Motivation richtig gemacht - Auch in Männerkabine

Welche Worte genau in der Mannschaftsbesprechung der TSG Hoffenheim gefallen sind und welcher "Motivationshilfen" sich Trainer Christian Ilzer bedient hat, wird vielleicht nicht ans Tageslicht kommen. Der Einsatz eines Dildos, wie die "Sport Bild" berichtete, Ilzer aber nicht bestätigte oder dementierte, wäre jedenfalls als "sexualisiertes Verhalten zu werten, da ein Dildo eine eindeutige sexuelle Konnotation aufweist". Dies sagte Rechtsanwalt Lian Kanzler auf APA-Anfrage.
Für das Vorliegen einer sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz komme es auch darauf an, ob das Verhalten für die betroffenen Personen unerwünscht, unangebracht oder anstößig gewesen ist, erklärte Kanzler. "Aber es stellt sich natürlich auch die Frage, ob die betroffenen Personen diese Frage wirklich wahrheitsgemäß beantworten würden (Gruppenzwang, Nachteile, etc.). Dazu benötigt es Schutzkonzepte, wo klare Kommunikationswege festgehalten werden. Wo kann ich derartiges Verhalten melden? Was passiert mit dieser Meldung etc.?", sagte Kanzler. In Österreich könnte sich ein Sportler, eine Sportlerin an die Vertrauensstelle vera*Sport wenden.
Ein Dildo weist eindeutig eine sexuelle Konnotation auf
"Ein der sexuellen Sphäre zuzuordnendes Verhalten ist weit auszulegen. Es ist jedenfalls als sexualisiertes Verhalten zu werten, da ein Dildo eine eindeutige sexuelle Konnotation aufweist. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kann die verschiedensten Formen haben (Bilder, Aussagen, körperlich). So sind beispielsweise Poster von 'Pin-Ups' im Arbeitsbereich als sexuelle Belästigung zu werten. Daher ist es aus meiner Sicht das Zeigen eines Dildos ebenso", führte der Rechtsanwalt aus.
Die Frage, die sich die Sportjournalistin stellt: Wieso verwendet man Sexspielzeug, um Spieler eines deutschen Fußball-Bundesligisten zu Höchstleistungen auf dem Platz zu treiben? Ilzer erklärte vergangene Woche in einer Pressekonferenz darauf angesprochen, es sei um rein fußballspezifische Botschaften gegangen, bei denen er Symbole verwendet habe. Zum Schlagwort "Manneskraft" soll es mutmaßlich Sexspielzeug gewesen sein.
Es habe, erklärte Kanzler, auch eine sexistische Komponente, "da die Verwendung des Dildos, also eines Phallussymbols, für die Zutat 'Manneskraft' eine geschlechtsstereotypische Zuschreibung darstellt, die ein überholtes und problematisches Männerbild bedient, welches Männlichkeit auf sexuelle Potenz reduziert. Außerdem ist es transphob, da es übersieht, dass nicht jeder Mann einen Penis hat (Trans* Männer)."
Warum nicht Stärke und Kreativität statt Manneskraft?
"In diesem Zusammenhang finde ich bereits die Auswahl der Zutat 'Manneskraft' für ein gutes Spiel problematisch, da auch andere Zutaten hätten ausgewählt werden können, wie z.B. Ausdauer, Stärke, Beharrlichkeit, Kreativität. Ilzer wählte aber Manneskraft, die für sexuelle Kraft stehen soll, die wiederum zu sportlicher Leistung führt", sagte Kanzler, der Vorstandsmitglied bei 100%Sport ist, dem österreichischen Zentrum für Genderkompetenz und SAFE SPORT. Als Rechtsanwalt ist er spezialisiert auf Opfervertretung.
Er persönlich könne nicht nachvollziehen, "wie Herr Ilzer denken kann, dass die Wiederholung und somit die Verstärkung von gesellschaftlich tief verankerten toxischen Stereotypen ein kreativer Ansatz ist. Daran ist nichts Innovatives. Es ist nur grenzüberschreitend hinsichtlich der anwesenden Personen." Deutet man mit der Verwendung eines Dildos und Bezug auf die Manneskraft also an, dass nur sexuell leistungsfähige Männer am Fußballplatz auch ihre Leistung bringen können? "So würde ich das sehen, ja. Die Frage ist auch, ob im Fußballkontext, hier nicht vielleicht sogar - heterosexuell leistungsfähige Männer - mitschwingen kann."
apa