07.04.2021 14:16 Uhr

Bayerns beeindruckende Scheißegal-Mentalität

Der FC Bayern eilt von Sieg zu Sieg
Der FC Bayern eilt von Sieg zu Sieg

Querelen in der Führungsetage, die Gerüchte um den Abgang von Hansi Flick, zahlreiche Corona-Fälle und zuletzt die schwere Verletzung von Robert Lewandowski: Allen Widrigkeiten zum Trotz spielt der FC Bayern erneut eine bärenstarke Saison. Die Stars des Rekordmeisters haben eine beeindruckende Scheißegal-Mentalität entwickelt.

"Fußball ist Kopfsache" mag als eine der abgedroschensten Floskeln im Profi-Geschäft überhaupt gelten, ein Funken Wahrheit ist dennoch enthalten. Strittig ist aber die Überlegung, in welchen Situationen der Kopf auf dem Platz besser ein- oder ausgeschaltet werden sollte.

Mit Köpfchen spielen die Profis des FC Bayern allemal, schließlich zählen die Akteure des Champions-League-Titelverteidigers zu den besten der Welt. Dafür spricht auch, was sie derzeit alles professionell ausblenden.

Denn hinter den Kulissen rumort es in München seit Wochen und Monaten heftig. Allen voran der Machtkampf zwischen Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic bestimmt die Szenerie abseits des Sportlichen.

"Man bekommt natürlich mit, was außerhalb geschrieben und diskutiert wird", gab Joshua Kimmich nach dem souveränen 2:1 im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Lazio Rom einen Einblick in das Seelenleben der Mannschaft. "Am Ende des Tages wäre es schöner bei dem Erfolg, wenn auch Ruhe einkehrt, wenn man vor allem intern nicht Zündstoff nach außen gibt."

Weiter keine Ruhe beim FC Bayern

Ruhe ist seitdem nicht eingekehrt beim FC Bayern. Die Fronten sind klar - und offenbar relativ verhärtet: Flick wünscht sich mehr Mitspracherecht bei der Kaderplanung. Salihamidzic beansprucht diesen Aufgabenbereich vehement für sich.

Mitte März bekannte der Erfolgscoach, dass die Beziehung zu seinem direkten Vorgesetzten angespannt sei. Salihamidzic und er hätten aber "miteinander gesprochen und die Dinge aus der Welt geschafft" - und zwar "im Sinne des Vereins".

Trotz dieses öffentlichen Schulterschlusses scheint es , als bewegten sich die beiden Streithähne weiterhin in einem Spannungsfeld - dadurch befeuert, dass neben Abwehrchef David Alaba auch Jérôme Boateng den Verein im Sommer wohl verlassen wird. Die Tatsache, dass Flicks komplette Stamm-Innenverteidigung nach der Saison wegbricht, schmeckt dem Trainer verständlicherweise überhaupt nicht.

Bei den betroffenen Spielern sorgt die Gesamtgemengelage für Unzufriedenheit respektive Unruhe - so könnte man meinen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Der FC Bayern eilt von Sieg zu Sieg zu Sieg, hat den Meistertitel erneut so gut wie in der Tasche und auch die Titelverteidigung in der Königsklasse fest im Blick.

FC Bayern durch Corona gebeutelt

Mit Ausnahme der Pokal-Niederlage gegen Holstein Kiel lieferten die Münchner in diesem Kalenderjahr noch keine wirklich schlechte Leistung ab. Selbst temporäre Aussetzer wie die beiden 0:2-Rückstände gegen Bielefeld und den BVB münzten sie noch in Punkte um.

Im Februar fuhr das Team den zweiten Klub-WM-Titel der Vereinsgeschichte ein. Doch das Turnier ging nicht ohne neue Probleme über die Bühne. Schon im Vorfeld waren Leon Goretzka und Javi Martínez positiv auf das Coronavirus getestet worden und reisten gar nicht erst mit nach Katar. Am Tag des Finals wurde schließlich auch Thomas Müller nach einem positiven Befund in Quarantäne geschickt. Rund zwei Wochen später fiel Benjamin Pavard aus eben jenem Grund ebenfalls aus.

Und der Rest der Mannschaft? Siegte einfach weiter. Aktuell stehen die Münchner schon wieder bei sieben gewonnen Pflichtspielen in Serie. Zuletzt gelang das 1:0-Statement bei (Ex-)Verfolger RB Leipzig.

FC Bayern: Scheißegal-Mentalität in Reinform

Sogar die Spekulationen rund um Hansi Flick als möglichen Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw geraten da zur Nebensächlichkeit. Zumal Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge einem Wechsel im Sommer mehrfach öffentlichkeitswirksam einen Riegel vorschob. Der DFB werde "ohne Hansi planen müssen", betonte er in einem aktuellen Interview mit dem Portal "The Athletic".

Große Auswirkungen auf die Mannschaft sind derweil weiter nicht zu erwarten. Die Spieler des FC Bayern leben ihre Scheißegal-Mentalität in den letzten Wochen in Reinform vor.

Das hängt nicht zuletzt mit der Grundeinstellung aller zusammen, wie Müller im offiziellen Bayern-Podcast erklärte: "Das Bayern-Gen ist für mich die Gewöhnung an die Erfolgspflicht". Und die besteht trotz aller Turbulenzen.

Für das Knaller-Spiel gegen PSG im Viertelfinale der Champions League am Mittwoch fällt zwar neben Robert Lewandowski (Bänderdehnung im Knie) auch Serge Gnabry aus, der ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Dem FC Bayern kann das in der derzeitigen Verfassung aber fast schon egal sein.

Tom Kühner

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