15.05.2021 10:05 Uhr

Seifert will "niemals" DFB-Präsident werden

Christian Seifert wird nicht zum DFB wechseln
Christian Seifert wird nicht zum DFB wechseln

Der scheidende Liga-Geschäftsführer Christian Seifert hat einen Wechsel zum Deutschen Fußball-Bund als Nachfolger von Präsident Fritz Keller ausgeschlossen.

"Niemals", sagte der Chef der Deutschen Fußball Liga dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" auf eine entsprechende Frage. "Und zwar nicht, weil ich etwas gegen den DFB habe. (...) Aber ich wäre nicht gut in der Position", sagte Seifert, der bei der DFL seinen Abschied für Sommer 2022 angekündigt hat.

Der Deutsche Fußball-Bund sucht einen neuen Präsidenten, nachdem Keller nach seinem Nazi-Vergleich seine Bereitschaft zum Rücktritt erklärt hat. Der Vertrag von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius soll aufgelöst werden, Vizepräsident Rainer Koch will nicht mehr zur Wiederwahl antreten.

Seifert forderte, der Verband müsse die Chance nutzen, die sich durch die personellen Wechsel ergebe. "Die Weichen für einen Neuanfang beim DFB sind jetzt gestellt", sagte er.

Die Suche nach seinem eigenen Nachfolger bei der DFL laufe noch, erklärte Seifert. "Sobald der- oder diejenige gefunden ist, wird sich die Frage stellen: Wann steht diese Person zur Verfügung? Und dann gibt es einen geordneten Übergang", kündigte der 52-Jährige an, der auch noch keine konkreten Pläne für seine eigene Zukunft hat. "Ich führe derzeit inspirierende Gespräche und genieße das ehrlicherweise auch", sagte er. Es gebe "noch keine feste Anschlussposition".

Kritik an "Doppelmoral" in Bezug auf WM 2022

Kritik an der WM 2022 in Katar hält Seifert für wenig durchdacht. "Man sollte Verbesserungen für die Menschen vor Ort im Sinn haben und nicht in einer bequemen Doppelmoral enden."

Seifert betonte, dass Menschenrechte ein fundamentales Thema seien, es sei wichtig, dass sich auch die Nationalspieler dahingehend klar positioniert hätten. "Gleichzeitig berichten Menschenrechtsorganisationen über belegbare Fortschritte in diesem Bereich und lehnen einen Boykott daher ab", so Seifert.

"Wenn Deutschland als bedeutende Exportnation nur noch mit Ländern kooperieren würde, die exakt unser Werte- und Rechtssystem haben, wäre das schwierig für den Wirtschaftsstandort und mit Blick auf Arbeitsplätze hierzulande", sagte der 52-Jährige: "Und den Betroffenen in den entsprechenden Ländern wäre nicht geholfen." Die WM startet im kommenden Jahr am 21. November.

Christian Seifert: "Fehler" im Corona-Krisenmanagement

Von der Bundesregierung forderte der DFL-Boss eine politische Aufarbeitung des Corona-Krisenmanagements. So lasse sich auch mit Blick auf die Situation der Bundesliga die Qualität der Pandemiebekämpfung in Deutschland bewerten.

"Würde man die Bundesliga als Gradmesser dafür heranziehen, wie wir durch diese Krise gekommen sind, könnte man sagen, dass zwischen dem Re-Start und der möglichen Wiederzulassung von Zuschauern einiges offenbar nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen können", sagte Seifert.

Die Bundesliga war im Mai des vergangenen Jahres die erste große Profiliga der Welt, die den Spielbetrieb wieder aufgenommen hatte - Zuschauer sind aber bis heute in den Stadien nicht zugelassen. Da sei Deutschland laut Seifert mittlerweile von anderen Nationen überholt worden.

Seifert habe zwar auch Verständnis für das Vorgehen in dieser "beispiellosen Krise", betonte aber: "Ich hoffe dennoch, dass die Politik kritikfähig genug ist, zu erkennen, wo Fehler gemacht wurden und wo Deutschland Aufholbedarf hat."

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