10.08.2022 15:25 Uhr

Stimmen zur Seeler-Trauerfeier: Scholz "ganz berührt"

Bundeskanzler Olaf Scholz war bei der Seeler-Trauerfeier zu Gast
Bundeskanzler Olaf Scholz war bei der Seeler-Trauerfeier zu Gast

Mit emotionalen Worten hat sich Franz Beckenbauer von der im Juli gestorbenen Hamburger Fußball-Legende Uwe Seeler verabschiedet.

"Mit Dir, mein Freund, in der deutschen Nationalmannschaft spielen zu dürfen, war mir, dem neun Jahre Jüngeren, eine große Ehre", schrieb der 76 Jahre alte Weltmeister von 1974 in dem Brief, den das "Hamburger Abendblatt" veröffentlichte.

"Ich habe Dich schon beim Umziehen in der Kabine aus der Distanz respektvoll bewundert", berichtete er. "Deine Gedanken schienen schon vor der letzten Motivationsansprache des Bundestrainers auf dem Platz zu sein." Die Worte von Bundestrainer Helmut Schön habe Seeler kaum noch aufgenommen.

"Und wehe, wenn sich dann nach dem Anpfiff ein Kamerad Alibi-Fußball erlaubte. Da wurde der Hanseat Seeler richtig laut." "Uwe, Uwe" zu rufen sei die die beste Art gewesen, "Deutschland, Deutschland" zu rufen.

Beckenbauer: "Du bleibst für immer unvergessen"

Seeler war am 21. Juli im Alter von 85 Jahren gestorben. Er wurde am vergangenen Donnerstag im Familienkreis beigesetzt. Zur Stunde (ARD und NDR) findet im Volksparkstadion für das größte Idol des Hamburger SV eine Trauerfeier mit zahlreichen Gästen - unter anderen Bundeskanzler Olaf Scholz - statt.

"Am Mittwoch gehört der Volkspark Dir ganz allein", schrieb Beckenbauer. "Da ehrt Fußball-Hamburg einen großen Deutschen und Menschen mit einer Trauerfeier." Er selbst werde die Zeremonie aus gesundheitlichen Gründen nur am Fernseher verfolgen.

Der langjährige Kapitän und Präsident des FC Bayern München und Seeler spielten unter anderem bei den WM-Turnieren 1966 in England und 1970 in Mexiko zusammen. Er habe schon damals "eine ganz besondere Zuneigung" gespürt. Der Brief endet mit den Worten: "Lieber Uwe, dieser letzte Gruß kommt aus tiefstem Herzen: Du bleibst für immer unvergessen. Servus und Tschüs."

Lorenz: "Er war ein toller Freund"

Werder Bremens Legende Max Lorenz wird ebenfalls an der Trauerfeier für das Hamburger Fußball-Idol Uwe Seeler teilnehmen. "Der Mittwoch wird sehr hart. Da werden Kerle weinen", sagte der 82-jährige Lorenz der "Bild"-Zeitung.

Als Spieler standen sich Seeler und Lorenz oft gegenüber, nach ihrer aktiven Karriere verband sie eine enge Freundschaft. "Er war ein toller Freund", sagte Lorenz über den einstigen HSV-Torjäger. "Uwe hat solch einen würdigen Abschied verdient. Er war immer anständig, ein großes Vorbild für uns alle. Leider ist er nicht mehr. Das ist sehr bitter.".

Bierhoff: "Er war immer ein Sonnenschein"

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat Fußball-Idol Uwe Seeler als besonderen Menschen gewürdigt. Er hatte den einstigen Weltklassestürmer des Hamburger SV häufiger als Mitglied in der Delegation der Nationalmannschaft dabei, erzählte Bierhoff vor der Trauerfeier für "Uns Uwe" im NDR-Fernsehen.

"Er war immer ein Sonnenschein. Er war nie schlecht gelaunt. Es war unglaublich, wie er immer positiven Geist hereingebracht hat", berichtete der 54-Jährige. Der frühere HSV-Torjäger und heutige Nachwuchschef Horst Hrubesch meinte über Seeler: "Er war auch als Mensch Weltklasse."

Seeler "ein sportliches und menschliches Vorbild"

Peter Tschentscher hat Hamburgs Fußball-Idol Uwe Seeler als sportliches und menschliches Vorbild gewürdigt. Hamburgs Bürgermeister hob neben Seelers sportlichen Erfolgen dessen Heimatverbundenheit, Bodenständigkeit und karitatives Engagement hervor.

"Uwe Seeler trug die Raute und seine Heimat im Herzen", sagte Tschentscher. "Als Identifikationsfigur hat er den Sport in unserer Stadt geprägt und Generationen junger Leute inspiriert. Er engagierte sich in karitativen Projekten und zahlreichen Ehrenämtern."

Seeler sei zur "Legende des Fußballsports" geworden. "Sein Andenken geht aber weit über den Fußball hinaus. Mit seiner Bodenständigkeit, mit seiner Nahbarkeit und Ehrlichkeit war er auch menschlich ein großes Vorbild", sagte der Bürgermeister. "Er verkörpert die besten und wichtigsten Werte, als Sportler und als Mensch."


Olaf Scholz (Bundeskanzler, im NDR): "Ich bin ganz berührt von diesem Abschied. Ich habe gern mit ihm geschnackt und ihn gerne getroffen. Für mich ist das Tollste an Uwe Seeler, dass er so normal geblieben ist, so geerdet. Das Uns Uwe kommt nicht von ungefähr, das ist tief aus ihm heraus gewachsen. Und das haben alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und weit darüber hinaus erkannt."

Peter Tschentscher (Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg): "Mit seiner einzigartigen Karriere ist Uwe Seeler zu einer Legende des Fußballsports geworden, einer der besten deutschen Fußballer aller Zeiten. Sein Andenken geht aber weit darüber hinaus. Mit seiner Bodenständigkeit, seiner Nahbarkeit und Ehrlichkeit war er auch menschlich ein großes Vorbild. Hamburg verliert mit Uwe Seeler ein Stück von sich selbst, eine außerordentliche hanseatische Persönlichkeit und einen ganz besonderen Ehrenbürger."

Bernd Neuendorf (DFB-Präsident): "Es mutet fast unwirklich an, dass Uwe Seeler mit der Nationalmannschaft keinen großen Titel gewann. Aber Uwe Seeler brauchte keinen Titel, um ein Idol zu werden. Für viele Menschen und auch für mich steht fest: Uwe Seeler ist dennoch einer der Größten. Er hätte jede Trophäe verdient gehabt. Den größten Titel kann man nicht gewinnen, er wird einem verliehen - von den Fans. Er verblasst nicht und kommt von Herzen. Uns Uwe, das ist der Titel, den er erhalten hat. Er hat diesen Titel mit Stolz getragen, er war für ihn nie eine Last, sondern eine Bestätigung, so zu bleiben, wie er war. Vielen Dank für alles."

Jonas Boldt (Sportvorstand Hamburger SV): "Uwe Seeler hinterlässt eine große Lücke, wir werden ihn nie vergessen - HSV-Ikone, WM-Legende, Fußball-Idol, Ehrenspielführer und Hamburger Wahrzeichen. Uwe ist mehr als Titel und Trophäen. Er ist der ideale Fußballer, von dem jeder Trainer träumt. Er ist der, den sich alle Menschen wünschen. Immer an der Spitze, aber immer erreichbar. Gewinnen wollen, aber immer verlieren können. Ein Mann des Volkes, den man nur lieben kann, weil er so normal war. Er ist einer von uns - nur besser."

Olli Dittrich (Schauspieler und Freund der Familie): "Uwe Seeler war mein großer Held, mein Idol der Jugend, ich wollte so werden wir er. Es ist beeindruckend, welche Strahlkraft Uwe Seeler hatte. Damals wie heute, trotz oder gerade wegen seiner Bescheidenheit, seiner Normalität, die ihn so auszeichnete. Wer ihn gut kannte, schwärmte von ihm - und ich gehöre dazu. Von seiner Geradlinigkeit, seiner Loyalität, von seiner ungebrochenen Heimatverbundenheit, dass er integer und unbestechlich war, mit dem Herz am rechten Fleck und einem goldenen Humor und seiner alles überdauernden Liebe zu seiner Frau und seiner Familie."

Franz Beckenbauer (Weltmeister von 1974 und Freund, im Hamburger Abendblatt): "Mein lieber Uwe, bei uns in Bayern sagt man Servus, wenn jemand geht. Bei Dir in Hamburg heißt Abschiednehmen schlicht und einfach Tschüs. Dir, meinem wunderbaren Freund, möchte ich Servus und Tschüs sagen. Denn Du gehst für immer. Lieber Uwe, dieser letzte Gruß kommt aus tiefstem Herzen: Du bleibst für immer unvergessen."

Horst Hrubesch (Europapokalsieger mit dem HSV, im NDR): "Ich habe nie erlebt, dass er nicht freundlich war, kein nettes Wort auf den Lippen hatte. Er war als Fußballer und Mensch weltklasse. So einen wie ihn kann man sich nur wünschen."

Oliver Bierhoff (DFB-Geschäftsführer, im NDR): "Er war immer ein Sonnenschein, er war nie schlecht gelaunt. Er schaut auf ein tolles und erfülltes Leben zurück."

Max Lorenz (Ehemaliger Nationalspieler und Freund): "Für mich sind die Meter zum Stadion ein verdammt schwerer Weg. Aber er hat es verdient, er hat diese Feier verdient. Uwe war ein großartiger Sportler und ein toller Mensch, der Hilfestellungen für viele Menschen gegeben hat. Auf dem Spielfeld musstest du auf den Dicken immer aufpassen, er war so schnell auf den Beinen und hat die Situationen erkannt. Seine Kopfballspezialität ist bis heute unerreicht. Leider, leider ist er nicht mehr."

Uli Stein (Europapokalsieger mit dem HSV): "Ich halte ihn in Erinnerung als einen der größten Sportsleute, die wir in Deutschland je hatten, eine Riesenpersönlichkeit und einen Supermenschen, der nie abgehoben und immer bodenständig geblieben ist. Die Spieler von heute könnten sich eine Scheibe von seinem Verhalten abschneiden."

Otto Waalkes (Komiker): "Er war immer der Einzigartige, der immer auch nett zu den Fans war. Da habe ich viel gelernt. Zum Abschied sage ich leise Tschüs, wir sehen uns wieder."

Gerhard Delling (TV-Moderator): "Uwe war damals ein Star wie heute Messi und Ronaldo zusammen. Mit dem Unterschied, dass Uwe abends noch in die Stadt gehen würde."

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