22.08.2014 16:37 Uhr

Austria will im Derby Druck ablassen

Gerald Baumgartner hofft im Wiener Derby auf seinen ersten Meisterschaftssieg mit der Austria
Gerald Baumgartner hofft im Wiener Derby auf seinen ersten Meisterschaftssieg mit der Austria

Im Vorfeld gleicht das 310. Wiener Derby mehr einem Krisengipfel als dem Duell zweier Bundesliga-Aushängeschilder. Der nach fünf Runden noch sieglose Vorletzte Austria empfängt am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) den Tabellensiebten Rapid. Bei den Veilchen überwiegt aber dennoch die Vorfreude auf ein prestigeträchtiges Kräftemessen.

"Es hinken beide den Erwartungen hinterher". Für Gerald Baumgartner ist die Ausgangslage der zwei Wiener Großklubs Austria und Rapid ähnlich. In Punko Ballbesitz führen sie die Bundesliga an (Rapid 61,6 Prozent, Austria 59,1 Prozent). In der tabellarischen Realität bestreiten jedoch Neunter gegen Siebenter das Topspiel der 6. Runde. "Sie versuchen Torchancen zu kreieren, kommen aber nicht zu den hundertprozentigen. Sie schießen zwar ein Tor, bekommen aber auch vermeidbare. Es ist ähnlich wie bei uns", wollte der 49-Jährige Parallelen erkannt haben. beide bekämen die Brutalität des Sports gnadenlos zu spüren.

Der Druck beim noch sieglosen Meister von 2013 ist freilich gewaltig. "Ich glaube nicht, dass die Mannschaft mit Angst hineingeht, die Vorfreude überwiegt", versicherte Baumgartner vor seinem persönlich ersten Auftritt bei einem Wiener Derby. Auch Marco Meilinger wollte von Versagensangst nichts wissen: "Mit Druck muss ein Fußballprofi umgehen können. Wenn man das nicht kann, ist man fehl am Platz. Aber Druck kann auch positiv sein."

Ob Meilinger selbst auch zum Derby-Debüt kommen kann ist noch offen. Der 23-Jährige laboriert an Muskelproblemen im Oberschenkel, ist aber zuversichtlich. Auch Stürmer Omer Damari (Schlag auf den Vorfuß) ist fraglich. "Es wird spannend bis zuletzt sein, aber ich glaube, dass beide spielen können", hoffte Baumgartner auf die Einsatzfähigkeit seiner "beiden besten Angriffsspieler".

Gleichzeitig gab der Trainer kleine Einblicke in den Konkurrenzkampf im Kader. Kienast und Harrer hätten gut trainiert, seien daher ein Thema. WM-Teilnehmer Holland brachte zuletzt eine gute Leistung, "ihm fehlt aber noch die Power für 90 Minuten". Das Youngster-Duo Sascha Horvath und Peter Michorl hätte sich physisch weiterentwickelt. "Sie haben von der Fitness zugelegt, das ist wichtig. Es fehlt noch etwas darauf, dass sie Stammspieler werden. In der nächsten Zeit ist es möglich, dass wir sie in den Spielkader aufnehmen und sie Spielpraxis bekommen." Ihre Zukunft entscheidet sich aber auch abseits des Rasens: "Die Jungen müssen sich klar zur Austria bekennen", deutete Baumgartner Stolpersteine bei Vertragsgesprächen an.

Baumgartner lässt Kritik durchklingen

Zuletzt strotzte die Austria-Mannschaft nicht vor Selbstvertrauen. Die Hoffnung, dass sich die oft gelobten Trainingsleistungen endlich auch in den Spielen niederschlagen bleibt aber ungebrochen. "Ich gehe immer davon aus, dass wenn ein Spieler gut trainiert, auch am Wochenende seine Leistung abrufen kann. Das ist aber nicht bei allen der Fall. Wir haben Spieler, die auf ihren Lieblingspositionen spielen und trotzdem nicht ihre beste Leistung bringen", rätselte er.

Der Austria-Coach erwähnte jüngst auch einen "Rucksack", den er übernommen hatte. Was sich darin befinde, wollte Baumgartner jedoch nicht präzisieren: "Interna sollten intern bleiben." Ob ein voller Erfolg zum Ablegen des schweren Gepäcks reiche? "Ein Derbysieg allein reicht nicht, aber es wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung". Wie weit die Mannschaft vom Soll noch entfernt sei, wollte er nicht beziffern: "Ich tue mir schwer das in Prozent auszudrücken."

Fortschritte seien für Baumgartner aber erkennbar, wenngleich er die taktische Umstellung nur bedingt als Entschuldigung für die Startschwierigkeiten gelten lassen will. "Ich möchte nicht, dass die Spieler immer eine Ausrede haben, von wegen neuem System. Jeder Trainer hat seine eigenen Erwartungen von Taktik und Auftreten", sagte Baumgartner. "Es ist ja nicht so schwer. Wir sollten ein wenig aggressiver spielen, etwas dynamischer nach vorne."

Der Raum für Ausflüchte wird bei der Austria zunehmend kleiner. Mit dem ersten vollen violetten Erfolg nach fünf sieglosen Derbys könnte zumindest etwas Druck abgelassen werden. Dann geht vielleicht auch die eine oder andere Aktion leichter vom Fuß.

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Sebastian Kelterer

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