06.06.2023 11:47 Uhr

Experten: Ein deutsches CL-Finale wird es wohl nie mehr geben

Ein deutsches CL-Finale wie 2013 wird es wohl nie mehr geben, glauben Experten
Ein deutsches CL-Finale wie 2013 wird es wohl nie mehr geben, glauben Experten

Ein deutsches Finale in der Champions League wie 2013 zwischen dem FC Bayern und dem BVB wird angesichts milliardenschwerer Investoren in den Konkurrenz-Ligen wohl einmalig bleiben - und das liegt nicht nur am fehlenden Geld.

Der FC Bayern München und Borussia Dortmund ließen die Bundesliga an jenem 25. Mai 2013 in ungewohntem Glanz erstrahlen, Europa blickte neidisch nach Deutschland. Doch Karl-Heinz Rummenigge sorgte vor dem "German Final" in Wembley mit einer provokanten Aussage für reichlich Aufsehen. So ein Spiel, sagte der damalige Bayern-Boss, werde es "nie mehr geben".

Zehn Jahre später liegt Rummenigge mit seiner düsteren Prophezeiung nahe an der Realität. Ein deutsches Finale in der Champions League ist angesichts der beängstigenden Entwicklungen im europäischen Fußball so weit entfernt wie nie.

Milliardenschwere Investoren und Staatsfonds, gerade in der Premier League, treiben die Konkurrenz aktuell vor sich her oder gar "in den Wahnsinn", so Rummenigge in "Bild". Die Lücke klafft immer weiter auseinander.

Sammer: Zweites deutsches Finale in der Königsklasse "Lichtjahre" weg

Für Matthias Sammer ist ein zweites deutsches Finale in der Königsklasse deshalb reine Utopie.

Auf die Frage, wie weit entfernt so eine Partie aktuell sei, antwortete der BVB-Berater unlängst gegenüber "Münchner Merkur/tz": "Nicht messbar. Lichtjahre!" Der FC Bayern sei zwar in jedem Jahr Finalkandidat, "aber alle anderen deutschen Teams sind weit weg".

Die Gründe liegen für Sammer auf der Hand. "Weil wir unsere Defizite nicht benennen, dafür erstklassig sind in Ausreden. Wir müssen mehr Mut haben", forderte der frühere DFB-Sportdirektor vor dem Finale am Samstag zwischen Manchester City und Inter Mailand in Istanbul.

Sammer gehört momentan beim Deutschen Fußball-Bund einer Task Force an, die die Nationalmannschaft in eine bessere Zukunft führen soll.

Deutsche Bilanz stagniert seit dem WM-Titel 2014

Die jüngste Vergangenheit sah spätestens seit dem deutschen WM-Titel 2014 höchst durchwachsen aus. Die DFB-Auswahl erlebte schwere Rückschläge - und auch die Bundesliga hinkte meist hinterher, wenn gleich es rühmliche Ausnahmen gab. Die Bayern triumphierten 2020 in der Königsklasse, RB Leipzig stand in jener Saison im Halbfinale. Eintracht Frankfurt holte sich zudem 2022 den Titel in der Europa League.

Und sonst? Selbst die erfolgsverwöhnten Münchner scheiterten in den vergangenen sieben Jahren fünf Mal mindestens im Viertelfinale der Königsklasse. Oft genug war für die Bundesligisten schon in der Gruppenphase Schluss.

Für Ralf Rangnick wurden die Fehler im Erfolg gemacht. Nach 2014 habe sich "Selbstzufriedenheit" eingestellt und "der Irrglaube, nun sei man das Beste, was es auf der Welt gibt", sagte Österreichs Nationaltrainer dem "kicker". Man habe aber "verpasst, die entscheidenden Dinge weiterzuentwickeln".

Sammer geht noch weiter. Beim fundamentalen Auftrag, aus dem individuellen Spieler das Beste herauszuholen und daraus eine Mannschaft zu bilden, "haben wir gnadenlos versagt", sagte er auch dem "kicker".

"Ihr Deutschen seid nicht mehr die, die ihr einmal wart"

Der Blick über die Grenzen habe dazu geführt, "dass wir das andere glorifiziert haben, wir waren so falsch verliebt in diese Ansichten, dass wir die eigene Identität und wesentliche Grundlagen vergessen haben". Der deutsche Fußball sei "zu lange Weltmeister" gewesen, monierte Felix Magath: "Wir waren nur noch Weltmeister."

Auch Bastian Schweinsteiger sieht längst einen Verlust der traditionellen deutschen Tugenden. "Für unsere Qualitäten wurden wir im Ausland beneidet", so der Champions-League-Sieger von 2013. Bei Manchester United hätten ihm die Kollegen aber gesagt: "Ihr Deutschen seid nicht mehr die, die ihr einmal wart. Spielerische Lösungen ja, aber Zweikämpfe und Eins-gegen-eins-Situationen sind die Basis."

Jürgen Klopp, 2013 Dortmunds Trainer und jetzt beim FC Liverpool, sieht einen anderen Ansatz: "So wie wir mit Dortmund die Bayern reizten, reizten Dortmund und Bayern andere Ligen in Europa. Deshalb war die deutsche Dominanz nicht von Dauer."

So oder so: Das "German Final" sei eben nur, meinte Rangnick, "eine schöne Episode" gewesen.

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