17.11.2022 05:00 Uhr

Rangnick mit ÖFB-Auftritt "nicht unzufrieden"

Rangnick brachte Alaba erst im Lauf der zweiten Hälfte ins Spiel
Rangnick brachte Alaba erst im Lauf der zweiten Hälfte ins Spiel

Sein Team habe nicht alles richtiggemacht, dessen war sich Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick bewusst. Es bedurfte eines sehenswerten Treffers von Marko Arnautovic, um am Mittwoch in Malaga eine Blamage zu verhindern. Mit der Darbietung seiner Mannschaft beim 1:0-Zittersieg gegen Zwerg Andorra war Rangnick aber "insgesamt nicht unzufrieden". Dabei hatte die ÖFB-Auswahl einmal mehr ihr Problem offenbart, tief stehende Gegner konsequent auszuspielen.

"Wahrscheinlich hätten die hier die Sektflaschen aufgemacht, wenn das Spiel 0:0 ausgegangen wäre", meinte Rangnick. Die Andorraner verteidigten mit Mann und Maus, spielten auf Zeit und teilweise hart. Irgendwann gehe einem diese Spielweise "selber ein Stück weit auf den Wecker", sagte Rangnick. "Es war wichtig, dass wir uns nicht zu sehr haben frustrieren lassen. Wir haben nicht immer die richtigen Mittel gefunden, aber am Ende geht es dann darum, ein Spiel zu gewinnen - souverän zu gewinnen."

Das "souverän" wollte Rangnick in dem Sinne verstanden wissen, dass sein Team keine Torchance des Gegners, der Nummer 151 der FIFA-Weltrangliste, zugelassen hatte und selbst zahlreiche Möglichkeiten vorfand. Der erlösende Treffer gelang Arnautovic aber erst in Minute 87. "Es ist nicht so einfach, wenn du nicht früh ein Tor schießt, diesen Dosenöffner nicht hast", erklärte der Teamchef. "Wir haben die Ruhe bewahrt und uns nicht provozieren lassen. Wir haben das beharrlich gemacht."

Steigerung in Hälfte zwei

Mit der zweiten Hälfte war Rangnick, der mehrere Stammkräfte eingewechselt hatte, zufriedener als mit der ersten. Da hätte man "nicht immer die richtigen Lösungen gefunden". Die beiden offensivsten Mittelfeldspieler - Marcel Sabitzer und Florian Kainz - hätten im 3-4-2-1-System zu weit vorne agiert, auf einer Ebene mit Solospitze Michael Gregoritsch. "Das war dann in der zweiten Halbzeit besser, da hatten wir mehr Ebenen im Spiel. Wir haben mehr Spieler in den Sechzehner bekommen."

Zu dem Zeitpunkt standen mit Arnautovic und Junior Adamu bereits zwei Sturmspitzen auf dem Platz. Dazu kamen mit Andreas Weimann und dem zurückbeorderten Sabitzer zwei sehr offensive Außenspieler. Rangnick: "Wir haben alles, was an Offensive da war, auf dem Platz gehabt. Das hat sicher geholfen. Insgesamt finde ich, dass es die Jungs in der zweiten Halbzeit ordentlich gemacht haben gegen einen Gegner, der an einem Fußballspiel nicht sonderlich interessiert war."

Sonderlich werden aber auch die Kontrahenten in der EM-Qualifikation nicht daran interessiert sein, wenn diese Taktik gegen das ÖFB-Team Erfolg verspricht. Die Quali startet 2023 mit einem Heimdoppel gegen Aserbaidschan (24. März) und Estland (27. März) - zwei klare Außenseiter, gegen die man sich keine Punkteverluste leisten sollte. "Wenn wir die Spiele auch alle 1:0 gewinnen, habe ich nichts dagegen. Wenn wir keine einzige Torchance des Gegners zulassen, auch nicht", betonte Rangnick.

Weitere ÖFB-Gruppengegner sind Favorit Belgien und Schweden. Spielerischer Lösungen wird es auch gegen die Schweden bedürfen, die nicht unbedingt für ihren bedingungslosen Offensivdrang bekannt sind. Rangnick führte auch den Einfluss der Fans an: "Außer in Corona-Zeiten kann ich mich nicht an ein Länderspiel mit so wenigen Zuschauern erinnern." Keine 200 waren es im Stadion La Rosaleda in Malaga.

Abschuss gegen Italien

Für den Jahresabschluss am Sonntag (20.45 Uhr) in Wien gegen Italien sind laut ÖFB-Angaben 15.000 Tickets abgesetzt. Er sei überzeugt, dass sein Team zum Auftakt der EM-Qualifikation gut spielen werde, versicherte Rangnick. "Aber jetzt geht es erstmal darum, dass wir ein gutes Spiel gegen Italien machen, dass wir gewinnen - das ist das Ziel."

Möglicherweise kommt gegen den Europameister wie gegen Andorra eine Dreierabwehr zum Einsatz. "Wir haben viele richtig gute zentrale Abwehrspieler, die auch auf internationalem Niveau gut spielen", begründete Rangnick seine Systemwahl. "Für mich geht es darum: Wie kriegen wir unsere besten Spieler auf den Platz, sodass sie als Mannschaft auch eine gute Balance haben zwischen Offensive und Defensive?"

Über "übermäßig viele normal ausgebildete, gelernte Außenverteidiger" verfüge man hingegen nicht. "Deswegen kann es durchaus sein, dass wir die Wingback-Positionen auch gegen andere Gegner offensiver besetzen." Gegen Andorra durften sich vor der Pause Phillipp Mwene und Debütant Alexander Prass versuchen, der eingewechselte Weimann zog sich im Spielverlauf eine kleinere Blessur zu.

"Es ist selbstverständlich auch gegen starke Gegner möglich, so zu spielen", sagte Rangnick über die Dreierkette. Der 64-Jährige erinnerte an die beiden Nations-League-Duelle mit Vizeweltmeister Kroatien (3:0/a, 1:3/h). "Im Aufbauspiel wird es gegen Gegner, die an einem normalen Fußballspiel Interesse haben, nochmal wirkungsvoller sein." Auf solche Gegner muss die ÖFB-Auswahl derzeit offenbar hoffen.

apa

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