Julian Weigl ist nach fünf Jahren zurück in der DFB-Elf - und sieht sich sportlich wie menschlich "gereift".

Julian Weigl ist ein Profiteur der Pandemie. In den Straßen seiner Wahlheimat Lissabon, berichtet der Benfica-Profi mit einem Schmunzeln, "kommt mir die Maske zugute". Wenn er sie trage, dazu "Sonnenbrille und Käppi", könne er sich einigermaßen frei in der fußballverrückten portugiesischen Hauptstadt bewegen - sonst: eher nicht.

Weigl ist in Lissabon ein echter Star, und er hat sich dort wieder ins Blickfeld des Bundestrainers gespielt. Hansi Flick hat den früheren Dortmunder nach fünf Jahren DFB-Pause für den Start ins WM-Jahr in die Nationalmannschaft zurückgeholt. Weigl soll den Konkurrenzkampf auf der Sechs anheizen und sich als Backup für Joshua Kimmich empfehlen.

Der Schritt ins Ausland 2020 und die Geburt seiner Tochter vor einem Jahr habe ihn "reifer und erwachsener" gemacht, sagte er - nicht nur auf dem Platz. Auch körperlich hat der feine Techniker zugelegt: "Ich habe Kilos draufgepackt und versuche, im Zweikampf aggressiver zu sein." Seine Stärken sieht er als "klarer Sechser im Aufbau".

Als Flick ihn auf der Geburtstagsfeier seines Teamkollegen Soualiho Meite anrief, "konnte ich es erst mal nicht glauben", sagte der fünfmalige Nationalspieler über sein überraschendes Comeback. Danach klingelte er sofort bei seiner Frau und der Familie durch, "die Telefonate waren emotional".

Flick will er "zeigen, dass er sich jederzeit auf mich verlassen und ich eine Option für den WM-Kader sein kann". Dazu gehöre, wie bei Benfica, das Weigl ins Viertelfinale der Champions League gegen den FC Liverpool führte, "keine Angst zu haben" und als "Magnet", die Bälle "zu fordern und zu spielen".

Dass er torgefährlicher werden könnte, weiß er selbst. "Wenn ich mal ein Tor mache, sehe ich immer so überrascht aus und schreie alles raus", sagte er und lachte, "weil ich nie damit rechne."