15.06.2021 15:06 Uhr

Hinteregger würde Arnautović-Sperre bedauern

Für Martin Hinteregger wäre eine Arnautović-Sperre ein herber Verlust
Für Martin Hinteregger wäre eine Arnautović-Sperre ein herber Verlust

Die im Raum stehende Sperre von Marko Arnautović sorgt bei Martin Hinteregger und Marcel Sabitzer vor dem EM-Spiel am Donnerstag gegen die Niederlande für großes Unbehagen. Die UEFA setzte wegen des mit Schimpftiraden beladenen Torjubels des Wieners beim 3:1 am Sonntag in Nordmazedonien einen Ethik- und Disziplinarermittler ein. Dennoch hofft das ÖFB-Duo, dass Arnautović in Amsterdam zur Verfügung steht.

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Sabitzer meinte zu dieser Angelegenheit: "Das wäre natürlich ein großer Verlust für uns." Hinteregger pflichtete ihm bei. "Das wäre für uns ein extrem herber Verlust. Wir hoffen das Beste, wir brauchen Marko sehr." Arnautović kam gegen die Nordmazedonier nach einer knappen Stunde beim Stand von 1:1 aufs Feld und leistete nicht nur mit seinem Tor einen wichtigen Beitrag dazu, dass die ÖFB-Auswahl ihren ersten Sieg bei einer EURO einfuhr.

"Er ist einer unserer Schlüsselspieler"

Für Hinteregger gehört der China-Legionär in die Startformation des Nationalteams. "Er ist mit Sabi (Anm.: Sabitzer) und David (Anm.: Alaba) unser bester Spieler, was die Kreativität in der Offensive betrifft. Deswegen wäre es nicht sehr clever, ihn für 30 Minuten zu bringen, wenn er 90 Minuten für Gefahr sorgen kann", sagte der Innenverteidiger und ergänzte: "Natürlich ist es die Entscheidung des Trainers, aber jeder weiß, dass er einer unserer Schlüsselspieler ist."

Ein Wortgefecht, wie es zwischen Arnautović und Ezgjan Alioski stattfand, sei im Fußball ganz normal. "Ich bin auch kein Kind von Traurigkeit und bekomme es auch oft zurück. Nach dem Spiel gibt man sich die Hand und dann ist es okay", meinte Hinteregger.

Allzu sehr wolle man sich mit dieser Angelegenheit aber gar nicht belasten. "Natürlich reden wir innerhalb der Mannschaft darüber. Doch wenn uns das mitnehmen würde, würde uns wahrscheinlich jeden zweiten Tag irgendetwas beschäftigen", vermutete der Kärntner. "Wenn wir in Amsterdam auf dem Platz stehen, ist das kein Thema. Da geht es nur darum, wie wir den Gegner besiegen können."

ÖFB-Elf wieder mit Dreierkette?

Dies könnte mit schnellen Gegenstößen gelingen. "Ich denke, solche Gegner liegen uns ganz gut, dass wir gut ins Kontern kommen", spekulierte Hinteregger. Auf jeden Fall sei ein Erfolg gegen die Niederlande schwierig zu bewerkstelligen. "Dass sie unglaubliche Einzelspieler haben, liegt auf der Hand. Deshalb müssen wir eine geschlossene Mannschaftsleistung abrufen, um ihre starke Offensive zu verteidigen. Vorne haben wir Qualitäten, mit denen wir ihnen sicher wehtun können", erklärte der 28-Jährige.

Ob die ÖFB-Elf wieder mit einer Dreierkette mit David Alaba im Zentrum agieren wird, ist offen. "Die Aufstellung hat viele überrascht, uns auch teilweise, aber es hat in dem Spiel hervorragend funktioniert", sagte Hinteregger und verriet: "Wir haben mit Dreierkette wenig gespielt und ganz, ganz wenig trainiert."

Dennoch überraschte die Variante von Franco Foda die Nordmazedonier laut Hinteregger mehr als die ÖFB-Kicker. "Sonst wäre das Ergebnis anders ausgefallen." Man hätte aber wohl auch mit Viererkette die Oberhand behalten, meinte der Abwehrspieler. "Weil wir die größere Qualität haben, und die hat sich letztlich durchgesetzt."

ÖFB-Defensive steht gegen Nordmazedonien hoch

Nach dem Empfinden von Hinteregger funktionierte die Dreierkette vor allem in der zweiten Hälfte gut, als sich der Frankfurt-Profi vermehrt im Zentrum aufhielt und Alaba auf der halblinken Position das Spiel nach vorne belebte. "Offensiv hat er mehr Qualitäten als ich, und ich fühle mich in der Mitte wohler."

Generell stand die Abwehrlinie der Österreicher am Sonntag sehr hoch. "David ist das bei den Bayern gewöhnt, ich bei Frankfurt auch. Und Leverkusen (Anm.: Club des dritten ÖFB-Innenverteidigers Aleksandar Dragovic) ist bei Trainer Bosz auch hoch gestanden. Ob wir wieder so hoch stehen, wird man sehen, aber wir sind alle drei schnell, deshalb kann es schon von Vorteil sein."

Allerdings sei Nordmazedonien keine echte Belastungsprobe für die Abwehr gewesen. "Wir sind defensiv nicht so sehr gefordert worden. Dass wir hinten reingedrückt worden sind, war eher weniger. Sehr gut war unsere Restverteidigung, um Konter zu unterbinden", betonte Hinteregger.

"Euphorie ist im Entstehen"

Weniger gut war sein Verhalten vor dem Gegentor, als er Sabitzer aus nächster Nähe anschoss und so den Treffer von Goran Pandev einleitete. "Wenn ich den Ball mit der Innenseite auf die Tribüne schlage, ist alles okay. Den Fehler nehme ich auf meine Kappe. Dass ich ihn anschieße, muss nicht sein und hätte nicht passieren dürfen." Der Patzer habe ihn in der darauffolgenden Nacht nicht schlafen lassen, erzählte Hinteregger. "Weil es ein unnötiger Fehler war, der in so einem engen Spiel nicht passieren darf."

Am Ende reichte es doch noch zum Sieg, womit das Nationalteam relativ entspannt in das Duell mit dem Gruppenfavoriten gehen kann. "Aber wenn wir 0:3 untergehen, ist das auch nicht ideal für die Gemütslage", warnte Hinteregger. Schon mit einem Punktgewinn in Amsterdam wäre das Achtelfinale ziemlich fix. "Wir können einen Grundstein legen, von Spiel zu Spiel mehr Lockerheit kriegen und vor allem die Österreicher mitnehmen."

Die Skepsis der heimischen Fans schwinde nach dem erfolgreichen Start, so Hinteregger. "Ich glaube, nach dem Sieg ist eine Euphorie im Entstehen." Bei einem Erfolgserlebnis gegen die Niederlande "geht es in Österreich schon ein bisschen rund", spekulierte der Deutschland-Legionär.

Wirklich greifbar ist der größer werdende Optimismus für die Teamspieler im ÖFB-Camp in Seefeld jedoch nicht. "Wir sind da abgeschottet, haben eigentlich keinen wirklichen Kontakt zur Außenwelt. Das macht es schwierig", meinte Hinteregger. Ein echtes EURO-Feeling hat sich beim Innenverteidiger nach wie vor nicht eingestellt. "Natürlich ist es eine etwas andere EM, erstmals in ganz Europa und dann noch in Corona-Zeiten. 2016 haben wir es anders erlebt, da war gefühlt ganz Österreich auf der Reise nach Frankreich."

Erst im letzten Gruppenspiel mit rot-weiß-roten Trikots

Damals war die zweite ÖFB-Dress noch in Weiß-Schwarz gehalten. Diesmal ist die zweite Garnitur schwarz-türkis, was bei vielen Fans für Kritik sorgte. "Aber ich finde die Dressen ganz okay. Das sind keine hässlichen Dressen", beteuerte Hinteregger. Vom ÖFB wird jeglicher politischer Hintergrund, wie er vor allem in sozialen Netzwerken vermutet wird, strikt zurückgewiesen. Die Idee zu dieser Farbgestaltung habe es bereits Ende 2016 gegeben, und bei der zweiten Farbe handle es sich um Mint, nicht um Türkis, wurde betont.

So wie gegen Nordmazedonien tritt das ÖFB-Team auch gegen die Niederlande mit den schwarzen Leiberln an, weil die "Oranjes" als Gastgeber ihr traditionelles Orange tragen. Erst im letzten Gruppenmatch am Montag gegen die Ukraine werden Alaba und Co. in Rot-Weiß-Rot zu sehen sein.

apa

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