16.04.2021 11:12 Uhr

Versuchslabor Wembley: England arbeitet an Fanrückkehr

Fans kehren ins Wembley zurück
Fans kehren ins Wembley zurück

In England wird ab dem Wochenende die Rückkehr der Fans in die Fußballstadien getestet. Das ambitionierte Ziel: Vollbesetzte Ränge noch 2021 - am liebsten schon bei der EM im Sommer.

Ilkay Gündogan kann es kaum erwarten. "Aufregend" sei es, im Ligapokal-Finale mit Manchester City gegen Tottenham Hotspur wieder vor Fans spielen zu dürfen, "nicht nur für die Leute, auch für uns wird es großartig sein, sie wieder da zu haben".

Gündogan muss sich noch bis 25. April gedulden, wenn das Wembleystadion mit 8000 Zuschauern zum größten Versuchslabor auf der Insel werden soll. Doch das groß angelegte Pilotprojekt zur Fanrückkehr startet schon an diesem Wochenende: Das FA-Cup-Halbfinale zwischen Leicester und Southampton mit 4000 Anhängern ebenfalls im englischen Nationalheiligtum ist das erste von neun Testevents bis Mitte Mai in Sport und Kultur mit Zuschauern.

Das ambitionierte Ziel: Vollbesetzte Ränge noch 2021 - am liebsten schon bei der EM im Sommer. Dann finden in Wembley neben den drei englischen Gruppenspielen und einem Achtelfinale auch die beiden Halbfinals und das Endspiel statt. Am 21. Juni sollen auf der Insel alle sozialen Beschränkungen fallen - einen Tag vor dem dritten EM-Gruppenspiel der Three Lions gegen Tschechien in London.

Auch zur Snooker-WM in Sheffield sollen ab Samstag sukzessive mehr Fans zugelassen werden, bis das Crucible Theatre zum Finale am 2./3. Mai mit rund 1000 Zuschauern voll ausgelastet sein soll. Beim FA-Cup-Finale am 15. Mai erneut in Wembley sind 21.000 Anhänger vorgesehen. Die Premier League plant spätestens in der darauffolgenden Woche erstmals seit Dezember wieder mit Publikum in den Stadien; in der neuen Saison ab Mitte August will Ligaboss Richard Masters volle Tribünen sehen.

Möglich macht dies das aus deutscher Sicht atemberaubende Impftempo auf der Insel, wo schon weit über 32 Millionen Menschen ihre erste Dosis erhalten haben. Eine entsprechende Bescheinigung könnte künftig als Eintrittskarte für Sport- und Kulturveranstaltungen dienen.

Beim League-Cup-Finale sieht der Plan noch anders aus. Wer eines der begehrten Tickets ergattert hat - Personen unter 18 sind ebenso ausgeschlossen wie Schwangere oder Risikopatienten -, muss sich einem Schnelltest unterziehen. Beim Einlass sollen Einbahnstraßen-Systeme den Andrang entzerren, außerdem ist ein PCR-Test vor und fünf Tage nach dem Spiel erforderlich. Mit den gewonnenen Daten will die Regierung im Rahmen ihres Events Research Programme (ERP) herausfinden, wie hoch die Ansteckungsgefahr ist.

"Meilenstein" für den Fußball

Rick Parry, Chef der English Football League, die den Wettbewerb organisiert, spricht von einem "Meilenstein". Für Sportstaatssekretär Nigel Huddleston ist es schlicht "eine Lernerfahrung"; Premierminister Boris Johnson erwartet seinen Report bis Ende Mai.

Auch andere Sportarten erwarten ihn gespannt: Wimbledon hofft nach der Absage 2020 ab 28. Juni auf Tennis vor Fans, die Formel 1 soll am 18. Juli in Silverstone nicht vor verwaisten Tribünen Gas geben. Und die Veranstalter des London-Marathons planen mit Zehntausenden Teilnehmern auf wie neben der Strecke im Oktober.

Kritiker halten die Rückkehr der Massen jedoch für verfrüht. Sie verweisen auf das Frühjahr 2020 mit Corona-Hotspots beim Champions-League-Spiel zwischen Liverpool und Atletico Madrid oder beim Pferderennen-Festival in Cheltenham.

Fußballer wie Fans aber brennen auf das emotionale Comeback. Wie es wird? "Wir alle", betonte Gündogan, "müssen uns an das Gefühl erst wieder gewöhnen".

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