SKN-Coach Baumgartner kein "Fuzzitrainer"

Mit dem zweiten Cupfinale innerhalb eines Jahres hat sich Gerald Baumgartner endgültig in die erste Reihe der österreichischen Trainer gespielt. Für den 49-Jährigen heißt die Gegenwart zwar noch St. Pölten, der Karriereplan des ehrgeizigen Salzburgers sieht freilich einen baldigen Aufstieg vor. "Ich bin kein Fuzzitrainer mehr", sagte Baumgartner vor dem Duell mit Salzburg am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Klagenfurt.
47 Jahre lang ging es medientechnisch vergleichsweise ruhig zu im Leben Baumgartners. Als aktiver Kicker ("Ich war damals schon sehr ehrgeizig") blieb ihm der ganz große Durchbruch verwehrt, der Offensivakteur brachte es zwischen 1984 und 1992 für Austria Salzburg, Austria Wien und die Vienna freilich immerhin auf 65 Bundesligaspiele. Der sensationelle Cupsieg mit Pasching im Vorjahr, der Wechsel nach St. Pölten im Herbst des Vorjahres und der neuerliche Finaleinzug haben Baumgartner aber zum "Cupspezialisten" (14 Spiele, 14 gewonnene K.o.-Duelle mit RB Juniors, Pasching bzw. St. Pölten) und gefragten Mann gemacht.
"Es ist schön, wenn die Arbeit geschätzt wird. Aber ich bin kein Fuzzitrainer mehr und kann die Dinge richtig einschätzen", sagte Baumgartner dazu. "Es geht immer darum, dass du richtig geerdet bist und die Werte hast. Und die habe ich. Ich renn' nicht den ganzen Tag mit erhobenen Händen herum." Doch Baumgartner ist sich seines Wertes bewusst. Nicht erst seitdem Grödig jüngst erfolglos versucht hat, ihn von St. Pölten loszueisen. Die Niederösterreicher, bei denen Baumgartner einen neuen Spielstil etabliert hat, wissen, was sie an ihm haben. Medial wurde er unlängst selbst bei der Austria als Thronfolger von Herbert Gager gehandelt.
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Mit 40 erstmals auf der Trainer-Bank
Dabei ist Baumgartner im Vergleich mit so manchem Kollegen ein Spätberufener. Der Mann aus Oberndorf bei Salzburg nahm erst mit 40 auf der Trainerbank Platz und arbeitet noch kein ganzes Jahr im Profifußball. Zwischen 2005 und April 2011 war er bei den Red Bull Juniors als Co-Trainer von u.a. Niko Kovac, Adi Hütter, Thorsten Fink und Lars Söndergaard tätig und rückte schließlich für fast ein Jahr auf den Chefsessel des Regionalligisten vor. Als Pasching zum RB-Satelliten wurde, kommandierte man Baumgartner zum Drittligisten an die Linzer Peripherie ab, ehe er im vergangenen Herbst die Nachfolge von Martin Scherb in St. Pölten antrat.
Der Wechsel in die zweithöchste Spielklasse war zugleich eine Abnabelung von Red Bull. Beim Konzern-Verein war für Baumgartner schließlich die Decke erreicht, zuvor holte er sich freilich viel vom taktischen und sportwissenschaftlichen Rüstzeug, das ihm nun zugutekommt. "Ich habe eine sehr gute Ausbildung genossen. Auch in Sachen Sportmanagement und -marketing", erzählte Baumgartner. In Salzburg führte er zudem Spieler am Ende ihrer Profikarriere wie den nunmehrigen Red-Bull-Trainer Hütter ins Metier ein und baute gemeinsam mit dem aktuellen Wr.-Neustadt-Coach Heimo Pfeifenberger die Akademie auf. So gesehen steckt schon jetzt ein bisschen Baumgartner in Österreichs höchster Spielklasse.
Unzweifelhaft hat Baumgartner, der nicht zuletzt als guter Motivator und "Teambuilder" gilt, ein gerüttelt Maß Selbstbewusstsein aufgebaut. "Ich bin ein moderner Trainer mit gutem Fußballkonzept, das bei mehreren Vereinen funktioniert hat", hielt er fest. "Ich habe noch nie eine Mannschaft in den Keller geführt. Meine Teams sind immer besser geworden, die Spieler haben sich gut entwickelt." Der modebewusste Coach, der in der Vergangenheit auch als Werbegrafiker arbeitete, sieht sich aber nicht nur als Dirigent an der Seitenlinie, er will den Blick aufs große Ganze richten. "Ich habe immer über den Tellerrand geblickt. Ich bin nicht nur ein Trainer, sondern kann einen Verein auch weiterentwickeln."
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apa