18.12.2013 13:50 Uhr

Palacios-Martinez: Ein Rohdiamant auf dem Sprung

Federico Palacios-Martinez (r.) gewann letzte Saison mit Wolfsburg die A-Junioren-Meisterschaft
Federico Palacios-Martinez (r.) gewann letzte Saison mit Wolfsburg die A-Junioren-Meisterschaft

29 Tore in 14 Spielen - eine starke Mannschaftsbilanz, ist man geneigt zu sagen. Doch diese Quote von mehr als zwei Toren pro Partie steht derzeit im Portfolio eines einzigen Spielers: Federico Palacios-Martinez vom VfL Wolfsburg trifft in dieser Spielzeit der A-Jugend-Bundesliga Nord/Nordost wie er will. Den Titel des Torschützenkönigs hätte er wahrscheinlich auch schon inne, wenn er in der Rückrunde kein Spiel mehr bestreiten würde.

Am letzten Spieltag vor der Winterpause netzte der 18-Jährige beim 8:2 gegen Union Berlin gleich sechsmal ein. Inzwischen gehen mehr als die Hälfte der Tore des amtierenden Deutschen A-Junioren-Titelträgers auf sein Konto. Der Halb-Spanier ist nach Bundesliga-Shootingstar Maximilian Arnold und dem kürzlich von Leverkusen abgeworbenen Riesentalent Julian Brandt die nächste große Hoffnung aus dem Wölfe-Nachwuchs.

Schon in der letzten Saison agierte der gebürtige Hannoveraner als jüngerer Jahrgang in der A-Jugend und mauserte sich in der Rückrunde zum Stammspieler. Da das Zentrum durch Albion Avdijaj belegt war, wich der gelernte Stürmer auf Rechtsaußen aus und bildete mit Brandt auf links die torgefährlichste U19-Flügelzange des Landes. Mit entscheidenden Toren im Halbfinale gegen Schalke und im Finale gegen Hansa Rostock trug er wesentlich zur zweiten A-Junioren-Meisterschaft Wolfsburgs innerhalb von drei Jahren bei.

>>> Zum A-Junioren-Finale 2013

>>> Alle Tore von Palacios-Martinez in dieser Saison auf einen Blick

Eiskalter Torjäger in der Talentschmiede

Seit diesem Sommer darf der nur 1,70 Meter große Wusler nun in der Sturmmitte agieren und trifft seitdem mit beängstigender Effizienz. Es sind selten Einzelaktionen oder spektakuläre Traumtore, die sein Spiel prägen. Vielmehr zeichnen ihn ein explosionsartiger Anritt, der Instinkt für die richtigen Laufwege und eine erstaunliche Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor aus. Auch der Blick für den Nebenmann ist ihm bei schon acht Torvorlagen nicht fremd.

Bei all dem profitiert er sicherlich auch von seinen starken Mitspielern wie Julian Brandt, Philipp Müller oder Tolcay Cigerci, den Bruder von Hertha-Leihgabe Tolga Cigerci. Sie setzen ihn immer wieder gekonnt in Szene und sind somit ähnlich wichtige Faktoren dafür, dass die Niedersachsen die Staffel Nord/Nordost auch in dieser Spielzeit nach Belieben dominieren.

Auslaufender Vertrag ruft Interessenten auf den Plan

Dennoch: Der Stürmer gilt als Rohdiamant, nicht nur in Deutschland. Topklubs wie Atlético Madrid, Arsenal und Liverpool sollen bereits Interesse zeigen. Im Inland lockt der FC Bayern München, der den Blondschopf bereits als 14-Jährigen aus Hannover verpflichten wollte – damals allerdings scheiterte, weil das Talent in seiner Heimatregion bleiben wollte und sich für den VfL entschied. Auch RB Leipzig ist kürzlich ins Rennen um das Juwel eingestiegen und ködert mit Stammplatzaussichten, vermutlich in der 2. Bundesliga.

Der Ausbildungsvertrag des Stürmers läuft im kommenden Sommer aus. Bislang hat er beim Europa-League-Anwärter noch keinen Profivertrag unterzeichnet, obwohl er ihm schon seit Monaten unterschriftsreif vorliegt. Palacios-Martínez scheint nach der jüngsten Leistungsexplosion zu pokern und die ihm vorliegenden Angebote abzuwägen: "Ich will unbedingt in den Profibereich", so der Sohn einer Deutschen und eines Spaniers, der damit auch Trainer Hecking unter Zugzwang setzt. Seit Oktober trainiert er bereits bei den Profis, kam auch schon bei Testspielen in der ersten Mannschaft zum Einsatz und überzeugte auf Anhieb.

Olic-Nachfolger oder Brandt-Nachahmer?

Angesichts der Tatsache, dass der VfL-Sturm mit dem verletzungsanfälligen und formschwachen Bas Dost, dem inzwischen 34-jährigen Ivica Olic und Ergänzungsspieler Stefan Kutschke nicht optimal zukunftsorientiert aufgestellt ist, könnte der Mittelstürmer bereits im Wintertrainingslager an die Mannschaft herangeführt werden und in der Rückrunde zu ersten Profieinsätzen kommen.

Denn nach der erfolgreichen Integration von Arnold und Innenverteidiger Robin Knoche in die Stammelf scheinen die Einsatzchancen für Eigengewächse in Wolfsburg nicht mehr ganz so unrealistisch wie noch vor Jahren. "Unseren Weg werden einige gehen", prophezeite Knoche zuletzt gegenüber "spox.com". Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Palacios-Martínez den neuen Wolfsburger Weg mitgehen wird oder er es ähnlich wie Julian Brandt auf Abwegen nach oben versucht.

Johann Mai

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