01.07.2021 10:07 Uhr

Greil: "Pacult ist ein fast einfühlsamer Kerl"

Patrick Greil ist Leistungsträger bei Austria Klagenfurt
Patrick Greil ist Leistungsträger bei Austria Klagenfurt

In seiner dritten Saison bei Austria Klagenfurt gelang Patrick Greil mit den Kärntnern der langersehnte Bundesliga-Aufstieg. Mit acht Toren und elf Assists hatte der 24-jährige Offensivspieler in der abgelaufenen Saison keinen minderen Anteil daran und darf sich nun mit den Topteams aus Österreich messen. Im Interview mit weltfussball spricht der gebürtige Salzburger über die Saisonziele, seine bisher durchaus aufregende Zeit in der Hauptstadt Kärntens und die einfühlsame Seite von Cheftrainer Peter Pacult.

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Patrick Greil erlebte seit seinem Wechsel im Sommer 2018 vom USK Anif zu Austria Klagenfurt schon einige turbulente Zeiten mit. Kämpfte er in seinem Debütjahr mit der Mannschaft noch gegen den Abstieg, scheiterte man vor zwei Jahren nur an der Tordifferenz am Bundesliga-Aufstieg, ehe man sich in der abgelaufenen Saison erst am letzten Spieltag für das Playoff qualifizierte und sich anschließend mit einem 5:0-Gesamtscore souverän gegen den SKN St. Pölten durchsetzte.

Mit 19 Scorerpunkten in 29 Ligaspielen hatte der 24-jährige Offensivspieler keinen geringen Anteil daran, war nach Markus Pink der zweiterfolgreichste Profi bei den Klagenfurtern und darf sich nach drei Jahren in der 2. Liga nun auch endlich in der Bundesliga beweisen. Im Gespräch mit weltfussball spricht der ehemalige Nachwuchskicker von Red Bull Salzburg über seinen bisherigen Karriereweg, warum er sich nicht mit Marco Grüll vergleichen will und wieso Peter Pacult in der Öffentlichkeit oft falsch wahrgenommen wird.

weltfussball: Nach einem doch turbulenten und kräftezerrenden Jahr habt ihr euch am Ende mit dem Bundesliga-Aufstieg belohnt. Wie wichtig war es im Urlaub etwas Abstand vom Fußball zu gewinnen und frische Kräfte für das anstehende Abenteuer im österreichischen Oberhaus zu tanken?

Patrick Greil: Das war sehr wichtig. Vor allem die letzten Wochen waren schon sehr kräftezerrend, weil jedes Spiel unheimlich wichtig war. Wir haben keine Punkte liegen lassen dürfen, damit wir die Chance wahren, falls Wacker patzen sollte und so ist es dann ja auch gekommen. Während der Relegation hat man das zwar nicht so wegen dem ganzen Adrenalin gespürt, aber danach hat man schon gemerkt, wie viel Kraft die Saison gekostet hat und da war es schon wichtig abzuschalten, damit man wieder mit Schwung in die Vorbereitung starten kann.

Die Saisonvorbereitung ist gestartet, man kennt seinen ersten Gegner im Cup und in der Liga. Beim Bundesliga-Debüt geht es gleich im Derby gegen den WAC zur Sache. Wie groß ist die Vorfreude auf den Ligastart?

Die Vorfreude ist riesig, vor allem für mich persönlich. Ein Bundesliga-Debüt ist immer aufregend, mit dem Derby bekommt das noch eine spezielle Note, weil bei uns im Stadion sicher viel los sein wird. Man misst sich in der Liga gleich gegen einen sehr starken Gegner, darauf kann man sich nur freuen.

Der WAC legte in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung hin. Hat mit Robin Dutt zudem einen erfahrenen Mann als neuen Coach präsentiert. Mit welcher Erwartungshaltung geht man in das Spiel gegen den Kärntner Rivalen?

Das ist schwierig einzuschätzen. Wir schauen, dass wir uns optimal auf das Spiel vorbereiten. Ich kann es noch nicht vergleichen, weil ich auf dem Niveau noch nicht gespielt habe, aber wir haben in der Vergangenheit im Cup, in Testspielen oder zuletzt eben in der Relegation gegen den SKN St. Pölten gezeigt, dass wir dagegen halten können und waren da auch meist in der Lage gut zu spielen und den Gegner zu schlagen. Ich trau' uns da durchaus zu, dass wir, natürlich mit dem optimalen Leistungsniveau, absolut mithalten können. 

Im Gegensatz zur letzten Saison kann man auch wieder auf die Unterstützung der Fans zählen. Als Aufsteiger habt ihr mit eurem Stadion in Klagenfurt eines der schönsten und modernsten in ganz Österreich, wofür euch viele beneiden. Wie sehr freut man sich da schon auf eine gefüllte Arena? Wie sehr kann euch das im Debütjahr beflügeln?

Das hilft uns bestimmt. Wir hatten ja doch in der Vergangenheit auch schon Spiele, wo wir auf die Fanunterstützung zählen konnten und sie uns richtig nach vorne gepeitscht haben, wie zum Beispiel im ersten Spiel gegen St. Pölten. Da haben wir uns richtig vom Publikum nach vorne tragen lassen, es war eine super Stimmung im Stadion und so etwas gibt einem einfach Kraft und wirkt sich natürlich auf den Gegner aus. Das ist ein wichtiger Faktor, der uns sicherlich helfen wird.

Du gehst mittlerweile in deine vierte Saison mit Austria Klagenfurt, hast beim Verein so ziemlich alles miterlebt. Abstiegskampf in deinem Debütjahr, der nur an der Tordifferenz gescheiterte Aufstiegsversuch vor einem Jahr und dem nun gelungen Aufstieg in die Bundesliga. Was hat dich am gesamten Projekt so überzeugt, dass du das alles mitgemacht hast?

Fad ist mir auf alle Fälle nicht geworden seitdem ich hier bin, das ist richtig. (lacht) Grundsätzlich habe ich immer gewusst, auch zu Zeiten wo es Rückschläge gegeben hat, dass der Verein in der Lage ist, erstens in der zweiten Liga um den Aufstieg mitzuspielen und zweitens auch später in der Lage zu sein, sich möglicherweise längerfristig in der Bundesliga zu halten, weil hier die Gegebenheiten vorhanden sein. Es war mir immer wichtig, dass es sich nicht um ein Eintagsprojekt handelt, die Gesellschafter des Vereins haben immer wieder von langfristigen und realistischen Zielen gesprochen und haben uns Spielern und dem gesamten Team Zeit gegeben, in Ruhe zu arbeiten. Bei dem Verein kann man sich als Spieler gut entwickeln. Das Gesamtkonstrukt war für die 2. Liga sicher eines der besten und aus diesem Grund hat sich der Weg bisher noch nicht getrennt.

Als Peter Pacult das Traineramt übernahm wart ihr noch auf dem vierten Tabellenplatz, mit seiner Übernahme gelangen euch im Frühjahr in 17 Spielen 12 Siege bei nur drei Niederlagen. Am Ende reichte es für Platz drei und über das Playoff zum Bundesliga-Aufstieg. Anfangs blickten viele skeptisch auf die Verpflichtung des ehemaligen Rapid-Meistercoachs, am Ende erfüllte er das Soll. Wie wichtig war der Trainerwechsel für euch Spieler? Welchen zusätzlichen Push hat er euch verliehen? 

Grundsätzlich muss ich sagen, dass Robert Micheu davor eine sehr gute Arbeit geleistet hat. Der Wechsel war für uns Spieler zunächst nicht zu 100 Prozent klar, es hat sich dadurch schon einiges geändert und natürlich hat man damit auch neue Impulse gesetzt. Wir haben als Spieler nicht gewusst, was auf uns zukommt, aber wir haben den Trainer dann schon kennengelernt wie er wirklich ist. Im Vorhinein hört man natürlich viel, es wird viel von Außen geschrieben, aber im Endeffekt ist er ganz anders, wenn er mit uns Spielern arbeitet. Er ist ein fast einfühlsamer Kerl, der viel erlebt hat. der viel Erfahrung hat, der weiß, was die Spieler wann brauchen, was er zu den Spielern wann sagen soll, damit er uns Selbstvertrauen verleiht. Natürlich kann er auch mal härter sein und ein Training länger dauern, das ist ganz normal, aber in erster Linie ist er ein Trainer mit immenser Erfahrung und das hat er uns im Frühjahr auch mitgegeben.

Mit acht Toren und elf Vorlagen warst du hinter Markus Pink der zweierfolgreichste Scorer eurer Mannschaft in der abgelaufenen Saison. Du nimmst im Vergleich zu den Jahren davor auch eine offensivere Rolle ein. Wie sehr kommt dir diese Umstellung entgegen?

Das liegt sicher daran, dass meine Stärken allgemein im Offensivspiel und mit dem Ball liegen. Ich bin kein aggressiver Sechser, der alles abräumt und mit Cvetko (Christopher Cvetko, Anmk.) und Rusko (Markus Rusek Anmk.) hatten wir zwei Spieler, die hinter mit den defensiveren Part übernommen haben. Ich hab’ bereits in der Vergangenheit bei Anif sowohl defensivere als auch offensivere Rollen eingenommen und hab mich da sehr gut entwickeln können. Jetzt hat sich gezeigt, dass die offensivere Rolle besser zu meinem Spielertyp passt und ich bin natürlich froh, dass es in der abgelaufenen Saison so funktioniert hat.

Du warst ja selbst im Nachwuchs von Red Bull Salzburg, bist dann über die Regionalliga bei Klagenfurt in der 2. Liga gelandet und darfst dich nun in der Bundesliga beweisen. Hättest du dir das damals vorstellen können, dass es nach dem Aus beim Ligakrösus für dich noch in Österreich ganz nach oben gehen kann?

Keine Chance, niemals, das war nicht mal in meinem Kopf ehrlich gesagt. Ich hab’ zwar immer den Sport und den Fußball geliebt und er war für mich schon das wichtigste, aber nicht die Zukunftsplanung. Ich hab’ dann auch zu studieren begonnen und wollte eigentlich Lehrer werden, doch es hat sich dann zufällig ergeben, dass bei Anif alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Wir haben sehr erfolgreichen Fußball gespielt, haben auf uns aufmerksam gemacht und dadurch habe ich die Möglichkeit bekommen, in den Profifußball einzusteigen. Ich hab’ es dann probiert, hab’ gemerkt, dass es gut funktioniert hat, dann etwas Blut geleckt und deswegen einige Sachen verändert und professioneller gelebt für die Karriere.

Patrick Greil als Anif-Spieler im Duell mit Dominik Szoboszlai
Patrick Greil als Anif-Spieler im Duell mit Dominik Szoboszlai

Dein Weg ähnelt ein wenig dem von Marco Grüll, der ebenfalls über die Regionalliga in Salzburg und der 2. Liga schließlich in der Bundesliga gelandet ist und nun für Rekordmeister Rapid Wien spielt. Ist sein Karriereweg in der Hinsicht eine Art Vorbild?

Da bin ich ein wenig vorsichtig, im Fußball kann es immer schnell gehen und es kann viel passieren. Ich mag erst mit Klagenfurt eine gute Saison spielen. Durch meine guten Leistungen in der vergangenen Spielzeit ist viel Rummel um mich entstanden, mir sogar ein wenig zu viel, aber ich hab' noch keine Bundesliga-Partie gespielt. Ich muss erstmal in der Liga Fuß fassen, gute Leistungen bringen, sodass ich über den nächsten Schritt nachdenken kann. Der "Grülli" hat eine super Bundesliga-Saison gespielt und zurecht den Schritt zu Rapid geschafft. Soweit will ich aber noch gar nicht denken. Jetzt schauen wir mal, dass wir mit Klagenfurt die Liga halten und ich selbst gute Leistungen bringe und alles andere wird sich zeigen.

Das Interview führte Max Augustin

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