10.03.2021 08:06 Uhr

Thurnwald: "Der Wechsel hat sich ausgezahlt"

Der ehemalige Rapid-Kicker ist im
Der ehemalige Rapid-Kicker ist im "Ländle" zum Stammspieler gereift

Nach 16 Jahren beim SK Rapid verabschiedete sich Manuel Thurnwald im Sommer 2019 aus Wien und heuerte am anderen Ende von Österreich in Vorarlberg beim SCR Altach an. Als Stammspieler seit mittlerweile fast zwei Saisonen gesetzt, hat der U21-Teamspieler Österreichs im "Ländle" ein Zuhause gefunden.

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Im Sommer 2019 suchte Manuel Thurnwald eine neue sportliche Herausforderung und brach nach 16 Jahren seine Zelte in Wien beim SK Rapid ab, um am anderen Ende von Österreich beim SCR Altach anzuheuern. Das Eigengewächs der "Grün-Weißen" brachte es auf 34 Pflichtspieleinsätze für das Profiteam der Hütteldorfer, sah aber nach der Amtsübernahme von Dietmar Kühbauer als Cheftrainer nur noch wenig Chancen auf Einsatzmöglichkeiten und entschied sich für den Wechsel ins "Ländle", um Spielpraxis in der Bundesliga zu sammeln.

Fast zwei Jahre später zählt der 22-jährige Rechtsverteidiger zum absoluten Stammpersonal des Bundesliga-Vorletzten, bringt es seitdem auf 48 Pflichtspiele für die Altacher, verpasste in dieser Saison lediglich drei Ligapartien und wurde durch seine konstanten Leistungen auch wieder für das U21-Nationalteam Österreichs einberufen. Im Gespräch mit weltfussball, spricht der Defensivspieler über seinen Abschied vom SK Rapid, sein Wiedersehen mit Damir Canadi und wie zufrieden er allgemein mit seiner persönlichen Entwicklung ist.

weltfussball: In den letzten sechs Spielen seid ihr gegen vier Topteams der Liga angetreten, habt dabei Siege gegen Sturm und den WAC sowie ein Remis gegen deinen Ex-Klub Rapid Wien erreichen können. Sieben eurer insgesamt 15 Punkte habt ihr aus diesen Spielen geholt. Welche Steigerung lässt sich beim SCR Altach im Jahr 2021 festmachen?

Manuel Thurnwald: Wir haben versucht, im neuen Jahr die Defensive zu stärken, haben das in der Vorbereitung viel trainiert und das hat man auch gesehen. Es gab auch Spiele, wo es überhaupt nicht funktioniert hat, aber es ist trotzdem eine Entwicklung zu erkennen und man hat es vor allem in den letzten zwei Spielen gesehen, dass wir defensiv sehr gut gestanden sind und wenig zugelassen haben. Natürlich leidet dann auch etwas das Offensivspiel darunter, das ist generell nicht so einfach, wenn man da hinten drinnen steckt, da traut man sich auch manchmal nicht zu viel zu, versucht eher defensiv gut dazustehen. Gegen den WAC hat das gut geklappt, gegen den LASK jetzt weniger, aber insgesamt ist es eine gute Entwicklung von uns unter dem neuen Trainer.

Ein großes Problem von euch in diesem Jahr sind die vielen Gegentore. Mit 42 hat man nach der Admira aktuell die zweitmeisten der gesamten Liga. Du bist selbst Abwehrspieler, warum hat man sich in der laufenden Saison gerade defensiv bisher so schwergetan?

Wir haben viele individuelle, leichte Fehler gemacht und dann ist es natürlich schwer, diese auch defensiv immer auszubessern. Ich denke aber, dass wir reifer geworden sind, haben auch ein wenig unser Spielsystem angepasst. Wir versuchen auch nicht mehr wie im Herbst, den Ball mit Kurzpässen einfach rauszuspielen und gehen hinten nicht mehr so viel Risiko ein.

Ist der diesjährige Abstiegskampf inmitten einer Pandemie vielleicht auch besonders kräftezehrend? Spürt man da die Auswirkungen als Profi oder darf das überhaupt keine Rolle spielen?

Nein, wir müssen uns wirklich glücklich schätzen, dass wir unseren Beruf jeden Tag ausüben können. Natürlich ist es hart, wenn man nur zum Training fahren kann und dann geht es danach wieder sofort nach Hause, aber es gibt Schlimmeres. Wir leben hier unseren Traumberuf und daher denke ich nicht, dass es deswegen mehr kräftezehrend ist.

Um der Defensive etwas Stabilität zu verleihen, wurde in der Winterpause mit Neven Subotić ein sehr erfahrener Abwehrspieler geholt. Wie wichtig ist deiner Meinung nach diese Verpflichtung? Wie profitiert ihr als junge Mannschaft davon?

Wenn eine Mannschaft so einen Spieler wie Neven Subotić holt, dann ist das gerade für die jungen Spieler extrem positiv. Er kann einem sehr viel helfen, erklären, wie man gewisse Dinge machen soll oder wo man etwas besser machen kann und da hört man dann einfach zu, wenn er etwas sagt und versucht, das zu verinnerlichen. Das hat man letztes Jahr schon bei Sidney Sam gesehen, wie so ein gestandener Profi uns als Mannschaft weiterbringen kann. Das ist auch bei Neven Subotić so, eine Top-Verpflichtung.

Was sind denn konkrete Aspekte, die man von so gestandenen Routiniers, die bereits Erfahrungen auf hohem Niveau vorweisen können, als junger Spieler mitnehmen kann? 

Gerade im taktischen Bereich kann man hier einiges lernen von solchen Spielern. Mit Sidney Sam konnte ich mich vor allem offensiv weiterentwickeln, ich hab' mit ihm auf dem Spielfeld sehr gut harmoniert und er hat durch seine Routine für mich vieles vereinfacht. Bei Neven Subotić sind es vor allem defensive Aspekte, wo ich mir Tipps abhole, wie ich mein Spiel auch in dieser Hinsicht verbessern kann.

Du nimmst unter Damir Canadi wieder eine defensivere Rolle in der Viererkette auf der rechten Abwehrseite ein. Unter Vorgänger Alex Pastoor hast du in einer Fünfer- bzw. Dreierkette schon etwas offensiver agiert. Welche Rolle taugt dir mehr?

Mir ist das nicht so wichtig, ob ich jetzt defensiver oder offensiver spiele. Mir ist wichtig, dass ich Woche für Woche auf meine Spielminuten komme. Auch in der Viererkette kann ich immer wieder nach vorne mitgehen, natürlich war das in einer Fünferkette etwas mehr, aber es ist allgemein nicht so der große Unterschied. Von dem her, ist es mir egal, wo ich dann genau spiele.

Wie bereits angesprochen, steht mit Damir Canadi seit ein paar Wochen ein neuer Trainer bei euch an der Seitenlinie. Für dich ist es sogar ein Wiedersehen, nachdem du schon zu deiner Rapid-Zeit unter ihm trainiert und es auf vier Bundesliga-Einsätze gebracht hast. War es für dich positiv, einen Trainer zu bekommen, bei dem du schon ungefähr weißt, was er sich von seinen Spielern erwartet?

Ja, schon. Bei Rapid hatte ich mit ihm auch ein gutes Verhältnis. Er ist vor allem ein Trainer, der schaut, dass die Defensive passt, was bei uns sehr wichtig war. Daher war meine erste Reaktion sehr positiv. Man kennt sich eben schon, wir sind beide in den letzten Jahren gewachsen, ich bin ein ruhigerer Typ geworden und ich denke, dass ich das jetzt noch besser umsetzen kann, was er von mir verlangt. Daher wird das bestimmt eine positive Zusammenarbeit.

Als du im Sommer 2019 den Schritt nach Altach gewagt hast, hast du dich gleichzeitig zum Abschied von deinem Heimatklub Rapid entschieden, zu dem du als Fünfjähriger gestoßen bist und bei dem du es bis ins Profiteam gebracht hast. Warum hast du dich damals für einen fixen Wechsel aus Wien entschieden? 

Bei Rapid hatte ich damals einfach nicht mehr so viel Spaß und ich habe auch gewusst, dass ich nicht mehr die Einsatzzeiten bekommen werde, die ich mir gewünscht hätte. Daher war es mir klar, dass ich woanders hin wechseln will, es war mir gar nicht so wichtig, wohin genau. Ich wollte vielmehr einfach einen Verein finden, wo ich Fußball spielen kann und Woche für Woche meine Einsatzminuten bekomme. Das hat sich dann bei Altach so ergeben und ich bin extrem glücklich, dass es so gut funktioniert hat.

War es für dich damals persönlich wichtig einen Schlussstrich unter das Kapitel Rapid zu ziehen?  Von einem Klub, bei dem man rund 16 Jahre aktiv war, trennt man sich wahrscheinlich nicht so leichtfertig. Wäre eine Rückkehr für dich irgendwann vorstellbar?

Da ich bei Rapid einfach allgemein und im Training nicht mehr so viel Spaß hatte, war es für mich damals relativ klar, dass ich fix etwas anderes probieren möchte. Klar, ich bin als Fünfjähriger zu Rapid gekommen, war dort 16 Jahre, das geht an einem natürlich nicht spurlos vorbei. Meine ganze Familie wohnt ja auch noch in Wien, also von dem her ergibt sich vielleicht irgendwann die Möglichkeit, wieder zu Rapid zurückzukehren.

Bei Altach hast du dich als Stammspieler in der Bundesliga etabliert, bist durch deine konstanten Leistungen auch wieder ins U21-Nationalteam einberufen worden und standest in drei EM-Qualifikationsspielen in der Startelf. Wie zufrieden bist du allgemein mit deiner persönlichen Entwicklung?

Ich bin sehr zufrieden. Es war mir einfach wichtig, dass ich auch Fehler machen kann. Das hat mir der damalige Trainer (Alex Pastoor, Anmk.) auch zugesichert, dass ich mich entwickeln kann. Ich denke, das hat sich sehr ausgezahlt, ich habe mich stetig verbessert und die Einberufung ins U21-Nationalteam war da auch eine Bestätigung dafür. Dort habe ich ganz gute Leistungen gezeigt und ich bin einfach extrem glücklich, dass ich mich für den Wechsel hierher entschieden habe.

Dein Vertrag läuft mit kommendem Sommer aus. Hast du dir schon Gedanken über deine weitere Zukunft gemacht? Kannst du dir einen längerfristigen Verbleib in Vorarlberg vorstellen oder fühlst du dich bereit für den nächsten Schritt?

Es gibt mit Altach schon Gespräche, noch nichts wirklich Konkretes, aber es ist ja noch genug Zeit. Es gab bereits im letzten Sommer Anfragen aus dem Ausland, aber ich werde mich darauf aktuell nicht wirklich konzentrieren. Wichtig ist, dass wir mit Altach nicht absteigen und alles andere werden wir dann sehen. Altach hat ja auch noch eine Option und von dem her versuche ich einfach, Woche für Woche gute Leistungen zu bringen und alles andere kommt dann eh von selbst.

Max Augustin

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