Österreicher-Topf: Lob & Kritik der Buli-Trainer

In der APA-Umfrage unter den Bundesliga-Trainern vor dem Start in die zweite Saisonphase sind unterschiedliche Auffassungen zum Österreicher-Topf zutage getreten. Einige Coaches befürworten die Einrichtung, die Clubs für den Einsatz von heimischen Spielern finanziell belohnt. Andere erachten den Österreicher-Topf in seiner derzeitigen Form als nicht mehr zeitgemäß und wünschen sich eine Reform.
Um an dem mit rund sechs Millionen Euro dotierten Topf zu partizipieren, muss ein Verein in jeder Partie mindestens zwölf Spieler auf den Spielbericht setzen, die die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen oder vor Vollendung ihres 18. Lebensjahres zum ersten Mal in Österreich registriert wurden und für die U22 (Stichtag 1.1.2003) spielberechtigt sind. Die Ausschüttung erfolgt in drei Abrechnungsperioden (nach 11 bzw. 22 Runden sowie nach dem Finaldurchgang) und nach der Anzahl der Spielminuten österreichischer Spieler, wobei die Minuten von U22-Spielern vierfach gewertet werden. Erfüllt ein Club in einem Spiel die Kriterien nicht, hat er für die jeweilige Abrechnungsperiode keinen Anspruch auf die Förderung.
Das trifft unter anderem auf Red Bull Salzburg zu. Coach Thomas Letsch wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Oberhaus-Vereine in den jüngsten Transferperioden viele Legionäre holten. "Es zeigt sich, dass in der Bundesliga immer mehr Clubs auf nicht-österreichische Spieler setzen, was als Zeichen zu sehen ist, um über das Thema Österreicher-Topf nachzudenken." Auch WAC-Coach Dietmar Kühbauer forderte, das aktuelle Modell zu überdenken. "Aufgrund des durch den Österreicher-Topf bedingten hohen Marktwerts österreichischer Spieler schaffen es nur noch die großen Clubs, diese zu verpflichten, und die kleineren Clubs müssen auf Legionäre zurückgreifen", meinte der Burgenländer.
Ingolitsch warnt vor schwierigem Kräftemessen mit Großclubs
Altachs Fabio Ingolitsch gab zu bedenken: "Bist du vom Österreicher-Topf abhängig, dann hast du zwar den Vorteil, dass dein Scouting-Markt kleiner ist, jedoch fischen alle im gleichen Teich. Im Kräftemessen mit den Großclubs der Liga kann dabei die Schere immer weiter auseinandergehen."
Rapids Robert Klauß äußerte sich ebenfalls kritisch. "Ich glaube, dass der Österreicher-Topf, so wie er jetzt existiert, wenig dazu beiträgt, die Jugendspieler zu fördern. Es geht da eher um die Österreicher an sich und nicht um die Jugendspieler. Man müsste eine Lösung finden, dass man für Einsatzzeiten von jungen österreichischen Spielern, die in weiterer Folge Relevanz für den ÖFB haben, belohnt wird."
So wie Rapid verzichtet momentan auch Meister Sturm Graz auf die Einnahmen aus dem Österreicher-Topf. Dessen Trainer Jürgen Säumel hat einen pragmatischen Zugang. "Letztlich ist es eine wirtschaftliche Entscheidung der Vereine, ob sie den Österreicher-Topf nutzen oder darauf verzichten. Man könnte die aktuellen Regelungen sicherlich überdenken, aber am Ende zählt, was für den Club am besten funktioniert."
Österreicher-Topf für Schopp "nicht das Optimum"
Für LASK-Coach Markus Schopp "stellt der Österreicher-Topf in der aktuellen Form nicht mehr das Optimum dar. Für mich macht es etwa einen Unterschied, ob wir von einem jungen Österreicher von 18, 19, 20 Jahren oder einem österreichischen Spieler im fortgeschrittenen Alter sprechen. Hier muss man Überlegungen anstellen, wie man den Österreicher-Topf adaptieren und attraktiver machen kann, damit die Vereine wieder vermehrt auf diese Möglichkeit der Budgetoptimierung zurückgreifen." Hartbergs Manfred Schmid würde sich von der Liga wünschen, "den Topf noch attraktiver zu machen".
Während sich auch der LASK nicht an die Kriterien hält, hat bei Austria Klagenfurt ein Umdenken eingesetzt. "Ich habe vor einem Monat die Order bekommen, ab sofort auf den Österreicher-Topf zurückzugreifen, und ich finde das richtig. Sonst kommt man in Versuchung, Ausländer zu verpflichten, die nicht besser sind als unser heimischer Nachwuchs", erklärte Trainer Peter Pacult.
Zu den Befürwortern zählt auch Gerald Scheiblehner von Blau-Weiß Linz. "Mannschaften, die international dabei sind, können finanziell auf den Österreicher-Topf verzichten. Vereine wie der FC Blau-Weiß Linz sind daher auch sehr attraktiv für junge österreichische Spieler, weil sich dort eine gute Chance bietet, in der höchsten österreichischen Liga Fuß zu fassen und den nächsten Schritt zu gehen. Daher ist der Österreicher-Topf weiterhin wichtig, um die österreichischen Talente weiterhin fördern zu können."
WSG, GAK und Austria halten sich an Kriterien
Alternativlos ist die Partizipation am Österreicher-Topf für WSG Tirol, weil die Einnahmen daraus "für uns ein sehr wichtiger Faktor in der Budgetierung" seien, so Trainer Philipp Semlic. "Wir wollen auch mit vielen Tirolern eine gewisse Identifikation schaffen, von daher gehen wir in diesem Bereich definitiv den Weg des Österreicher-Topfs."
Auch der GAK bekennt sich zum Österreicher-Topf. "Unser Zugang ist klar, dass wir uns in Zukunft nicht nur an die Vorgaben halten, sondern auch noch mehr in Richtung U22-Spielern gehen, deshalb haben wir uns auch um eine Akademie bemüht. Für uns steht der Österreicher-Topf ganz klar im Mittelpunkt unserer Denkens", betonte Sportchef Dieter Elsneg.
Doch nicht nur Vereine aus den unteren Tabellenregionen halten sich an die Kriterien. Die Austria, punktegleich mit Sturm Graz Grunddurchgangszweiter, setzt ebenfalls auf den Österreicher-Topf. "Für uns ist der Österreicher-Topf nach wie vor eine wichtige Einnahmequelle", sagte Trainer Stephan Helm, meinte aber auch: "Wenn man sieht, dass immer mehr Vereine darauf verzichten, stelle ich mir die Frage, ob der Österreicher-Topf zweckmäßig noch attraktiv genug ist."