08.10.2021 14:55 Uhr

BVB II: Plötzlich Talenteschmiede für Marco Rose?

Abdoulaye Kamara (M.) zählt zu den großen Talenten des BVB
Abdoulaye Kamara (M.) zählt zu den großen Talenten des BVB

Die zweite Mannschaft von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund sorgt als Aufsteiger in der 3. Liga für reichlich Furore. Der Erfolg des BVB II könnte auch der ersten Mannschaft bald zu Gute kommen.

Dortmunds "Zwote" ist seit jeher nicht als die große Talentschmiede des BVB bekannt. Juwele wie jüngst Youssoufa Moukoko oder einst Mario Götze stiegen direkt von der U19 der Borussia zu den Bundesliga-Stars auf. Den Zwischenschritt über die Zweitvertretung müssen die Begnadetsten nicht gehen, denn als solche ist die "Zwote" beim BVB eingegliedert: eine Station zwischen dem Juniorenbereich und den Profis.

Natürlich erlebten die eingefleischten Fans in den letzten Jahren auch so manchen Spieler in der Roten Erde, der es später zu einer großen Karriere gebracht hat. Der Weg von BVB-Urgestein Marcel Schmelzer nahm dort seinen Lauf, auch Nationalspieler Marcel Halstenberg kickte zwei Jahre lang im kleinen Stadion direkt neben dem Fußball-Tempel. 

Doch mittlerweile gibt es immer häufiger junge Spieler, die über die U23-Auswahl zum Bundesliga-Debüt kommen. Die Durchlässigkeit ist beim BVB größer als zuvor, was nicht nur mit dem Dortmunder Ansatz zusammenhängt, jungen Spielern Vertrauen und Verantwortung zu schenken. Es liegt auch an der hervorragenden Arbeit von Trainer Enrico Maaßen, der seine Mannschaft zu einer der derzeit besten der 3. Liga geformt hat. Nach elf Spieltagen rangiert der Aufsteiger auf Platz zwei.

Enger Austausch zwischen BVB und BVB II

Maaßen hatte das Team im Sommer 2020 in der Regionalliga West übernommen und fortan stetig weiterentwickelt. Sein Plus: Der Coach kann seine Schützlinge mit der Aussicht locken, eines Tages im benachbarten Stadion aufzulaufen. Angesichts eines Durchschnittsalters von derzeit rund 21,4 Jahren ist die Perspektive für manch einen gar nicht schlecht.

"Wir wollen erfolgreichen Fußball spielen und so viele Spieler wie möglich für den Sprung nach oben vorbereiten", hatte Maaßen im "kicker" zuletzt das Ziel seiner Arbeit umrissen. Sein Austausch mit Marco Rose, Talente-Trainer Otto Addo und dem neuen Technischen Direktor Edin Terzic ist dabei sehr eng.

Die Idee: Benötigt Rose aufgrund von Verletzungen oder aus Gründen der Belastungssteuerung neue Spieler, kann er ohne allzu großen Qualitätsunterschied auf Maaßens Schützlinge zurückgreifen. Bewährt sich ein Talent, geht es dauerhaft unter Rose weiter.

Papadopoulos debütiert unter Rose

Nachdem Steffen Tigges und Ansgar Knauff in der vergangenen Saison den Sprung zu den Profis geschafft hatten und mit einigen Einsätzen in der Bundesliga belohnt wurden, hat auch Marco Rose einem U23-Spieler zum Debüt verholfen. So durfte Antonios Papadopoulous gleich am ersten Spieltag für einige Minuten Bundesliga-Luft schnuppern, da gleich mehrere Abwehrspieler verletzt ausfielen.

Seither gilt der Defensiv-Spezialist, der schon in den vergangenen Jahren in der 3. Liga für den Halleschen FC auflief, als feste Größe in der zweiten Mannschaft. In Maaßens bevorzugtem 3-4-2-1-System übernimmt er in der Regel den rechten Part in der Dreierkette.

Den Sprung machen könnte bald auch der gerade einmal 16 Jahre alte Abdoulaye Kamara, der die BVB-Verantwortlichen sowie Superstar Erling Haaland in den wenigen Wochen seit seinem Wechsel aus der U19 von PSG in Staunen versetzt hat. In Dortmunds Junioren-Team ist der Franzose schlicht unterfordert, sodass er schnellstmöglich an die Härte und Intensität bei den Herren herangeführt wird. Kamara fühlt sich auf nahezu jeder Position im Mittelfeld zuhause und dürfte schon bald sein Startelf-Debüt in der 3. Liga feiern.

Auch Kamal Bafounta (19) gilt als vielversprechendes Talent im Kader von Enrico Maaßen. Der Franzose hatte zu Saisonbeginn aber mit Verletzungen zu kämpfen und gab erst am Donnerstag bei der 0:3-Testspielniederlage gegen AS Eupen sein Comeback. Der 2018 aus Nantes verpflichtete Mittelfeldspieler darf während der Länderspielpause bei der A-Mannschaft des BVB trainieren.

Sprung zu den BVB-Stars für Raschl (noch) zu groß

Dass der Weg zu den Profis durchaus steinig sein kann, ist am Beispiel von Tobias Raschl zu sehen. Früh durfte der heute 21-Jährige mit den Profis trainieren und die Sommer-Vorbereitung absolvieren. Über einen Bundesliga-Einsatz in der Saison 2019/20, ausgerechnet beim 0:4 gegen Hoffenheim, kam er aber nie hinaus. Die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld ist schlicht zu groß.

Für den BVB II ist der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler hingegen eine der wichtigsten Säulen im Team. Seinen Wert unterstrich er etwa beim jüngsten 2:0-Sieg gegen die Würzburger Kickers, als er ein Tor und eine Vorlage servierte.

Nicht ausgeschlossen, dass Raschl in den kommenden Monaten erneut eine Bewährungschance erhält und wieder in der Bundesliga zu Einsätzen kommt. Dann hätte der BVB II seinen Ruf als neue Talentschmiede einmal mehr unter Beweis gestellt.

Gerrit Kleiböhmer

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