14.10.2013 10:09 Uhr

Edgar Davids - Barnets fünftklassige Nummer 1

Edgar Davids kassierte nach einem Ellenbogen-Check eine Minute vor Schluss Rot und löste eine zünftige Rudelbildung aus
Edgar Davids kassierte nach einem Ellenbogen-Check eine Minute vor Schluss Rot und löste eine zünftige Rudelbildung aus

Der ehemalige Weltstar Edgar Davids gibt für Barnet FC gratis den Spielertrainer, läuft mit der Nummer 1 auf und lässt sich von den Mitspielern "Mister" nennen. Am Anfang hat jenen das gar nicht gefallen, mittlerweile sind aber alle froh, dass er da ist. Wenn er nicht gerade wieder einen Ausraster hat.

Vor 18 Jahren gewann Edgar Davids im Happel Stadion mit Ajax Amsterdam die Champions League. 2000 klebte sein Konterfei als größtes 3D-Poster der Welt auf einem 150 Meter hohen Bürogebäude in Rotterdam. 2003 zierte er das Cover vom FIFA-Fußballspiel mit Ryan Giggs und Roberto Carlos im Hintergrund. Als ihn Roman Abramovich 2004 zu Chelsea holen wollte, entgegnete Juve-Manager Luciano Moggi: "Selbst wenn er mir den Mond für ihn anbietet, werden wir ihn nicht verkaufen."

Dabei war Davids nie recht umgänglich. Bei der EM 1996 haben ihn die Niederländer vorzeitig heimgeschickt, nachdem er Bondscoach Guus Hiddink im Radio geraten hatte: "Er sollte seinen Kopf aus den Ärschen einiger Spieler rausnehmen, dann könnte er einiges besser sehen."

Derzeit kickt Davids in London. Aber nicht für Chelsea, Arsenal, Tottenham oder sonst irgendeinen Spitzenklub, sondern für Barnet FC in der fünftklassigen Conference League. Der 40-Jährige ist beim 1888 gegründeten Traditionsklub – der nie über die vierte Liga hinaus kam – Spielermanager. Und das gratis! Dafür stellt er sich immer wieder selbst auf und darf mit der Nummer 1 auflaufen.
>> Edgar Davids spielt künftig mit der Rückennummer 1

Seine Rote war Sonntag sogar live im TV zu sehen

Vergangenen Sonntag wurde das Spiel Barnet FC - Wrexham AFC (1:1) in Ermangelung besserer Alternativen sogar landesweit im TV übertragen; und Davids nützte das Rampenlicht auf seine Art und Weise. Er stellte sich nicht wie gewohnt im defensiven Mittelfeld, sondern im Abwehrzentrum neben David Stephens auf. "Er hat mir gesagt, dass er das auch schon in der Champions League gespielt hat. Damit war mir klar, dass er es kann", so Stephens.

Von den Zweikämpfen her hat es auch gepasst, allerdings hat der "Pitbull" (wie Davids schon länger gennant wird) dann in der Schlussphase die Nerven verloren und sich zu einem Ellenbogencheck hinreissen lassen. Es folgte eine Rudelbildung mit drei Roten Karten, eine davon für den Niederländer.

Ihn selbst wird die Sperre vielleicht gar nicht so stören, denn das nächste Spiel ist im 185km entfernten Hereford. Auf die Auswärtsreise nach Halifax (270km) hat der Spielertrainer nämlich schon einmal freiwillig verzichtet. "Überall muss ich wirklich nicht hin", hat er gesagt und es wurde anstandslos akzeptiert. Angeblich soll ihm die Übernachtung in Halifax aufgestoßen sein, weil ihm das Nachtleben von London mehr zusagt. Also überließ er das Coaching Ulrich Landvreugd, seinem langjährigen Freund, der sonst seinen Assistenten gibt und dafür sogar bezahlt wird.

Ronaldinho war auch schon zum Plaudern da

In Barnet sind sie einfach nur froh, dass er immer wieder mal da ist und Kommandos gibt. Klubchef Anthony Kleanthous weiß: "Es kann sein, dass er von einem Tag auf den anderen wieder weg ist. Aber es scheint ihm zu gefallen, sonst wäre er ja schon längst weg." Ein Jahr werkt Davids schon in Barnet. Den Abstieg aus der League Two konnte er nicht verhindern, den hatte vielmehr schon sein Vorgänger mit nur drei Punkten aus den ersten elf Spielen verschuldet gehabt.

Kleanthous freut sich, dass ein bisschen Glanz und Glorie auf Barnet fällt. "Zuletzt hat Brasilien vor dem Länderspiel in Wembley hier trainiert. Als ich mit Edgar ein bisschen geplaudert habe, hat sich plötzlich Ronaldinho zu uns gestellt und wir haben ein bisschen philisophiert. Und das am Trainingsgelände von Barnet FC. Das ist doch unglaublich."

>> Übersicht englische Conference

ts

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