17.06.2021 16:14 Uhr

Dänemarks Eriksen bekommt ICD-Defibrillator

Eriksen bekommt nach seinem Zusammenbruch einen Defibrillator eingesetzt
Eriksen bekommt nach seinem Zusammenbruch einen Defibrillator eingesetzt

Wenige Tage nach seinem Herzstillstand während des EM-Spiels gegen Finnland bekommt der dänische Star Christian Eriksen einen sogenannten ICD-Defibrillator eingesetzt. Das gab der dänische Verband am Donnerstag bekannt. Das kleine Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher und wird bei Menschen implantiert, die ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen haben. Dies bedeutet nicht, dass der 29-Jährige von Inter Mailand deshalb automatisch seine Profikarriere beenden muss.

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Der niederländische Nationalspieler Daley Blind oder die deutsche Stabhochspringerin Katharina Bauer betreiben damit weiterhin Leistungssport. "Bei Christian wurden verschiedene Herz-Untersuchungen durchgeführt. Danach wurde entschieden, dass er ein ICD bekommen sollte. Diese Entscheidung ist nötig, nachdem Herzrhythmusstörungen bei ihm eine Herzattacke ausgelöst hatten", wird der dänische Mannschaftsarzt Morten Boesen in der Mitteilung des Verbands zitiert. Boesen stand in den vergangenen Tagen regelmäßig in Kontakt mit den Herzspezialisten des behandelnden Krankenhauses in Kopenhagen. Auch Eriksen selbst habe dieser Behandlung bereits zugestimmt.

"Wahrscheinlichkeit minimal, dass das Herz erneut stehen bleibt"

Der dänische Spielmacher war am vergangenen Samstag während des EM-Spiels gegen Finnland (0:1) auf dem Rasen zusammengebrochen und wiederbelebt worden. Wie der aus Köln stammende Notarzt im Stadion den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" berichtete, sei bei Eriksen bereits nach wenigen Minuten Herzmassage der Defibrillator eingesetzt und einmalig der Elektroschock ausgelöst worden. "Etwa 30 Sekunden später hat der Spieler die Augen geöffnet und ich konnte direkt mit ihm sprechen. Das war ein sehr bewegender Moment, weil bei solchen medizinischen Notfällen im Alltag die Erfolgsaussichten doch deutlich geringer sind", sagte der Intensivmediziner Jens Kleinefeld.

Der Arzt ist sich nach eigenen Angaben schon im Stadion zu 99 Prozent sicher gewesen, dass Eriksen stabil im Krankenhaus ankommen und dort auch stabil bleibe werde. "Bei einem medizinisch durchgecheckten Profisportler handelt es sich meistens um eine Art "Kurzschluss", der das Kammerflimmern auslöst. Der Elektroschock gibt dann den entscheidenden Impuls, dass das Herz wieder schlägt", sagte er. "Bei so jemandem ist - anders als bei normalen Patienten, etwa mit Vorerkrankungen - die Wahrscheinlichkeit minimal, dass das Herz erneut stehen bleibt."

Dänemark trifft am (heutigen) Donnerstag in seinem zweiten Vorrundenspiel erneut in Kopenhagen auf Belgien. Indes wurde bekannt, dass Zuschauer sowie beide Teams in diesem Match mit einer besonderen Aktion zu Ehren Eriksens aufwarten wollen. "Wir werden den Ball ins Aus kicken, um das Spiel kurz zu unterbrechen", kündigte der belgische Stürmer Romelu Lukaku am Vorabend an. In diesem Moment, der nach Medienangaben für die 10. Spielminute geplant ist, sollen alle Fans und Spieler im Parken Stadion eine Minute für Eriksen applaudieren.

UEFA verteidigt Vorgehen

Indes bekräftigte die Europäische Fußball-Union ihren Standpunkt, nach dem dramatischen Vorfall in Kopenhagen umsichtig gehandelt zu haben. "Wir glauben, wir haben alles in Betracht gezogen", sagte UEFA-Turnierdirektor Martin Kallen während einer Medienrunde am Donnerstag. "Wir glauben, wir haben in dem Fall gut gehandelt." Am Handeln der UEFA und der Fortsetzung der Partie noch am Samstagabend hatte es zuletzt viel Kritik gegeben.

Als klar war, dass Eriksen bei Bewusstsein ist, hatte die UEFA beide Teams vor die Entscheidung gestellt, entweder noch am selben Abend oder am Sonntagmittag um 12.00 Uhr weiterzuspielen. "Es gibt da nicht 100 Optionen", sagte Kallen auch mit Blick auf den engen Spielplan des Turniers. Der gesamte Vorgang werde nach dem Turnier aber nochmals beurteilt. Anpassungen des UEFA-Protokolls, das solche Ausnahmesituationen nicht explizit vorsieht, scheinen nicht ausgeschlossen.

apa

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