22.10.2022 05:00 Uhr

Sturm bleibt in Stadionfrage weiter dran

Sturm will die Merkur Arena langfristig pachten
Sturm will die Merkur Arena langfristig pachten

Über Wettbewerbsnachteile will Christian Jauk angesichts der so erfolgreichen Periode bei Sturm Graz eigentlich gar nicht reden. Und doch schwappte das Dauerthema Stadion gerade vor dem Stadtderby des Fußball-Vizemeisters gegen den "Mitbewohner" GAK wieder hoch. Nach dem erfolgreich absolvierten Kräftemessen betont Sturms Präsident nun die Alternativlosigkeit einer Zwei-Stadien-Lösung in Graz. Verhandelt werden soll weiter ohne Vorschlaghammer.

"Die von Sturm präferierte Stadien-Variante ist, dass wir der langjährige Pächter der aktuellen Merkur Arena sein wollen. Die Stadt würde sich Geld ersparen, was die Betriebskosten betrifft und wir hätten eine Heimat in der Nähe zu unserem Heimatbezirk Jakomini gefunden", sagte Jauk der APA. "Wir wollen der Herr im Haus sein, das ist international und auch national längst Usus."

Das Ansinnen ist seit Jahren dokumentiert, doch Verhandlungen mit dem Eigentümer, der Stadt Graz, brachten bisher kein Ergebnis. Die 1997 eröffnete Arena im Stadtteil Liebenau bespielt Sturms erste Mannschaft aktuell gemeinsam mit dem GAK - was allein aus praktischen Gründen zu einer Art Platzproblem für Sturm führt: Das erfolgreiche Frauen-Team spielt im Trainingszentrum Messendorf, Zweitligist Sturm Graz II muss ins 20 Autominuten entfernte Gleisdorf ausweichen.

Sturm und der GAK sind in der Arena Liebenau ohne Gastro- und großartige Marketing-Rechte untergemietet. Im VIP- bzw. Business-Bereich, mit dem Bundesligisten beträchtliche Anteile ihres Budgets decken, kann Sturm mit der Bundesliga-Spitze aufgrund des begrenzten Angebots - die 495 Plätze sind laut Jauk seit Jahren ausverkauft - längst nicht mehr mithalten. Zum Vergleich: Der LASK will im Business-Bereich des neuen Stadions bis zu 2.200 Gäste empfangen, Rapid verspricht 2.300 VIPs Platz und Salzburg in der Bundesliga 1.000.

Aufgrund der Defizite im Infrastruktur-Bereich müsse sein Club, der in der Saison 2021/22 einen Umsatz von 26,8 Millionen Euro erwirtschaftet hat, auf anderen Ebenen beständig übertreffen, so Jauk. Auf dem Transfermarkt gelang dies zuletzt vor allem durch den 17-Millionen-Verkauf von Rasmus Höjlund - doch seriös planen lässt sich so nicht, wie Jauk betont und vorsichtig warnt: "Um in Österreich langfristig an der Spitze mitzuspielen, braucht man auch die entsprechenden Rahmenbedingungen für Spitzenfußball. Die Zwei-Stadien-Lösung für Graz ist alternativlos."

Diesbezügliche Pläne und Finanzierungskonzepte würden in seiner Schublade liegen, so der seit 2012 dem Club vorstehende Jauk. Der interessierten Öffentlichkeit diese vorlegen will er weiter nicht. "Es ist eine Frage des Stils. Ich möchte keinen Weg gehen, der davon geprägt ist, sich gegenseitig über die Öffentlichkeit etwas auszurichten. Wir werden weiter das konstruktive Gespräch führen."

Jauk sieht sich als ein mit langem Atem ausgestatteter Verhandler. "Ich weiß, dass im Land und der Stadt das Diktat der leeren Kassen einen sparsamen Budgetkurs auslöst", sagt Jauk und verweist im selben Atemzug auf einen "zweistelligen Millionenbetrag", den Sturm jährlich an Steuern und öffentlichen Abgaben entrichten würde. "Infrastruktur ist das, was man in einem Höchststeuer-Land wie Österreich erwarten darf, und darauf hat auch der Sport ein Anrecht. Irgendwann sollte der Fußball wieder drankommen."

Zwar wurde 2018 eine Modernisierung des Business-Bereichs der Merkur Arena politisch beschlossen. 6,2 Millionen Euro waren für ein Sporttageszentrum vorgesehen. Doch nachdem unter (Ex)-Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) nichts passierte, lassen die stark gestiegenen Baukosten die neue Stadtregierung unter KPÖ-Führung auf die Bremse treten. "Die Politik hat ihre Leistung mit einem Beschluss erbracht, aber auf der Umsetzungsebene ist Österreich leider sehr schwerfällig", moniert Jauk. Das Zuwarten in der Hoffnung auf billigere Preise war eine Fehleinschätzung. "Wer trägt dafür die Verantwortung?", fragt der Sturm-Chef im Wissen, wohl keine Antwort zu bekommen.

Für A-Länderspiele des ÖFB ist Graz nicht mehr attraktiv, die zweitgrößte Stadt des Landes kam seit 2011 nicht mehr zum Zug. Kursierende Gerüchte, wonach die Arena eher über kurz als lang nicht mehr UEFA-tauglich sein könnte, bestätigte Jauk indirekt. Vielmehr investiere Sturm schon jetzt trotz Mieter-Status regelmäßig Geld in kleinere Adaptionen, um die sich ständig ändernden Kriterien im Europacup-Cup erfüllen zu können. Sturm würde dafür einen fünfstelligen Betrag pro internationaler Gruppenphase ausgeben.

apa

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