Sturm sucht nach Derbysieg die Meisterform

Spitzbübisch schwenkte Malick Yalcouyé nach seinem Siegtreffer in der Nachspielzeit sein schwarz-weißes Trikot auf der roten Eckfahne. Für ausgelassene Jubelstimmung taugte das 2:1 von Sturm Graz im Grazer Fußball-Derby gegen den GAK im Lager des Titelverteidigers aber nicht. Trainer Jürgen Säumel freute sich in einem zähen Spiel über einen Sieg der Moral. "Es ist nicht alles sensationell gut, sondern wir wissen schon, dass wir viele Dinge zu verbessern haben."
Deutlich formulierten Führungsspieler wie Otar Kiteishvili den Zustand des Meisters, der seine Qualitäten 2025 nur in Ansätzen aufblitzen lässt. "Wir sind glücklich, dass wir dieses Spiel drehen konnten. Weil wir in diesem Jahr in der zweiten Hälfte immer schlecht gespielt haben", sagte Kiteishvili, der die späte Wende zum vierten Derbysieg in Folge mit einem Kopfballtreffer (86.) eingeleitet hatte. "Der Sieg war wichtig für den Teamspirit." Im Sturm-Spiel sieht der Georgier viel Luft nach oben. "Wir waren zu passiv in Ballbesitz, nicht aggressiv und selbstsicher."
Sportchef mit Säumel "sehr zufrieden"
Ein Klasseunterschied wie noch beim 5:2-Sieg von Sturm im Oktober war nicht immer erkennbar. Der gesperrte Dimitri Lavalée vermisste in seinem Halbzeit-Interview Intensität und Power, die den Doublesieger in den letzten Jahren ausmacht. Die Liga-Bilanz im Frühjahr ist vor der heißen Phase ausgeglichen (2 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen). Säumel atmete nach dem Comeback-Sieg in "meinem bisher wichtigsten Spiel" als Trainer auf. "Ich bin Schwarzer durch und durch und weiß, welchen Stellenwert das Derby für den Verein hat."
Michael Parensen, der Sportdirektor von Sturm, ließ bereits vor der Partie durchblicken, dass er mit Säumels Arbeit "sehr zufrieden" ist. "Er macht das mit seiner Art sehr gut. Er hat nur Nuancen verändert, die Spielidee bleibt die gleiche", sagte der Nachfolger von Andreas Schicker auf Sky. "Er ist ein bisschen ruhiger als Typ, nicht so dominant wie sein Vorgänger. Das gibt den Spielern mehr Eigenverantwortung."
GAK stellte sich "ungeschickt" an
Der GAK knöpfte dem Rivalen letztlich nicht einmal einen Punkt ab. Den K.o. kassierten die Roten in Unterzahl (Gelb-Rot von Torschütze Perchtold) ausgerechnet im Konter. "Es tut brutal weh, wir hätten unseren überragenden Fans gerne einen Sieg geschenkt", meinte Trainer Rene Poms. "Wir haben uns bei den Gegentoren dementsprechend ungeschickt angestellt, so kannst du gegen den Champion nicht gewinnen."
Während der GAK mit einem Punkt Vorsprung aufs Tabellenende nur Elfter ist, zieht Sturm gemeinsam mit der punktgleichen Wiener Austria an der Spitze seine Kreise. Sieben Punkte Vorsprung hat das Duo auf den WAC, acht sind es auf Salzburg. Die zuletzt gegen Sturm erfolgreichen Salzburger erlebten im Westen einen Rückschlag. Das 1:1 in Altach ließ bei Trainer Thomas Letsch Erinnerungen an schlechte Zeiten aufkommen.
Salzburg ermahnt sich: "Nicht zweifeln beginnen"
"Wir haben in Klagenfurt einen Punkt geholt, gegen die WSG zu Hause und jetzt. Das reicht nicht. Wir haben den Anspruch an uns - jeder einzelne - dass wir solche Spiele gewinnen", merkte Letsch unmissverständlich an. Dem Deutschen stieß vor allem auf, dass seine Elf nach dem 1:0 durch Yorbe Vertessen mit wenig Nachdruck agierte. "Wir hätten das Spiel einfach früher 'killen' müssen. Es liegt an uns", sagte auch der Belgier.
Altach gelang per Elfer-Nachschuss schließlich der Ausgleich. Letsch zeigte sich unzufrieden, vor allem nachdem sein Team zuletzt gegen die Austria (1:0) und Sturm Graz (3:1) mit deutlich mehr Druck ein anderes Gesicht gezeigt hatte. "Es wäre eine dünne Erklärung, wenn wir nur dann, wenn wir richtig Druck haben, da wären", sagte Salzburgs Coach. Aus der Bahn werfen soll die Reise nach Altach den Vizemeister laut Letsch trotzdem nicht. "Wir dürfen jetzt nicht zu zweifeln beginnen", betonte auch Kapitän Alexander Schlager. Kommenden Sonntag geht es daheim gegen den WAC und damit wieder gegen einen Gegner, der in der Tabelle vor Salzburg rangiert.
apa