30.06.2022 19:48 Uhr

Wie Bernstein Hertha BSC verändern will

Kay Bernstein ist neuer Hertha-Präsident
Kay Bernstein ist neuer Hertha-Präsident

Kay Bernstein, der neue Präsident von Hertha BSC, vernimmt nach seiner Wahl Aufbruchstimmung. Und er deutet Veränderungen an.

Kay Bernstein grüßte in seiner blauen Hertha-Jacke mit einem freundlichen "Ha Ho He" und bewies gar einen grünen Daumen, als der neue Präsident seine Vision für den so lange kriselnden Hauptstadtklub Hertha BSC umriss. Jedem Herthaner müsse man jetzt, "eine Gießkanne geben, damit dieses Pflänzchen der Hoffnung im Graben der Zerrissenheit blüht und wir daraus unsere Energie mitnehmen für die kommenden Aufgaben".

Was konkret der frühere Ultra und am Sonntag frisch gewählte Hoffnungsträger mit den Berlinern vorhat, dürften die kommenden Monate zeigen. Das Präsidium werde nun, wie Bernstein am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin erklärte, erstmal 100 Tage "abtauchen" und sich "auf die wesentlichen Dinge konzentrieren". Es gehe nun darum, "dass wir im Präsidium ein Team werden".

"Wir haben Baustellen mehr als die Stadt Berlin"

Aufsichtsrat, Geschäftsstelle, Sportchef Fredi Bobic und Investor Lars Windhorst: Alle sollen mit ins Boot. "Wir haben Baustellen mehr als die Stadt Berlin", so Bernstein. Die Grabenkämpfe, die den Klub zuletzt fast die Bundesliga-Zugehörigkeit gekostet hätten, will Bernstein ganz schnell hinter sich lassen. Er möchte zusammenführen, was unter seinem im Mai zurückgetretenen Vorgänger Werner Gegenbauer zerbrochen war.

Und danach? Nach den 100 Tagen, die Anfang Oktober vorbei sein werden, läuft die Bundesliga bereits wieder, wenn Bernstein eine erste Bestandsaufnahme zu veröffentlichen plant. Angesprochen auf mögliche Veränderungen für Fans beim Stadionbesuch schloss er jene explizit nicht aus. "Das ist eine Frage, wie wir das mit dem Präsidium in den nächsten Wochen machen", sagte er: "Aber ich denke schon, dass sich an der ein oder anderen Stelle ein bisschen was ändern kann und wird." Interessant wird unter anderem, wie er sich zu Streitthemen wie Pyrotechnik positioniert.

"Bei mir ist es jetzt polarisierend, weil es der Vorsänger und der Ex-Capo ist", sagte Bernstein bei Sky: "Ich bin kein Ultra, aber das war ein Teil meiner Prägung, ein Teil meines Lebens, ein Teil auch meiner Werte-Kultur." Der Ultra-Begriff sei in der Öffentlichkeit sehr negativ behaftet - die überwiegend positiven Aspekte, wie soziales Engagement und Spendensammlungen, würden dabei zu wenig gewürdigt.

Bernstein will "nahbarer" Hertha-Präsident sein

Insgesamt werde er ein "nahbarer" Präsident sein, bekräftigte Bernstein, und mit den Fans reden, um den "Blickwinkel der Kurve" zu verstehen. "Der Wunsch an Nahbarkeit und Zusammenkommen ist riesengroß auf allen Ebenen. Das kann ich vorleben und das werde ich vorleben", sagte der 41-Jährige.

Den Chef einer Berliner Marketingagentur, der einst die Ultra-Gruppierung Harlekins '98 mitgründete, einen Fan-Präsidenten zu nennen, wäre aber wohl zu kurz gegriffen.

Seine Wahl, bei der er sich mit 54 Prozent gegen den CDU-Politiker Frank Steffel durchgesetzt hatte, sei "Votum der Mitglieder für einen inhaltlichen Neustart". Auch diejenigen, die ihn nicht gewählt haben, wolle er "natürlich nicht vergessen. Denen gilt es, die Hand auszustrecken, um nach meinem Wunsch möglicherweise ein Präsident für alle Herthaner zu sein."

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