03.07.2021 12:32 Uhr

Spanien hat mit Simón wieder einen "Heiligen" im Tor

Unai Simón wurde zum Helden gegen die Schweiz
Unai Simón wurde zum Helden gegen die Schweiz

Torwart Unai Simón rettet den Titelkandidaten Spanien vor dem Viertelfinal-Aus. Der Baske ist an seinem schweren Patzer gegen Kroatien gewachsen.

Als "neuer Heiliger" wird Unai Simón in der spanischen Heimat gepriesen - und San Iker höchstpersönlich gab dafür seinen Segen. "Grande Unai Simón!!", twitterte Iker Casillas. Der spanische Rekordtorhüter hatte die Furia Roja 2008 mit zwei gehaltenen Elfmetern ins EM-Halbfinale geführt, 13 Jahre später gelang seinem Nachfolger in St. Petersburg die gleiche Heldentat.

Simón habe sich "Casillas Anzug übergestreift", schrieb die Zeitung Marca, und das Blatt As attestierte dem 24-Jährigen die "Hände eines Heiligen". Beim Elfmeter-Thriller im Viertelfinale gegen tapfer kämpfende Schweizer rettete der nerven- und reaktionsstarke Simón den spielerisch enttäuschenden Favoriten vor dem Aus.

Und er gewann auch das packende Privat-Duell gegen seinen ebenfalls überragenden Schweizer Torwartkollegen Yann Sommer. "Ganz ehrlich?", sagte Simón bei Ehrung zum "Star des Spiels", er persönlich würde die Auszeichnung "an Yann Sommer vergeben". Die spanische Zeitung Sport sah das etwas anders: "Sommer wollte sich erneut in eine schwarze Bestie verwandeln, aber Unai gewann die Schlacht gegen ihn."

Auch in der nächsten "Schlacht" im Halbfinale am Dienstag (21:00 Uhr/ARD oder ZDF und MagentaTV) im Londoner Wembley-Stadion gegen Italien soll Simón der große Rückhalt Spaniens sein - notfalls wieder im Elfmeterschießen. "Er ist ein Elfmeter-Killer", schwärmte Nationaltrainer Luis Enrique, der vor dem Shutout intensiv auf seine Nummer eins eingeredet hatte: "Ich habe ihm gesagt, dass wir stolz auf ihn sind, egal wie es ausgeht." Denn die schwerste Prüfung hatte der Schlussmann von Athletic Bilbao da schon bestanden.

An seinem kuriosen Aussetzer im Achtelfinale gegen Kroatien (5:3), als er mit einem unerklärlichen Stockfehler ein Eigentor von Pedri verschuldet hatte, ist Simón nicht zerbrochen - im Gegenteil. Er ist daran gewachsen. Er habe sich die Szene "sechs, sieben Mal angeschaut" und sich damit "ein bisschen gemartert". Natürlich seien ihm "negative Gedanken aufgekommen", gab der Baske zu, "aber die Mannschaft brauchte mich, und ich musste so weitermachen."

Also mitspielen, mitdenken, Risiken eingehen. "Denn das ist es, was der Mister von mir verlangt", sagte Simón. Damit war Trainer Enrique gemeint, der vom Torwart eine aktivere Spieleröffnung als im Klub verlangt. Diese Forderung sollte der Trainer aber auch nochmal an seine Feldspieler stellen, denn spielerisch überzeugte der frühere Welt- und Europameister wieder nicht.

Simón bestärkt Teamgefühl bei Spanien

Nach der frühen 1:0-Führung durch ein Eigentor des Mönchengladbachers Denis Zakaria (8.) schoben sich die dominanten Spanier den Ball hin und her, es fehlte an Tempo und Ideen. Erst nach dem Ausgleich durch Xherdan Shaqiri 1:1 (68.) und der umstrittenen Roten Karte für den Schweizer Remo Freuler (77.) war die Passmaschine auch wirklich produktiv.

Am Ende brauchte es dennoch Glück und einen überragenden Simón, der nach dem Schlusspfiff von einer jubelnden Spielertraube begraben wurde. Man erkennt deutlich: Die Mannschaft ist an den Widrigkeiten wie der Corona-Erkrankung von Kapitän Sergio Busquets oder der teils heftigen Kritik aus der Heimat zu einer Einheit zusammengewachsen. Simón bestätigt das: "Wir sind eine großartige Mannschaft mit einem tollen Spirit." Und nun auch mit einem "Heiligen" im Tor.

Aber reicht das für den Titel? Er habe zumindest noch keine Mannschaft im Turnier gesehen, die besser als seine eigene sei, betonte Enrique. Auch Italien nicht. "Es wäre lächerlich, wenn man es ins Halbfinale schafft und dann nicht an das Finale glaubt", sagte der frühere Nationalspieler.

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