12.11.2013 13:25 Uhr

Halbleere Stadien: Zuschauerminus in Liga

Halbleere Tribünen, ein gewohntes Bild aus der österreichischen Bundesliga.
Halbleere Tribünen, ein gewohntes Bild aus der österreichischen Bundesliga.

Eine Analyse der Europäischen Profiligen (EPFL) offenbart, was heimische Stadionbesucher schon längst wissen. Die Bundesliga konnte im Gegensatz zur Schweiz den Rückenwind der Europameisterschaft 2008 nicht nützen. Im Fünfjahresvergleich verlor die Liga 400.000 Zuschauer.

"Ich wage eine Prognose gegen die Experten und Journalisten. Ich bin überzeugt, dass wir kommende Saison einen leichten Zuschaueranstieg haben werden," sagte Bundesliga-Vorstand Georg Pangl zu Saisonbeginn. Eine mutige Prognose, denn der Trend zeigt nach unten, immer weniger Fans wollen die Spiele in der Bundesliga in den Stadion miterleben. Eine europaweite Analyse der EPFL ("Fan Attendance Review") zeigt auf: Im Untersuchungsraum von 2008 bis 2013 sanken die Zuschauerzahlen der österreichischen Bundesliga jährlich um 6,66 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt offenbart sich die Dramatik bei diesem Rückgang. Strömten in der Saison 2008/09 noch knapp über 1.600.000 Fans, also rund 9000 pro Spiel, in die Stadien, ließen sich 2012/13 nur mehr knapp über 1.200.000 Fans (6820 pro Spiel) anlocken.

Auch bei den weiteren Kennzahlen ist ein Rückgang hinzunehmen. Die durchschnittliche Stadionkapazität in der Liga nahm von 14.798 auf 13.991 ab. Zusätzlich zur verringerten Kapazität sank auch die Auslastung. Waren die Stadion in der Saison 2008/09 noch zu 61 Prozent gefüllt, sind die Stadien mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes halbleer. 2011/12 sank die Auslastung auf 49,1 Prozent, 2012/13 wurden nur mehr 48,7 Prozent erreicht. Dieser Wert wird sich weiter verschlechtern, denn noch ist Aufsteiger SV Grödig mit seiner geringen Kapazität nicht eingerechnet. Der Ligavorstand sah die Lage zu Saisonbeginn dennoch rosig: "Die Clubs und die Liga entwickeln sich positiv, an der Infrastruktur und den Bestimmungen wird gearbeitet", so Pangl.

EM-Ausrichter profitieren – Österreich nicht

Was eine rechtzeitig Investition in Infrastruktur gebracht haben könnte, zeigt das Beispiel der Schweizer Super League. Im Ausgangsjahr der EPFL-Analyse lagen die Zuschauerzahlen bei den Eidgenossen noch knapp unter denen der Bundesliga. Doch zielgerichtete Investitionen anlässlich der EURO 2008 und weitere Stadionneubauten in St. Gallen, Thun und Luzern zahlten sich aus. Seitdem legte die Super League mit einem durchschnittlichen Wachstum von fast sieben Prozent einen wahren Sprung nach vorne hin. Nur in zwei nationalen Meisterschaften konnte ein höheres Zuschauerwachstum verzeichnet werden. Es sind dies wenig überraschend die beiden letzten EM-Ausrichter Polen (+12,2 Prozent) und die Ukraine (+9,7).

Dabei ist in Österreich das Fußballinteresse durchaus vorhanden. So konnte der ÖFB in den fünf Heimspielen der WM-Qualifikation mit weit über 200.000 Zuschauer einen Rekordbesuch verbuchen. Und auch die Zuschauerzahlen in den Europacupbewerben lassen sich im internationalen Vergleich sehen. Rapid liegt in der Europa League nach Eintracht Frankfurt auf dem zweiten Platz im Zuschauerranking, RB Salzburg im guten Mittelfeld, ebenso wie die Austria in der Champions League.

Weitere Saisonprognose ungünstig

In der laufenden Saison der heimischen Bundesliga liegt das Zuschauerinteresse gleichauf mit den Zahlen der Vorsaison. Doch zwei Faktoren sprechen dafür, dass sich die Prognose Pangls nicht bestätigen wird:

Enger Saisonkalender: Aufgrund der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien fällt der Schlusspfiff in der Liga schon am 10. Mai. Dementsprechend eng ist der Saisonkalender. In Dezember wird bis fast eine Woche vor Weihnachten gespielt. Kalte Witterung, schlechte Infrastruktur und Anstoßzeiten unter der Woche um 20:30 werden kaum zu einem Massenandrang führen. Im Frühjahr wird bereits am 8. Februar wieder angepfiffen, ein Zeitpunkt wo in vielen Gebieten Österreichs noch tiefwinterliche Verhältnisse herrschen. Fehlende Rasenheizungen in Grödig, Wolfsberg, Wiener Neustadt und bei der Admira lassen bei ungünstigen Wetter Absagen und damit kurzfristige Spielansetzungen unter der Woche erwarten. Und dann droht dank den Olympischen Winterspielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) noch Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Fans.

Fehlende Spannung: Auch wenn vergangen Runde der Tabellenletzte Admira Wacker gegen den überlegenen Tabellenführer RB Salzburg überraschen konnte, spricht alles für einen Alleingang der Salzburger. Die fehlenden Spannung im Titelkampf kann den andern Großklubs wie Austria, Rapid und Sturm Graz weiter Zuschauer kosten. Ähnliches gilt auch am Tabellenende. Bleibt es beim Punkteabzug der Admira, wird der Schnitt von 3.500 Zuschauer pro Spiel kaum zu halten sein.

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Clemens Schotola

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