02.03.2021 11:54 Uhr

Rot-Weiss Essen träumt vom nächsten Pokal-Coup

Träumen vom nächsten DFB-Pokal-Coup: Christian Neidhart (l.) und Simon Engelmann
Träumen vom nächsten DFB-Pokal-Coup: Christian Neidhart (l.) und Simon Engelmann

Rot-Weiss Essen kämpft gegen Holstein Kiel um den Sprung ins Pokalhalbfinale - und darf als Favoritenschreck durchaus träumen.

Es geht um viel für Rot-Weiss Essen. Sportlich winkt der größte Erfolg seit 27 Jahren, finanziell gar ein "exorbitanter Quantensprung" - der Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals wäre ein Stück Vereinsgeschichte für den Regionalligisten. Und im Weg steht dieses Mal "nur" ein zweitklassiger Klub, am Mittwoch (18:30 Uhr) kommt Holstein Kiel in den Pott.

Fühlt sich das für den Favoritenschreck nicht beinahe einfach an? Trainer Christian Neidhart muss erstmal schmunzeln angesichts dieser Frage. "Wir sind der klare Underdog, auch gegen Kiel krasser Außenseiter", sagt der 52-Jährige. Und lässt dann doch durchblicken, dass man in Essen ziemlich zufrieden ist mit diesem Los.

"Wir wollten nicht unbedingt gegen Dortmund oder Leipzig spielen", sagt Neidhart, "aber Kiel spielt sicher auch lieber gegen Essen als gegen einen von denen. Für beide Klubs ist das ein Toplos."

Und Rot-Weiss hat ja gezeigt, was möglich ist für einen unterklassigen Klub. Bundesligist Arminia Bielefeld stolperte in der ersten Runde über den Außenseiter, dann war Zweitligist Fortuna Düsseldorf dran, im Achtelfinale verabschiedete sich das millionenschwere Bayer Leverkusen gegen Essen aus dem Pokal.

Rot-Weiss Essen - als zweiter Viertligist im DFB-Pokal-Halbfinale?

Ein Sieg fehlt jetzt noch, dann steht RWE als erst zweiter Viertligist in der Runde der letzten Vier, der 1. FC Saarbrücken hatte das im vergangenen Jahr schon mal geschafft. Diese Chance ist geradezu einmalig, und deshalb will auch niemand in Essen dieses Viertelfinale als "Bonusspiel" sehen, als ein Duell, in dem nichts zu verlieren ist.

"Das ist das DFB-Pokal-Viertelfinale", sagte Klubchef Marcus Uhlig bei "RevierSport", und allein die wirtschaftliche Situation würde sich durch ein Weiterkommen völlig verändern: "Für uns wäre das Geld nicht nur ein Beiwerk wie vielleicht für einen Erstligisten. Es wäre für Rot-Weiss Essen ein exorbitanter Quantensprung."

Etwa zwei Millionen Euro hat der Klub in dieser Pokalsaison bereits verdient, weitere zwei Millionen würde ein Sieg am Mittwoch bringen. Vor allem wegen dieser Einnahmen kommt Essen bislang ordentlich durch die Coronakrise.

Und, weil RWE eben doch kein ganz normaler Viertligist ist. 5000 Dauerkarten hat der Pokalsieger von 1953 für diese Saison absetzen können, obwohl ja keine Aussicht auf Stadionbesuche besteht.

Befeuert wird die Zuneigung der Fans auch vom sportlichen Erfolg: Mehr als ein Jahr lang hatte Essen kein Pflichtspiel verloren, ausgerechnet am vergangenen Freitag endete diese Serie nach 391 Tagen gegen die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf (0:3).

RWE-Boss will "die Kirche im Dorf"

Klubchef Uhlig bittet allerdings darum, "die Kirche im Dorf" zu lassen: "Es war doch klar, dass der Tag der ersten Niederlage kommen wird." Man habe nun ja die Gelegenheit, eine neue Serie zu starten.

Und dann wäre sogar das Finale nicht mehr allzu fern. "Jeder von uns träumt ein bisschen von Berlin", sagte Top-Stürmer Simon Engelmann dem "SID" bei einem Termin mit DFB-Pokal-Partner Ergo, "jeder will den Weg noch weitergehen."

Spätestens dann würden Erinnerungen wach an das Jahr 1994. Damals stürmte Essen zum zweiten Mal bis ins Pokalfinale, wurde begleitet von mehr als 30.000 Fans - und unterlag erst dort Werder Bremen.

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