28.10.2013 12:30 Uhr

"Bei Rapid sind böse Menschen am Werk"

Hans Krankl konnte seine Enttäuschung nicht verbergen
Hans Krankl konnte seine Enttäuschung nicht verbergen

"Bei Rapid sind böse Menschen am Werk", meinte Hans Krankl am Sonntag bei der Sky-Sendung "Talk und Tore" verbittert. Warum verbittert? Weil er schon fix davon ausgegangen ist, wieder eine leitende Funktion bei seinem Herzensklub zu bekommen. Dies wurde aber durch die vom Wahlkomitee abgelehnte Kandidatur von Erich Kirisits verhindert. Um seinen angekratzten Ruf zu retten, wandte sich der Xerox-Chef nun mit einem offenen Brief an die Fans und stellte sein geplantes Konzept ins Netz.

Rudolf Edlinger hört als Rapid-Präsident auf. Das ist aber auch schon das einzige, was bei Österreichs Rekordmeister im Moment feststeht. Grabenkämpfe zwischen den möglichen Nachfolgern bestimmen das Geschehen. Ex-Orange Boss Michael Krammer lehnte mit dem Wahlkomitee eine Kandidatur von Erich Kirisits ab – und stellte sich kurz darauf selbst zur Wahl, die am 18. November stattfindet.

"Über Geschmack lässt sich streiten, über eine schiefe Optik gewiss nicht", meinte Kirisits und wertet das Verhalten Krammers als "undemokratisch und höchst zweifelhaften Akt". Warum wurde Kirisits abgelehnt? Unter anderem wollte er keinen Stein auf dem anderen lassen und sämtliche Führungspositionen austauschen. Das ging den aktuellen Mächtigen natürlich gegen den Strich, wäre aber vielen Rapid-Fans, die seit Ewigkeiten "Vorstand raus" skandieren, nur recht gewesen.

Krankl-Mitarbeit bei Rapid nicht erwünscht?

Was ihnen aber nicht passte, war die Alternative. Und die hieß Hans Krankl. "Sport-Nachwuchs, International & Fans" – so hätte das Verantwortungsgebiet des Goleadors lauten sollen. Keine kleines Aufgabenfeld jedenfalls, auch wenn es im Konzept nicht näher ausgeführt wurde.

"Es wäre ein Versäumnis, ihn nicht zum Wohl des SK Rapid gegenüber der Jugend und gegenüber der internationalen Fußball-Community arbeiten zu lassen. Es wäre fahrlässig, ihn nicht in die Gewinnung neuer und die Bindung bestehender Sponsoren ebenso wie in die Gewinnung neuer und Bindung bestehender Fans und Mitglieder einzubinden. Genau das wären nämlich neben sportlichen Agenden die Tätigkeitsschwerpunkte von Hans Krankl in meinem Präsidiums-Team gewesen", so Kirisits. Krankl wäre also eine Art Schulte, Jancker, Kuhn und Marek in Personalunion geworden?

Seine Hingabe zum Verein steht wohl außer Zweifel, auch die Verdienste als Spieler wird kaum jemand in Frage stellen. Die ausreichende Qualifikation für diesen wichtigen Posten kann jedoch hinterfragt werden. Krankls Meinung nach habe die jetzige Vereinsführung bei diversen Medien und Internet-Foren intregiert und manipuliert.

"Den jetzigen Funktionären liegt Rapid nicht am Herzen"

"Das ist die größte Enttäuschung. Durch Lügen wurden die Fans gegen Kirisits aufgebracht. Ich muss akzeptieren, dass auch die Fans gegen mich sind, weil sie gegen Kirisits sind. Das trifft mich. Ich habe den Klub im Herzen, ich habe grün-weißes Blut. Den jetzigen Funktionären liegt Rapid nicht am Herzen", meinte die Stürmer-Legende.

Vor Jahren war ihm Skender Fani ein Klotz am Bein auf dem Weg ins Rapid-Präsidium. Nun sollte sich eben Krankl als Bleigewicht für Kirisits erweisen. In dessen Präsidium hätten weiters Herbert Pinzolits, der Gründer des Sportmagazin Verlags und Stefan Leeb, der Aufsichtsrat der Wien Holding, sitzen sollen.

Als zusätzlichen Minuspunkt bei der abgelehnten Kandidatur wurde die Standortfrage des Stadions gesehen. "Ich bekenne mich dazu, dass die Heimat des SK Rapid in Hütteldorf liegt. […] Ich bekenne mich aber auch dazu, dass verantwortungsvolles Management bedeutet, gemeinsam und offensiv Alternativen zu diskutieren, wenn der Neubau am derzeitigen Standort nicht zu gewährleisten und unser Verein dadurch in seiner zukünftigen wirtschaftlichen und sportlichen Existenz bedroht wäre", so Kirisits.

Gerüchten zufolge soll hinter Kirisits eine Investorengruppe gestanden sein, die eben an so einer Alternative höchst interessiert war. Die finale Entscheidung hätten jedoch die Mitglieder bei einer Hauptversammlung treffen sollen.

Mittels strategischen Partnern zu 40 Millionen Euro

Kirisits wollte zudem Allianzen mit deutschen und slowakischen/CSFR (sic!) Vereinen schmieden und den Fokus für Scouting und Transfers auf Südosteuropa legen. Für die beiden kommenden Saisonen sah er Meisterpotential. Probleme mit den Fans wollte er mit einem sogenannten "Fan-Kodex" und einem Ethikkomitee lösen und somit das Image verbessern.

Mittel- und langfristig wollte er das Budget auf 30 bis 40 Millionen Euro erhöhen (auch mittels strategischen Kapitalmarktpartnern bei seiner geplanten KG), internationale Vergleiche wurden mit Alkmaar gesetzt. Alles in allem keine unbedingt neuen, aber durchaus plausible Ideen – die jedoch nun nie den Weg in die Realität finden werden.

Vom Wahlkomitee direkt auf den Präsidentenstuhl?

Wie bereits erwähnt ist nun der ehemalige Orange-Boss Michael Krammer in der Polepostion für die Präsidentschaft. Aber auch er muss erst durch das Wahlkomitee akzeptiert werden. Diesem Ausschuss gehört er mittlerweile nicht mehr an.

Den bitteren Beigeschmack des Eliminierens eines Konkurrenten und anschließender Selbst-Kandidatur bleibt jedenfalls an ihm haften. Die Frage ist nun, wen Krammer in seinem Team haben will – und ob Krankls Vorwurf somit Gültigkeit hat: "Bei Rapid wollen viele Leute nur ihre Claims verteidigen und es verändert sich nichts."

>> Kirisits wird nicht Rapid-Präsident

Johannes Sturm

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