27.06.2021 13:49 Uhr

"Arrivederci mit Anstand": Österreich feiert EM als Erfolg

Österreich bot Italien im EM-Achtelfinale einen engen Kampf an
Österreich bot Italien im EM-Achtelfinale einen engen Kampf an

Große Enttäuschung, großer Stolz: Österreich verabschiedet sich erhobenen Hauptes und will nun Fuß fassen im Kreis der großen Fußball-Nationen.

Nach dem "Arrivederci mit Anstand" musste der niedergeschlagene Sasa Kalajdzic dann doch mal kurz lächeln. "Wir wollten zeigen, dass wir Österreicher nicht nur tolle Skifahrer haben, sondern dass wir auch gut kicken können", sagte der Stürmer des VfB Stuttgart. Sie kickten sogar derart gut gegen den großen Favoriten Italien, dass der Teamchef Franco Foda überschwänglich lobte: "Österreich kann stolz sein, die Mannschaft hat sich und das Land toll präsentiert."

Natürlich war die Enttäuschung nach dem 1:2 (0:0) n.V. im EM-Achtelfinale riesig, David Alaba etwa starrte nach dem "grausamsten Spiel in der gesamten österreichischen Fußballgeschichte" (Kalajdzic) minutenlang ins Nichts, die aufmunternden Worte schien der Kapitän gar nicht wahrzunehmen. Doch der Stolz auf die eigene Leistung bei dieser EM, in der Österreich erstmals überhaupt die Gruppenphase überstanden hatte, überwog.

"SOOOO BITTER! Dennoch danke für diesen geilen Hit! Brutales Aus nach heroischem Kampf", titelte die "Kronen Zeitung" und versicherte: "Wir sind stolz auf euch. Ihr seid trotzdem Sieger." Der "Kurier" schrieb von einem "Arrivederci mit Anstand". Das Team habe "bis zum Schluss gekämpft für das Wunder von Wembley, der Lohn blieb aber aus." Italien sei der Sieger, Österreich aber habe "die Herzen der Fans erobert und sich internationalen Respekt erspielt."

Kalajdzic: "Kleinigkeiten haben entschieden"

Anerkennung und Lob gab es auch vom Gegner. "Wir mussten leiden, Österreich hat es uns sehr schwer gemacht", sagte Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini. "Österreich bringt Italien wie keine andere Mannschaft bisher in Schwierigkeiten", staunte die "Gazzetta dello Sport".

Kalajdzic, der Schütze österreichischen Tores (114.), befand deshalb, dass das "Turnier gezeigt hat, dass wir hierher gehören". Gegen Italien habe es nur "zwei Momente" gegeben, "in denen Kleinigkeiten entschieden haben", sagte der 23-Jährige mit Blick auf die Gegentore durch Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (105.).

Und was wäre nur passiert, wenn Marko Arnautovic (65.) bei seinem Treffer nicht knapp im Abseits gestanden hätte. "Dann hätten wir das Spiel gewonnen", behauptete Kalajdzic. So aber führt der nächste Stopp die Österreicher zurück zum Kehraus aus dem Teamquartier in Seefeld, und nicht ins EM-Viertelfinale am Freitag nach München.

Foda: "Wir wollten Geschichte schreiben"

Das Potenzial dieser österreichischen Mannschaft ist unbestritten, sie ist gespickt mit Stammspielern aus der deutschen Bundesliga und wird angeführt von Alaba, der in der kommenden Saison für Real Madrid auflaufen wird. Und doch hatte es in der Vergangenheit immer wieder gehakt, Kritik der Medien und der Fans an der oft uninspirierten Spielweise waren ein ständiger Begleiter. Der Lauf bei der EM soll nun ein Wendepunkt sein.

Österreich will sich festspielen im Kreis der europäischen Fußball-Größen. "Wir hatten einen guten Teamgeist, einen guten Plan, eine gute Strategie", sagte Foda: "Wir wollten Geschichte schreiben. Das ist uns eindrucksvoll gelungen." Der 55-Jährige, dessen Arbeit immer wieder mit Skepsis betrachtet wurde, fügte an: "Die Kritiker haben jetzt zwei, drei Wochen Pause."

Im September stehen die nächsten Qualifikationsspiele für die WM im Winter 2022 in Katar an, die gute EM der Österreicher soll dann Schwung geben. "Wir waren so nahe dran an einer Sensation", schrieb Österreichs Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska in seiner Kolumne in der Krone und betonte: "Wir können die EM mit einer breiten Brust verlassen."

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