11.01.2014 21:48 Uhr

Clássico in Lissabon: Siegen für Eusébio!

Emotionaler Abschied: Zahlreiche Benfica-Fans erwiesen ihrem Idol im Estádio da Luz die letzte Ehre
Emotionaler Abschied: Zahlreiche Benfica-Fans erwiesen ihrem Idol im Estádio da Luz die letzte Ehre

Am Sonntag ist es wieder soweit: Das Kräftemessen zwischen dem FC Porto und Benfica Lissabon wird Millionen Fans vor die Bildschirme locken. Doch so oft es dieses Duell schon gab, die 228. Auflage des "O Clássico" steht unter besonderen Vorzeichen.

Es waren bewegende Szenen, die sich Anfang der Woche im Estádio da Luz abspielten. Tausende Fans, Politiker, Prominente und Angehörige versammelten sich in der Hauptstadt, um sich von ihrem Idol zu verabschieden. Der Tod Eusébios versetzte Portugal in einen Schockzustand. Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus und hing die Fahnen auf Halbmast. Einer der ganz Großen hatte die Bühne für immer verlassen.

15 Jahre lang opferte sich die Ikone zwischen 1960 und 1975 für Benfica Lissabon auf. Der "Schwarze Panther" führte den Verein zu elf Meisterschaften, fünf Pokalsiegen und zwei Triumphen im Europapokal der Landesmeister. Erfolge, von denen die aktuelle Mannschaft weit entfernt ist. Dass es im ersten Spiel nach dem tränenreichen Abschied ausgerechnet gegen den FC Porto geht, verleiht dem Duell am Sonntag (ab 17 Uhr bei uns im Liveticker) eine besondere Note.

"Sieg für Eusébio"

Den Status des portugiesischen "Branchenprimus" hat der größte Verein der Welt längst verloren. Nach nur zwei Meisterschaften in den letzten 19 Jahren rangiert Benfica in der Hierarchie klar hinter dem FC Porto - für die Anhänger der "Adler" ein inakzeptabler Zustand. Auch hinter den Kulissen brodelt es, Trainer und Mannschaft stehen mehr denn je auf dem Prüfstand.

"Ich hoffe, dass die emotionale Belastung und der Wunsch, den Sieg Eusébio zu widmen, nicht zu einer zu großen Last werden", gab Coach Jorge Jesus unter der Woche zu Protokoll. Es wirkte fast wie eine vorgezogene Entschuldigung für den Fall, dass man gegen den großen Rivalen aus dem Norden mal wieder den Kürzeren zieht. Noch ist der Rekordmeister in der Tabelle auf Augenhöhe mit dem FCP. Die bisher gezeigten Leistungen und das überraschende Aus in der Champions League haben im Umfeld jedoch für große Missstimmung gesorgt. Nur ein "Sieg für Eusébio" könnte die Wogen wohl glätten.

Verletzungssorgen trüben die Vorfreude

Nüchtern betrachtet stehen die Vorzeichen für die Hauptstädter allerdings nicht besonders gut. Die beiden Leistungsträger Gaitan und Rodrigo sind verletzt, der Einsatz von Stürmer-Star Cardozo steht auf der Kippe. Auch Stamm-Keeper Moraes ist angeschlagen und droht auszufallen. "Das bereitet mir keine Sorgen. Wir haben genügend Spieler, die das auffangen können", behauptet Jesus. Eine Meinung, die der exzentrische Trainer exklusiv haben dürfte.

Durch den Tod Eusébios sei es zwar vor allem emotional eine besondere Partie, aber "was sich während der Woche abgespielt hat, erhöht den Druck auf uns nicht. Jedes Duell gegen Porto ist extrem wichtig", erklärte der 59-Jährige. "Meine Mannschaft ist hoch motiviert und wird selbstbewusst in dieses Spiel gehen."

"Zeigen, dass wir bereit sind"

Gleiches darf man auch vom amtierenden Meister erwarten. Schließlich haben die "Blau-Weißen" von den letzten 22 Ligaspielen gegen Benfica nur drei verloren. Sieben Mal stemmten die Drachen seit 2006 den Meisterpokal in die Höhe. Ein Sieg im Estádio da Luz wäre ein erster großer Schritt in Richtung Titelverteidigung.

"Wir sind vorbereitet und haben in den letzten Tagen gut trainiert. Natürlich wissen wir, was dieses Spiel für Benfica bedeutet, trotzdem wollen wir siegen", sagte Porto-Coach Paulo Fonseca. Während der 90 Minuten dürfe das Thema Eusébio keine Rolle spielen, betonte der 40-Jährige. "Das müssen wir ausblenden und zeigen, dass wir bereit sind, im Da Luz zu gewinnen."

Ein Sieg wäre für Fonseca ähnlich wichtig wie für seinen Gegenüber, denn auch ihm bläst nach dem vorzeitigen Scheitern in der Königsklasse ein etwas heftigerer Wind ins Gesicht. Glaubt man den Stimmen im Umfeld, so ist der Meistertitel schon jetzt die einzige Chance, die Saison noch zu retten. Ein Sieg im 228. "O Clássico" würde die Kritiker zumindest vorübergehend ruhig stellen.

Christian Schenzel 

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