael Boris (MTK Budapest).

Wie geht es auf der Führungsebene des FC Schalke 04 weiter?

Peter Knäbel ist zunächst nur provisorisch Nachfolger von Schneider als Sport-Vorstand. Der 57 Jahre alte frühere Fußball-Chef des Hamburger SV leitet eigentlich das Nachwuchsleistungszentrum der Königsblauen.

Eine ähnliche Übergangslösung soll es angeblich auch auf der Position des Sportdirektors geben. Hier wird der einstige Torhüter Mathias Schober als Kandidat gehandelt.

Wie es in der Führungsetage langfristig weitergeht, ist völlig offen. Zuletzt waren Namen wie der von Erik Stoffelshaus im Gespräch.

Laut "WAZ" gibt es weit fortgeschrittene Gespräche mit einem Kandidaten, der bislang in der öffentlichen Diskussion noch nicht genannt wurde. Diese soll aktuell noch bei einem anderen Verein unter Vertrag stehen.

Wie reagieren Fans und Umfeld auf das Chaos beim FC Schalke 04?

"Bundesliga ade. Wir kommen wieder", war am Sonntag auf einem nahe der Schalker Geschäftsstellte angebrachten Spruchband zu lesen. Daneben hing ein Banner mit einem schwarzen Kreuz auf weißem Grund.

Nachdem die Fans unlängst noch mit wütenden Protesten gegen den seit Monaten umstrittenen Schneider ihrem Ärger Luft gemacht hatten, reagiert nun also die Resignation am Berger Feld - zumindest, was die aktuelle Situation angeht.

Aus dem Umfeld gibt es bereits Bestrebungen, den fälligen Neubeginn mitzugestalten. Der Marketing-Experte und Schalke-Fan Raphael Brinkert kündigte bereits vor dem großen Personal-Beben vom Wochenende die Initiativ "Zukunftself" an.

Fans, Mitglieder, Sponsoren und Spieler, hieß es in einer Mitteilung, wollen damit ein Konzept für einen Neustart entwickeln, "welches dem Aufsichtsrat konkrete Handlungsempfehlungen für den sportlichen, wirtschaftlichen und kommunikativen Neustart geben wird".

Ist der FC Schalke 04 noch zu retten?

In dieser Saison wohl nicht mehr. Schalke hat nach 23 Spieltagen nur neun Punkte - so wenig wie seit 55 Jahren kein Erstligist mehr zu diesem Zeitpunkt.

Der personelle Kahlschlag ebnet den Weg für einen kompletten Neuanfang, den Buchta im Hinblick auf eine Zukunft in der Zweitklassigkeit anstrebt.

Klar scheint: Sollten die Knappen auch das Duell mit dem bereits acht Punkte enteilten Tabellen-17. Mainz am Freitag nicht gewinnen, ist der Abstieg endgültig besiegelt - und die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag ist denkbar klein.

Tobias Knoop (mit Material der dpa)

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