29.05.2021 09:00 Uhr

Von der Blumensiedlung in die Serie A

Din Barlov (Mitte) beim ÖFB-U19-Teamtraining (2020)
Din Barlov (Mitte) beim ÖFB-U19-Teamtraining (2020)

Der Traditionsklub SC St. Pölten hat zwar womöglich bald keine fixe Heimstätte mehr, dafür aber einen seiner ehemaligen Nachwuchsspieler in der Serie A.

Aus dem Landesliga-Nachwuchs eines 1. Klasse Traisental-Klubs (nun 2. Klasse) via Akademie in die Serie A. Dieses Fußball-Märchen wird für den bald 18-jährigen St. Pöltner Din Barlov demnächst wahr.

Während Barlovs Stammverein SC St. Pölten von der Blumensiedlung auf den Kremserberg übersiedeln soll, was massive Anrainer-Proteste zur Folge hat (Voith-Platz und Bimbo Binder-Sportanlage sind schon planiert), jettete Barlov von St. Pölten nach Turin, wieder zurück, und demnächst nach Udine.

Bis Freitag absolvierte Barlov Probetrainings beim FC Torino, Samstag übt er wieder mit Carlos Chaile und Gerhard Waldhart auf der Stadtsportanlage St. Pölten. Danach geht's zu Martin Scherb ins ÖFB-U18-Team.

"Udinese hat auch schon um ihn angefragt. Möglich, dass er nächste Woche nach dem Länderspiel in Italien gleich dort bleibt", erzählt Chaile im Gespräch mit weltfussball. Torino will ihn zwar unbedingt, braucht aber noch etwas Zeit, weil alles erst mit dem neuen Chef-Trainer Ivan Jurić abgestimmt werden muss.

Zum SKN wollte der Bub nicht

Entdeckt haben die Akademiker Barlov als 14-Jährigen beim SC St. Pölten. "Ja, unsere Scouts und Trainer haben wieder einmal ganze Arbeit geleistet", lacht Chaile, "Er hat jetzt das Zeug für einen großen Klub, sowohl im Kopf, als auch was seine Qualität im Spiel betrifft. Din beherrscht den letzten Pass, hat einen guten Blick für die Mitspieler und schirmt den Ball außergewöhnlich gut ab."

SC-Obmann Mag. Erich Sumetsberger ist voller Vorfreude: "Din hat damals bei uns im Nachwuchs gespielt, teilweise einen Jahrgang höher. Bei den Erwachsenen hätten wir ihn ja noch gar nicht einsetzen dürfen. Der SKN hatte Interesse, aber Din wollte dort nicht hin. Dann haben bald auch die Scouts der Akademie angeklopft."

Dins Vater Alen war im SC-Nachwuchs sein Trainer, Sumetsberger Co-Trainer. "Für uns ist das gerade der doppelte Wahnsinn. Unser ehemaliger Stürmer, Martin Scherb, bildet ja jetzt den 2003er-Jahrgang im ÖFB mit Granaten wie Yusuf Demir aus."

Großes G'riss um die St. Pöltner

Der 2003er-Jahrgang der St. Pöltner Akademie wiederum ist für Chaile "vielleicht der beste, den wir seit Florian Grillitsch und Co. hatten." Fix vergriffen sind bereits: Emilian Metu (Bayern München, im Bild mit Scherb), Kilian Scharner (VfB Stuttgart), Jakob Knollmüller (Hoffenheim) und Christoph Zotter (Sturm). Jan Kirchmayer soll bei Rapid landen (Freitagabend noch nicht bestätigt) und Jordan Philipsky beim LASK.

Nach dem Training am Samstag fährt Chaile von Stadtsportanlage die Traisen flussabwärts an der Blumensiedlung vorbei zur NV Arena und drückt dem SKN in der Relegation die Daumen: "Wir alle hoffen hier auf ein Wunder. Es wäre so wichtig für unsere gesamte Region."

Vielleicht schaffen es ja ein paar noch nicht vergriffene Talente aus Chailes U18 rüber zum Nachbarn und duellieren sich dann nächstes Jahr mit den Regionalliga-Nord-Kickern vom aufgelösten VfL Wolfsburg II um ein Leiberl beim "Sportklub Niederösterreich".

Kein Kommentar von den Bayern

Metu - er möchte noch seine Matura machen - wird von den Bayern wohl nicht mehr länger beim SKN St. Pölten geparkt werden, egal in welcher Liga. Diesen Eindruck bekam weltfussball bei einem Telefonat mit der Pressestelle des deutschen Rekordmeisters vermittelt. Zu allen Fragen, die mit dem SKN zu tun hatten, ernteten wir ein höfliches, aber bestimmtes, "Kein Kommentar".

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Thomas Schöpf

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